Problemfall Carotisstenose: Operation oder nur Kathetereingriff?

Bei mittlerweile über 30.000 Carotisstenosen pro Jahr stellt sich immer häufiger die Frage: Ist der minimal-invasive Kathetereingriff die Alternative zur Operation, um Schlaganfällen vorzubeugen? Die von deutschen, österreichischen und Schweizer Kliniken erarbeitete SPACE-Studie liefert den ersten wissenschaftlichen Beleg dafür, dass bei symptomatischer Verengung der Halsschlagader die stentgeschützte perkutane Angioplastie (Stent-PTA) der Thrombendarteriektomie (TEA) in Sicherheit und Erfolg vergleichbar ist. Der Hauptteil des bislang größten internationalen Vergleiches beider Methoden ist nun nach 1.200 Patienten abgeschlossen. Radiologen diskutieren die vorläufigen Ergebnisse der SPACE-Studie ab morgen auf dem 87. Deutschen Röntgenkongress.

Seit einigen Jahren steht Ärzten in der Schlaganfallprävention das Einbringen von Stents über die Leistenader als sanfte Alternative zur Behandlung von Carotisstenosen zur Verfügung. Bisher fehlt jedoch ein aussagefähiger Vergleich der Stent-PTA mit der herkömmlichen Carotisoperation. Immerhin wenden deutsche Ärzte diese Technik bereits einige 1.000 Mal pro Jahr an. Die SPACE-Studie (Stentgeschützte Angioplastie der Carotis versus Endarteriektomie) bringt nun wichtige Erkenntnisse über die Effektivität der Stent-PTA. Denn sie untersuchte, ob mit beiden Methoden das Risiko, innerhalb von 30 Tagen nach Behandlung einen Schlaganfall zu erleiden oder zu versterben, gleichwertig ist. 33 Zentren mit ca. 100 angeschlossenen Kliniken in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind in die SPACE-Studie eingebunden.

In den Augen der beteiligten Wissenschaftler bringt die weniger invasive Kathetertechnik den Patienten einige Vorteile: „Die Stent-PTA hat gegenüber der Operation ein geringeres Zugangstrauma, da wir lediglich die Leiste des Patienten punktieren müssen. Bei einer Operation können Hirnnerven gedehnt und dadurch das Schlucken oder Sprechen kurzfristig gestört werden. Zudem können wir die Therapie ohne Vollnarkose durchführen und den Patienten danach schneller entlassen“, so Prof. Dr. Hartmut Brückmann, Leiter der Abteilung für Neuroradiologie am Klinikum der Universität München, einem an der SPACE-Studie beteiligten Zentrum.

Die vorläufigen Zahlen der SPACE-Studie deuten darauf hin, dass das Risiko, innerhalb von 30 Tagen nach der Behandlung einen Schlaganfall zu erleiden oder zu versterben bei Stent-Patienten und bei operativ behandelten Patienten ähnlich ist, allerdings mit einem minimal höheren Risiko bei Stent-Interventionen. Dies beweist jedoch noch nicht, dass beide Methoden auch statistisch ein gleich hohes Risiko haben. Erst am Ende der Nachbeobachtungszeit von zwei Jahren kann man Gewissheit über die Langzeitvorbeugung beider Methoden erwarten. „2008 wissen wir dann endgültig, ob beide Behandlungsmethoden ähnlich effektiv in der Verhinderung von Schlaganfällen sind“, ergänzt Prof. Brückmann. Die Ergebnisse dürfen auch noch nicht auf Patienten mit zufällig gefundener und bisher asymptomatischer Carotisstenose übertragen werden.

2001 riefen die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie, die Deutsche Gesellschaft für Neurologie, die Deutsche Gesellschaft für Neuroradiologie und die Deutsche Röntgengesellschaft die SPACE-Studie ins Leben. Die Studie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie in beträchtlichem Umfang auch aus den Mitgliederbeiträgen der Ärzte der genannten Fachgesellschaften finanziert.

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