Ab Oktober an die Grippe-Schutzimpfung denken und den Schutz vor Pneumokokken nicht vernachlässigen

Gemeinsame Pressemitteilung des Paul-Ehrlich-Instituts und des Robert Koch-Instituts.
Das Paul-Ehrlich-Institut und das Robert Koch-Institut empfehlen allen gefährdeten Personen, sich in den nächsten Wochen gegen die Virusgrippe impfen zu lassen. Diese stellt für Personen mit bestimmten Grundleiden und für ältere Menschen eine besondere gesundheitliche Gefährdung dar, die im schlimmsten Falle tödlich enden kann.

Alle gefährdeten Personen sollten sich in den nächsten Wochen und Monaten gegen die Virusgrippe impfen lassen, dies empfehlen das Robert Koch-Institut in Berlin und das Paul-Ehrlich-Institut in Langen. Für Personen mit bestimmten Grundleiden und für ältere Menschen stellt eine Influenzavirus-Infektion eine besondere Gefährdung dar, weil es im Krankheitsverlauf häufig zu Komplikationen kommt. Oft sind dies bakterielle Lungenentzündungen, die tödlich enden können. „Der beste Schutz vor einer Virusgrippe besteht in der rechtzeitig durchgeführten Impfung, die aufgrund der hohen Veränderungsfähigkeit der Influenzaviren jährlich mit dem aktuellen Impfstoff der Saison wiederholt werden sollte“, betont Reinhard Kurth, Präsident des Robert Koch-Instituts.

Wichtig ist die Influenzaimpfung außerdem für Personen, die täglich mit vielen Menschen in Kontakt kommen. So sind zum Beispiel Ärzte und Pfleger, aber auch anderes Krankenhauspersonal mit direktem Patientenkontakt, in erhöhtem Maße einem Infektionsrisiko ausgesetzt und können während ihrer Tätigkeit die Influenzainfektion auf andere übertragen, in diesem Fall auf die besonders gefährdeten kranken oder alten Menschen. Gleiches gilt für die Beschäftigten in Altenpflegeheimen.

Die Influenza-Impfung sollte möglichst schon im Oktober oder November durchgeführt werden, da die meisten Krankheitsfälle zwischen Dezember und April auftreten. Nach der Impfung benötigt das Immunsystem rund 14 Tage, um einen vollständigen Immunschutz aufzubauen, er beginnt frühestens nach einer Woche. Angst vor schweren Nebenwirkungen braucht niemand zu haben. „Die seit einigen Jahren verwendeten Spaltimpfstoffe aus abgetöteten Influenzaviren sind gut verträglich“, erklärt Johannes Löwer, der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts. Zudem werde jede Impfstoff-Charge vom Paul-Ehrlich-Institut kontrolliert und erst dann zur Anwendung freigegeben.

In dieser Saison stehen in Deutschland sieben Influenzaimpfstoffe der aktuellen Zusammensetzung zur Verfügung, die für Personen ab dem vollendeten sechsten Lebensmonat geeignet sind. Allerdings wird in den ersten 36 Lebensmonaten eine reduzierte Dosis verwendet. Dazu kommen auch in dieser Saison wieder zwei spezielle (adjuvantierte) Impfstoffe für Menschen, die älter als 65 Jahre sind. Möglich ist die Impfung bereits jetzt, denn bis Anfang September konnte das PEI bereits mehr als 20 Millionen Impfstoffdosen freigeben.

Gefährlich ist jedoch nicht nur die Virusgrippe. Menschen über sechzig Jahren sowie allen Personen mit einer erhöhten gesundheitlichen Gefährdung infolge einer Grundkrankheit (chronische Erkrankungen oder Immundefekte) empfiehlt die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut seit 1998 die Impfung gegen Pneumokokken (mit einem Polysaccharidimpfstoff). Für Kinder unter zwei Jahren wird bei Vorliegen einer gesundheitlichen Störung oder weiterer Risikofaktoren eine Impfung mit einem Pneumokokken-Konjugatimpfstoff empfohlen. Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) sind wichtige Erreger von Lungenentzündungen und Hirnhautentzündungen. Nach Schätzungen sterben in Deutschland jährlich 4.000 bis 8.000 Menschen – vor allem alte und chronisch Kranke – an (invasiven) Pneumokokken-Infektionen. Neben der Influenza sind damit Pneumokokken-Erkrankungen die häufigste Todesursache in Deutschland, die sich durch Impfung vermeiden ließe.

