Das neue Gesicht der MKG-Chirurgie

Aufgaben und Möglichkeiten der plastisch-rekonstruktiven und ästhetischen Gesichtschirurgie haben sich gewandelt

Das neue Gesicht der Isabelle Dinoire ging um die Welt – als sensationelle Erfolgsmeldung für die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG). Das Team um den französischen MKG-Chirurgen Bernard Devauchelle hatte der 38-Jährigen im vergangenen Jahr erfolgreich Nase-, Mund- und Kinnpartie einer Toten transplantiert, nachdem ihr Gesicht durch Hundebisse zerstört worden war. Als besondere Problematik galt dabei unter Fachleuten die Überwindung der Antigenität, also zu befürchtender Abstoßeffekte. „Diese erste Gesichtstransplantation hat unserem Fach neue Dimensionen eröffnet“, ist Prof. Dr. Dr. Elmar Esser, Pressereferent der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie (DGMKG), überzeugt. Dies gelte auch ungeachtet der Probleme einer lebenslangen Immunsupression.

Die DGMKG wurde 1951 als rein wissenschaftliche Gesellschaft gegründet und vertritt hierzulande mit über 1.300 Mitgliedern sowohl alle wissenschaftlichen und medizinischen Belange als auch die berufs- und standespolitischen Aspekte des Fachgebietes. Sie fusionierte im Jahr 2000 mit dem Berufsverband Deutscher Ärzte für MKG. Das Fach Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie hat sich historisch aus den Therapieerfordernissen bei Kriegsverletzungen des 1. Weltkrieges, von Gesichtstumoren und der Rehabilitation von Spaltträgern entwickelt. Drei Gruppierungen waren dabei entscheidend: Allgemeinchirurgen mit dem Schwerpunkt plastisch-rekonstruktive Chirurgie, ästhetische Gesichtschirurgen und chirurgisch qualifizierte Zahnärzte. Inhaltlich hat sich diese Verzahnung von allgemeinchirurgischen Verfahren und zahnärztlicher Chirurgie unter spezieller Kenntnis von Anatomie und Physiologie des Gesichtsschädels und der Mundhöhle sowie der Handhabung dentaler Werkstoffe als sehr effektiv erwiesen. Die überaus große Bedeutung der MGK-Chirurgie bei komplexen Gesichtsverletzungen in Kriegszeiten ging nach dem Krieg auf die Versorgung von Unfallopfern des Straßenverkehrs über. Dank der hohen Effektivität der Sicherheitssysteme sind Verkehrsverletzungen trotz des höheren Verkehrsaufkommens erfreulicherweise auf 30 % des ursprünglichen Umfangs reduziert, so dass für den rein rekonstruktiven Teil der MKG-Chirurgie eher die Behandlung von Tumoren und bei Fehlbildungen, Katastrophenmedizin und Auslandseinsätzen im Vordergrund steht.

MKG-Chirurgen: Umfassende Ausbildung in Medizin und Zahnmedizin Heute umfasst das Spektrum der MKG-Chirurgie Erkrankungen, Verletzungen, Frakturen, Fehlbildungen und Formveränderungen der Zähne, der Mundhöhle, der Kiefer und des Gesichts, wie zum Beispiel die Behandlung mit Implantaten im Mundhöhlenbereich, die Behandlung von Fehlbildungen im Mund-Kiefer-Gesichtsbereich, unfall- und plastische Wiederherstellungschirurgie und ästhetische Chirurgie im Gesichtsbereich, dies einschließlich der Skelettverlagerung bzw. der Dysgnathischen Chirurgie.

Das gesamte Spektrum der Gesichtschirurgie

„Die MKG-Chirurgie ist das einzige Fachgebiet, das ausschließlich auf das gesamte Spektrum der Gesichtschirurgie einschließlich des Schädels und Kiefers spezialisiert ist,“ erläutert Prof. Esser. „Anders als alle anderen Fachärzte hat der MKG-Chirurg eine umfassende Ausbildung sowohl in der Medizin als auch in der Zahnmedizin und damit hohe Kompetenz in der Knochenund Plastisch-Rekonstruktiven Chirurgie. So werden zum Beispiel aktuell über 40 % aller Zahnimplantate von MKG-Chirurgen gesetzt.“ Im Gegensatz zum Facharzt für Plastische Chirurgie, dessen Ausbildung sechs Jahre dauert und den gesamten Körper umfasst, erwirbt der MKG-Chirurg seine Kompetenz durch eine siebenjährige chirurgische Ausbildung nur für das Gesicht, wobei die Ästhetik als Folge der Kompetenz in der Wiederherstellung der Funktion betrachtet wird. Im Bereich der Präventiven Diagnostik, zum Beispiel bei Tumor- oder Systemerkrankungen, bietet die MKG-Chirurgie die Diagnostik und Therapie unabhängig von der Ausdehnung der Erkrankung aus einer Hand – hier muss der Patient nicht von Pontius zu Pilatus laufen, also unterschiedliche, mehr oder weniger aufeinander abgestimmte Behandlungen in Anspruch nehmen. Prof. Esser: „Deshalb ist der MKG-Chirurg grundsätzlich bereits von seiner Ausbildung her der hoch qualifizierte und spezialisierte Ansprechpartner für alle Problemstellungen des Gesichts und der Mundhöhle, einschließlich der Zähne und des Kiefers.“

Ästhetik: Vom Facelift bis zur skelettverlagernden OP Durch die Beschäftigung mit der Okklusion, also dem perfekten Biss, und der Zusammenarbeit mit dem Fach Kieferorthopädie hat die MKG-Chirurgie die Verfahren der skelettverlagernden Operation bei starkem Fehlbiss entwickelt und weiterentwickelt. Dies hat unter anderem dazu geführt, dass die MKG-Chirurgie auch in der Spezialisierung auf die ästhetisch-plastische Gesichtschirurgie zu ihren ursprünglichen Wurzeln zurückgefunden hat. Die Kenntnis von Anatomie und Funktion des Gesichtsbereichs sowie die fachliche Qualifikation zur Harmonisierung der „knöchernen Unterlage“ (Stirn, Mittelgesicht, Unterkiefer, Nase) ist nun einmal die Voraussetzung für die richtige Einschätzung, die optimale Operationsplanung und -durchführung – sozusagen von innen nach außen. Denn erst der tagtägliche Umgang mit sämtlichen Operationsverfahren im Gesichtsbereich führt zur geforderten Kompetenz hinsichtlich differenzierter und individuell abgestufter Therapien von der skelettverlagernden Operation, der Konturplastik und der Nasenkorrektur bis hin zu reinen Weichteilkorrekturen wie zum Beispiel Facelift, Lidkorrektur oder Faltenbehandlungen.

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Prof. Dr. Dr. Elmar Esser idw

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