Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs

Wolfsburg übernimmt Vorreiterrolle

Die Stadt Wolfsburg ist die Heimat von Volkswagen und bisher eher bekannt als Motor des Fortschritts bei der Entwicklung moderner Produktionsverfahren für Automobile. Jetzt wird die Stadt auch zum europäischen Vorreiter für verbesserte Strategien in der Vorsorge von Gebärmutterhalskrebs. Hierfür haben das Klinikum der Stadt Wolfsburg, die Deutsche BKK und der Gesundheitsverbund Wolfsburg, dem unter anderem die meisten Frauenärzte aus Wolfsburg und Umgebung angehören, einen Vertrag geschlossen. Er soll dafür sorgen, dass deutlich weniger Frauen als bisher an Gebärmutterhalskrebs erkranken. Bisher fallen dem Tumor in Deutschland Jahr für Jahr etwa 2.000 Patientinnen zum Opfer und 7.000 Neuerkrankungen sind jedes Jahr zu verzeichnen.

Größere Rolle für die HPV-Diagnostik

Ein inhaltlicher Schwerpunkt des neuen Vertrages ist die routinemäßige Integration des so genannten HPV-Tests in die Vorsorge auf Gebärmutterhalskrebs, also die Kombination mit dem herkömmlichen Pap-Abstrich. Der HPV-Test weist die eigentliche Ursache von Gebärmutterhalskrebs nach, die humanen Papillomaviren (HPV). Ohne diese sexuell übertragbaren Krankheitserreger kann der bösartige Tumor nur in äußerst seltenen Ausnahmefällen entstehen. „Jahrelange Forschungsarbeiten und Studiendaten von weit über 100.000 Frauen belegen, dass durch einen zusätzlichen HPV-Test mehr Fälle von Gebärmutterhalskrebs und seinen gefährlichen Vorstufen frühzeitig erkannt werden als durch die konventionelle Form der Vorsorge“, erläutert Professor Dr. Karl Ulrich Petry, Leiter der Frauenklinik am Klinikum Wolfsburg. Bisher stützt sich die Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung in erster Linie auf den Pap-Abstrich.

„Erst vor wenigen Monaten hat eine große europaweite Studie die Vorteile des HPV-Tests erneut bestätigt“, so Petry weiter. Die rechtzeitige Diagnose von Gebärmutterhalskrebs ist extrem wichtig – in frühen Krankheitsstadien betragen die Heilungschancen nahezu 100 Prozent.

Die Kombination von Pap-Abstrich und HPV-Test bietet noch einen weiteren entscheidenden Vorteil: Fallen sowohl Pap-Abstrich als auch HPV-Test unauffällig aus, so liegen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein Gebärmutterhalskrebs oder gefährliche Krebsvorstufen vor. Auch für die nächsten Jahre können die Frauen absolut beruhigt sein. Sie gehen dann weiterhin zur jährlichen Vorsorge, auf den Pap-Abstrich kann aber verzichtet werden. Fallen dagegen beide Tests positiv aus, empfiehlt das Wolfsburger Modell eine sofortige Abklärung in der Dysplasiesprechstunde durch eine Kolposkopie, also die Spiegelung des Gebärmutterhalses. Diese Sprechstunde soll nur von Abteilungen oder Praxen durchgeführt werden, die nach den Richtlinien der deutschen Gesellschaft für Kolposkopie zertifiziert sind oder werden. Auch von dieser Maßnahme versprechen sich die Initiatoren einen deutlichen Qualitätszuwachs, insbesondere da eine eigens entwickelte Software eine externe Qualitätskontrolle ermöglicht.

Ist der HPV-Test positiv und der Abstrich negativ wird eine Wiederholung beider Tests nach neun bis zwölf Monaten empfohlen. Bei stark verunsicherten Frauen ist allerdings auch eine sofortige Abklärung in der Dysplasiesprechstunde möglich.

Ist der Pap-Abstrich positiv und der HPV-Test negativ, wird zunächst ein weiterer Pap-Abstrich zur Kontrolle vorgenommen. Alle Nachweise auf humane Papillomaviren erfolgen mit dem weltweit erprobten Hybrid Capture(r) 2 (hc2) HPV DNA-Test, der heute in jedem Routinelabor eingesetzt werden kann.

Vorreiter in Europa

Das Wolfsburger Modell, also die routinemäßige Kombination von HPV-Test und Pap-Abstrich, kommt allen Frauen ab 30 Jahren zu Gute. Professor Petry: „Mit dem Wolfsburger Modell setzen wir klinische Forschung direkt in die tägliche Praxis um, im Interesse unserer Frauen und des Gesundheitswesens. Die Deutsche BKK und die beteiligten Frauenärzte in der Region können stolz sein bei der Krebsvorsorge durch die stärkere Nutzung des HPV-Tests und weiterer moderner Untersuchungsstandards wie der Kolposkopie europaweit eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Wenn es uns gelingt, alle Wolfsburgerinnen zur Teilnahme an der modernen Vorsorge zu motivieren, können wir Wolfsburg vielleicht bald als „Gebärmutterhalskrebsfreie“ Stadt bezeichnen.“

Media Contact

Dr. Werner Bauch presseportal

Weitere Informationen:

http://www.wolfsburg.de/klinikum

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