„In Deutschland wird das Angebot der Pneumokokken-Impfung bisher in zu geringem Maße in Anspruch genommen“, sagt Reinhard Kurth. „Und das, obwohl sie bei Erwachsenen nur einmal durchgeführt werden muss und dann für sechs Jahre wirksam ist“, ergänzt Johannes Löwer. Ein Aufruf der beiden Institute gilt daher allen impfenden Ärzten: Wenn bei Ihren Patienten der Pneumokokken-Impfschutz fehlt, dann ist ein gemeinsamer Impftermin mit der Influenzaimpfung möglich. Grundsätzlich ist die Pneumokokken-Impfung das ganze Jahr über möglich. Eine jährliche Wiederholung der Pneumokokken-Impfung sollte auf keinen Fall vorgenommen werden.

Hintergrundinformationen

Die aktuelle Zusammensetzung des Influenza-Impfstoffs empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation, und diese Empfehlung wird für Europa durch die Kommission der europäischen Gemeinschaften bestätigt. Die dazu notwendigen Informationen werden von Referenzlaboratorien aus fast allen Ländern der Erde bezogen. Die Laboratorien für Deutschland befinden sich am Robert Koch-Institut und am Niedersächsischen Landesgesundheitsamt in Hannover. Für den Impfstoff im kommenden Winter wurde folgende Zusammensetzung empfohlen; aufgeführt sind die derzeit zirkulierenden Stämme (kursiv) und die Stämme, deren Antigene in den neuen Impfstoffen enthaltenen sind:
· ein A / New Caledonia / 20 / 99 (H1N1)-ähnlicher Virusstamm
(Reassortante IVR-116)
· ein A / Moscow / 10 / 99 (H3N2)-ähnliches Virus
(Reassortante RESVIR 17)
· ein B / Sichuan / 379 / 99-ähnlicher Stamm
(B / Johannesburg / 5 / 99 oder B / Guandong / 120/2000)

A und B bezeichnen die Virustypen, der Ortsname bezieht sich auf den Ort der Virusisolierung; die erste Ziffer gibt die Nummer des jeweils isolierten Stamms an, die zweite bezieht sich auf das Isolierungsjahr; mit H und N werden die beiden wichtigsten Proteine der Virushülle Hämagglutinin und Neuraminidase abgekürzt, die Ziffer dahinter bezeichnet den aktuellen Hämagglutinin- bzw. Neuraminidase-Subtyp. Reassortanten sind Influenzavirus-Stämme, die in ihrer Oberflächen-struktur den aktuellen Wildtypviren entsprechen, aber besonders gute Wachstumseigenschaften in Hühnereiern aufweisen. Das Hämagglutinin spielt eine zentrale Rolle bei der Etablierung einer schützenden Immunantwort gegen Influenzavirus-Infektionen.

Das Influenza-Geschehen in der gesamten Bundesrepublik Deutschland wurde bislang über das Sentinelsystem der Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) in Marburg in enger Zusammenarbeit mit dem Nationalen Referenzzentrum für Influenza verfolgt. Ab der Saison 2001/2002 wird die AGI unter Federführung des Robert Koch-Instituts in neuorganisierter Form weiterarbeiten. Zukünftig wird das Robert Koch-Institut neben der epidemiologischen Gesamtleitung auch die Meldedaten des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) einbringen, die das Institut seit Januar 2001 erhält. Mit dem Inkrafttreten des IfSG ist erstmals der direkte Nachweis von Influenzaviren meldepflichtig geworden (IfSG §7 Abs. 1 und §12).

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Dr. Susanne Stöcker idw

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