Mediziner des Universitätsklinikums Frankfurt gründen Kompetenz-Allianz für Schilddrüsentumore

Jedes Jahr wird bei etwa 3000 Menschen in Deutschland Schilddrüsenkrebs diagnostiziert. Die Heilungschancen bei dieser Art von Krebs sind vergleichbar höher als bei vielen anderen bösartigen Tumoren. Eine frühzeitige Entdeckung des Tumors und seine richtige Behandlung begünstigen die Heilung. Allerdings ist hier ganz besonders die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit aller beteiligten Ärzte entscheidend für den Erfolg der Behandlung. Deshalb hat Professor Dr. med. Frank Grünwald, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin im Zentrum für Radiologie am Klinikum der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Main, mit Medizinern aus weiteren klinischen Funktionsbereichen des Uniklinikums am 5. Dezember 2005 eine interdisziplinäre Kompetenz-Allianz gegründet. Die Allianz führt die fachliche Kompetenz der beteiligten Zentren am Klinikum zusammen und verbindet synergetisch Diagnose- und Therapieverfahren zu einer optimalen Versorgung. Patienten, die an einem Schilddrüsenkarzinom erkrankt sind und Menschen mit Verdacht auf eine Erkrankung können so modernste Untersuchungsverfahren und eine Behandlung auf höchstem Niveau in Anspruch nehmen. Insgesamt drei Funktionsbereiche haben die Ärzte hierfür zusammengeführt: Nuklearmedizin, Innere Medizin und Chirurgie.

Im Funktionsbereich Endokrinologie der Medizinischen Klinik I untersuchen die Mediziner unter der kommissarischen Leitung von Professor Dr. med. Klaus Badenhoop mit Hilfe einer umfassenden Hormondiagnostik die Stoffwechselaktivität von Schilddrüsentumoren. Unter Einsatz ultraschallgesteuerter Feinnadelpunktionen wird geklärt, ob ein Tumor operiert werden muss. Ein molekularbiologisches Labor ermöglicht dort technologisch moderne molekulargenetische Untersuchungen, die genaue und rasche Analysen von Tumorerkrankungen und anderer Krankheitssymptome gewährleisten. „Im kontinuierlichen Austausch mit Nuklearmedizinern, Chirurgen und Onkologen optimieren wir Entscheidungsprozesse hinsichtlich Diagnose und weiterführender Therapie einer Tumorerkrankung“, fasst Professor Badenhoop zusammen.

Für die Optimierung der Operation an der Schilddrüse verfügt die Klinik für Allgemein- und Gefäßchirurgie des Zentrums für Chirurgie über mikrochirurgische Methoden, intraoperatives Neuromonitoring, Nebenschilddrüsen-Reimplantation und auch minimal-invasive Verfahren. In der Klinik für Allgemein- und Gefäßchirurgie gehören laut Professor Dr. med. Wolf-Otto Bechstein, Direktor der Klinik für Allgemein- und Gefäßchirurgie, Operationen an der Schilddrüse zu den am häufigsten durchgeführten Eingriffen. Eine operative Entfernung der Schilddrüse zieht eine notwendige Zerstörung noch vorhandener kontaminierter Zellen durch radioaktives Jod nach sich. Hier kommt der interdisziplinäre Austausch der Chirurgie mit der Nuklearmedizin zum Tragen.

So bietet die Klinik für Nuklearmedizin am Zentrum für Radiologie neben der kompletten Diagnostik von verdächtigen Knoten die Radiojodbehandlung bei gutartigen und bösartigen Schilddrüsenerkrankungen an. Für die umfassende Nachsorge der Behandlung steht unter anderem die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) zur Verfügung. Die Klinik für Nuklearmedizin hat für die Nachsorge eigens eine Sprechstunde eingerichtet. Da die frühzeitige Erkennung einer wieder aufgetretenen Krebserkrankung sehr entscheidend ist, verfügen die Nuklearmediziner über individuell ausgearbeitete Schemata für regelmäßige Kontrolluntersuchungen nach Abschluss der Behandlung. Diese Nachuntersuchungen gehören in die Hand eines erfahrenen Arztes, da die Frühzeichen des Wiederauftretens der Krebserkrankung nicht immer leicht zu erkennen sind. Professor Grünwald, Sprecher der Kompetenz-Allianz, vertritt daher das Prinzip der umfassenden Krebsbehandlung für alle Patienten mit Indikationen in dieser Richtung: „Jeder Patient mit Schilddrüsenkrebs oder Personen mit verdächtigen Knoten in der Schilddrüse müssen Zugang zu allen Verfahren der modernen Medizin erhalten.“

