Rotweingenuß zur Krebstherapie?

Trotz aggressiver Behandlungsprotokolle haben viele Krebspatienten weiterhin eine schlechte Prognose, was die Notwendigkeit für neue Therapieansätze verdeutlicht. Die meisten Krebsmedikamente wirken vor allem dadurch, dass sie in Tumorzellen das zelleigene Selbstmordprogramm, die sogenannte Apoptose, auslösen. Da jedoch Apoptose in vielen Tumoren blockiert ist, sind solche Geschwülste auch resistent gegenüber herkömmlichen Behandlungsmethoden. In einem von der Wilhelm-Sander-Stiftung geförderten Projekt entdeckte das Forscherteam von Professor Klaus-Michael Debatin, Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Ulm, und Frau Privatdozentin Simone Fulda, Leiterin des Landesforschungsschwerpunkts Apoptose der Universität Ulm, dass der Naturstoff Resveratrol die Resistenz von Tumorzellen gegenüber Krebstherapien aufhebt.

Resveratrol ist ein Polyphenolderivat, das natürlicherweise im Rotwein vorkommt und insbesondere wegen seiner kardioprotektiven und chemopräventiven Wirkung bekannt ist. So dürfte Resveratrol der Grund für das sogenannte „French Paradox“ sein, d.h. der Tatsache, dass dort, wo viel Rotwein getrunken wird, auch weniger kardiovaskuläre Erkrankungen auftreten.

Die Ulmer Forscher fanden nun heraus, dass Resveratrol zahlreiche Krebsarten einschließlich resistenter Tumoren sowohl für Chemotherapie als auch für zytoxische Zytokine empfindlich macht. Untersuchungen zu den molekularen Wirkungsmechanismen entschlüsseln, daß Resveratrol über transkriptionelle und posttranskriptionelle Vorgänge das Apoptose-hemmende Protein Survivin außer Kraft setzt und damit in Krebszellen die Schwelle zur Auslösung von Apoptose durch eine gleichzeitige Zytostatikagabe senkt.

Da die Wirkung der meisten Krebstherapien vor allem auf dem Auslösen von Apoptose in Tumorzellen beruht und folglich Defekte in Apoptoseprogrammen zur Resistenz von Krebszellen führen, eröffnen sich durch die Identifizierung dieser neuartigen Wirkung von Resveratrol als Modulator der Apoptoseempfindlichkeit neue Perspektiven in der Krebstherapie. So ist z.B. der Einsatz von Resveratrol, das bereits in einer klinisch applizierbaren Formulierung vorliegt, in Kombinationsprotokollen denkbar, um resistente Krebsarten für konventionelle Chemotherapien wieder empfindlich zu machen und damit die Behandlungsoptionen und Prognose von Krebspatienten zu verbessern.

Kontakte:
PD Dr. Simone Fulda, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin,
Eythstr. 24, 89075 Ulm, Telefon: (07 31) 500 – 25980
E-mail: simone.fulda@medizin.uni-ulm.de

Media Contact

Bernhard Knappe idw

Weitere Informationen:

http://www.wilhelm-sander-stiftung.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer