Den Herzinfarkt schon in der Luft behandeln

Neue Konzepte für Notfallrettung per Hubschrauber in der Rhein-Neckar-Region / Kooperationsvertrag zwischen Heidelberger Universitätsklinik für Anaesthesiologie und DRF (Deutsche Rettungsflugwacht e. V.)


Im Ernstfall zählt jede Minute. Mit einem neuen regionalen Versorgungskonzept und der Anwendung eines Medikaments zur Notfallbehandlung des akuten Herzinfarkts haben Patienten im Rhein-Neckar-Raum und angrenzenden Gebieten jetzt bessere Chancen, die rettende Therapie rechtzeitig zu bekommen. Grundlage ist eine enge Kooperation zwischen den Mannheimer DRF-Rettungsfliegern und dem Heidelberger Universitätsklinikum.

Das Universitätsklinikum Heidelberg und die DRF (Deutsche Rettungsflugwacht e.V.), Filderstadt, eine der größten deutschen Luftrettungsorganisationen, haben seit Anfang 2005 ihre Zusammenarbeit vertraglich vereinbart. Neuer Ärztlicher Leiter des DRF-Luftrettungszentrums Mannheim ist Privatdozent Dr. André Gries, der zudem als Oberarzt an der Klinik für Anaesthesiologie des Universitätsklinikums Heidelberg (Ärztlicher Direktor: Professor Dr. Eike Martin) tätig ist. Das DRF-Zentrum ist am Mannheimer Flughafen stationiert; jährlich werden etwa 600 Einsätze mit dem Hubschrauber Christoph 53 geflogen.

Notfallmedizin auf internationalem Niveau / Uni-Ärzte werden in Luftrettung ausgebildet

„Von der engen Zusammenarbeit profitieren beide Partner“, erklärt Dr. Gries, „nämlich das täglich von 8 Uhr morgens bis Sonnenuntergang mit einem Team aus Notarzt, Rettungsassistent und Pilot besetzte Mannheimer Luftrettungszentrum, ebenso wie die Heidelberger Universitätsklinik.“ Die Qualität der Arbeit der Mannheimer DRF-Luftretter wird nach international gültigen, wissenschaftlichen Maßstäben überwacht.

Die Ärzte der Universitätsklinik haben wiederum die Chance, ihre notfallmedizinische Ausbildung auf Einsätze in der Luft zu erweitern. „Außerdem können wir neue Versorgungskonzepte entwickeln und innovative Entwicklungen in der Notfallmedizin erproben.“ Längerfristig sollen zudem notfallmedizinische Versorgungskonzepte für dünn besiedelte Regionen erarbeitet werden.

Medikament Metalyse löst den Blutpfropfen im Herzkranzgefäß auf

Zu den innovativen Konzepten der neuen Kooperation gehört auch die Gabe des Medikaments Metalyse(. Es kann bei Herzinfarkt zur Auflösung des Blutpfropfens (Thrombolyse) schon vom Notarzt an der Einsatzstelle verabreicht werden, sobald durch die Hubschrauberbesatzung per EKG ein Herzinfarkt festgestellt worden ist. „Je früher das Blutgerinnsel aufgelöst werden kann, desto mehr Herzgewebe kann gerettet werden“, sagt Dr. Gries.

Danach steuert der DRF-Hubschrauber das nächstgelegene Herzzentrum der Region (Heidelberg/Mannheim/Ludwigshafen) mit einem Katheterlabor an, in dem die Herzkranzgefäße untersucht und mechanisch wieder eröffnet werden können. Im Rahmen des Versorgungskonzeptes „Akutes Koronarsyndrom“ verfügen übrigens auch die bodengebundenen Notarztsysteme (Notarztwagen etc.) in Heidelberg und Sinsheim über die Möglichkeit, eine thrombolytische Therapie bereits an der Einsatzstelle einzuleiten.

Jeder sechste Hubschrauber-Einsatz wegen „Akuten Koronarsyndroms“

Die Luftrettung spielt bei der Behandlung des Herzinfarkts seit einigen Jahren eine immer größere Rolle: Jeder sechste Hubschrauber-Einsatz kommt einem Patienten mit einem so genannten Akuten Koronarsyndrom zugute. „Mittlerweile fliegen wir nur noch in der Hälfte der Einsätze zu Unfällen“, berichtet Dr. Gries. „Die restlichen Einsätze erfolgen wegen internistischer Erkrankungen wie dem Herzinfarkt und zur Verlegung von schwerkranken Patienten in größere Kliniken.“

Bei Rückfragen:
Privatdozent Dr. André Gries
E-Mail: andre.gries@med.uni-heidelberg.de

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