Bei Knoten ab 1 Zentimeter Größe ist eine Szintigraphie notwendig. Hierbei kann der Nuklearmediziner heiße oder kalte Knoten sehen. Etwa jeder 15. kalte Knoten ist bösartig. Wenn ein kalter Knoten festgestellt wird, so sind weitere Maßnahmen erforderlich, um das Krebsrisiko besser abschätzen zu können. Hierzu gehören eine Gewebeentnahme aus dem Knoten, die Bestimmung des Tumormarkers Calcitonin im Blut und die nuklearmedizinische Untersuchung mit Substanzen, die Tumorgewebe anzeigen können. Falls nicht hinreichend geklärt werden kann, dass es sich um einen gutartigen Knoten handelt, muss operiert werden. Das Gewebe wird dann feingeweblich untersucht.

In Deutschland haben etwa 15 Millionen Menschen Knoten in der Schilddrüse. Eine Ursache hierfür ist der teilweise in Deutschland immer noch herrschende Jodmangel. Knoten bleiben oftmals unbemerkt, da sie im Anfangsstadium meist nicht mit Beschwerden einhergehen. Erst wenn die Schilddrüse wächst und auf Nachbarorgane drückt, kommt es zu Druckgefühl am Hals, Schluckbeschwerden und Luftnot. Dabei verspricht die Behandlung gerade im Anfangsstadium auch bei gutartigen Erkrankungen den größten Erfolg. „Knoten müssen ernst genommen werden, da sich hinter jedem einzelnen Schilddrüsenkrebs verbergen kann“, meint Professor Grünwald und weist darauf hin, dass wie bei vielen anderen Tumorarten im frühen Stadium meist eine vollständige Heilung des Krebses möglich ist.

Die Kompetenz-Allianz ist von entscheidender Bedeutung, wenn eine multimodale Therapie notwendig wird, etwa bei Tumoren, deren Wachstum weit fortgeschritten sind. Dem Tumorzentrum des Universitätsklinikums Frankfurt kommt bei der Koordination der beteiligten Ärzte eine besondere Bedeutung zu. Professor Dr. med. Lothar Bergmann von der Medizinischen Klinik II am Zentrum der Inneren Medizin und Sprecher des Tumorzentrums sieht in der Tumor-Konferenz eine wichtige Einrichtung der Kompetenz-Allianz, bei der sich die Spezialisten in regelmäßigen Abständen treffen und gemeinsam abstimmen: „Die Uniklinik Frankfurt als Klinikum der Maximalversorgung erfüllt alle Voraussetzungen, um die Behandlung auch der besonders schwierigen Fälle unter den Schilddrüsenkrebspatienten stetig zu verbessern.“

Damit Patienten und niedergelassenen Ärzten eine rasche Kontaktaufnahme zu einem Spezialisten möglich ist, wurde eine zentrale Hotline „Schilddrüsentumoren“ eingerichtet. Unter der Telefonnummer 069-6301-5368 ist ein Facharzt Mo.-Do. von 8:00 bis 16:00 Uhr und Fr. von 8:00 bis 14:00 Uhr erreichbar.

Für weitere Informationen:

Prof. Dr. med. Frank Grünwald
Direktor der Klinik für Nuklearmedizin
Zentrum der Radiologie
Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt a. M.
Fon (069) 6301 – 4330
Fax (069) 6301 – 6805
E-Mail gruenwald@em.uni-frankfurt.de

Prof. Dr. med. Klaus Badenhoop
Kommissar. Leiter des Funktionsbereichs
Endokrinologie
der Medizinischen Klinik I
Zentrum der Inneren Medizin
Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt a. M.
Fon (069) 6301 – 5396
Fax (069) 6301 – 6405
E-Mail badenhoop@em.uni-frankfurt.de

Prof. Dr. med. Wolf-Otto Bechstein
Direktor der Klinik für Allgemein- und Gefäßchirurgie
Zentrum der Chirurgie
Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt a. M.
Fon (069) 6301 – 5251
Fax (069) 6301 – 7452
E-Mail wolf.bechstein@kgu.de

Prof. Dr. med. Lothar Bergmann
Tumorzentrum Rhein-Main, Medizinische
Klinik II
Zentrum der Inneren Medizin
Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt a.M.
Fon (069) 6301 – 7969
Fax (069) 6301 – 7373
E-Mail l.bergmann@em.uni-frankfurt.de

Ricarda Wessinghage
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt a. M.
Fon (0 69) 63 01 – 77 64
Fax (0 69) 63 01 – 8 32 22
E-Mail ricarda.wessinghage@kgu.de

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