Klinik, Forschung und Ausbildung unter einem Dach

Neues Zentrum für Herz-, Lungen- und Rheumaforschung in Bad Nauheim beispielgebend für die klinische Forschung in Deutschland

Das neue „Hessisches Zentrum für Herz-, Lungen- und Rheumaforschung“ wird am 6. Juli 2005 von der Max-Planck-Gesellschaft und der Stiftung William G. Kerckhoff in Bad Nauheim feierlich eröffnet. Das Zentrum bietet eine gemeinsame Plattform zur Koordination von Klinik, Forschung und Ausbildung durch das Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung (W. G. Kerckhoff-Institut), die Kerckhoff-Klinik, und die medizinischen Fakultäten der Universitäten Frankfurt und Gießen. Voraussetzung für die Gründung des Zentrums sind der Neubau der Kerckhoff-Klinik sowie die Neugründung des Max-Planck-Instituts für Herz- und Lungenforschung (W. G. Kerckhoff-Institut), des früheren Max-Planck-Institut für physiologische und klinische Forschung, das bis 2008 ebenfalls ein neues Gebäude bezieht. Beide Einrichtungen bilden über gemeinsame Berufungen mit den medizinischen Bereichen der Universitäten Frankfurt und Giessen das Fundament für ein leistungsfähiges Zentrum der klinisch orientierten Grundlagenforschung am Standort Bad Nauheim.

Zur Einweihung des neuen Zentrums können der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Prof. Peter Gruss und der Vorsitzende der Stiftung William G. Kerckhoff, Dr. Walter Arnold zahlreiche Gäste begrüßen. Dazu gehören der Ministerpräsident des Landes Hessen, Roland Koch, die Geschäftsführer der Kerckhoff-Klinik, Professor Dr. Christian Hamm und Dr. Hans-Albert König, die Präsidenten der mit dem Zentrum eng verbundenen Universitäten Frankfurt/Main und Giessen sowie der Bürgermeister der Stadt Bad Nauheim. Die Feier beginnt um 10 Uhr. Nach der Festveranstaltung werden die Gäste im Neubau der Kerckhoff-Klinik empfangen. Dort besteht Gelegenheit, das neue Klinikgebäude kennen zu lernen.

Profil des neuen Zentrums

Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und der Lunge sind in nahezu allen europäischen Ländern für mehr als die Hälfte der Todesfälle der bis zu 75jährigen verantwortlich. Parallel dazu steigt die Zahl der Menschen, die chronisch an Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems sowie der Lunge leiden. Obwohl inzwischen mehrere Risikofaktoren bestimmt werden konnten, sind die molekularen Mechanismen, die zu diesen Erkrankungen führen, noch weitgehend unbekannt. Im Gegensatz zu ihrer Einstufung unter den weltweit führenden Todesursachen ist speziell die Erforschung von Lungenkrankheiten in Deutschland völlig unterentwickelt.

Deshalb wird sich das neue Zentrum in Bad Nauheim auf diese Krankheitsprozesse konzentrieren, die zudem eng miteinander verknüpft sind. Viele Erkrankungen des Herzens und der Lunge bedingen einander: So zieht eine chronische Erkrankung des Herzens häufig eine Beeinträchtigung der Lunge nach sich, und im umgekehrten Fall führen chronische Lungenerkrankungen zu sekundären Herzschädigungen.

Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Erforschung von Rheumaerkrankungen. Die rheumatoide Arthritis ist zum Beispiel die Ursache dafür, dass jedes Jahr Tausende von Menschen zu Frühinvaliden werden. Die Folge: menschliches Leid und eine starke Belastung unserer Gesundheits- und Sozialkassen.

Im Zentrum des Hessischen Zentrums für Herz- Lungen- und Rheumaforschung stehen das Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung (W. G. Kerckhoff-Institut) sowie die Kerckhoff-Klinik, eine international renommierte Herz- und Rheumaklinik. Flankiert werden beide Einrichtungen durch die Medizinischen Fakultäten der Universitäten Giessen und Frankfurt, die über Kooperationsverträge und gemeinsame Berufungen mit dem Kerckhoff-Institut und der Kerckhoff-Klinik verschränkt sind. Schwerpunkte in Frankfurt sind kardiovaskuläre Biologie und Medizin, in Giessen pulmonologische und kardiovaskuläre Medizin.

Das Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung wird sich mit der Entwicklung von Herz, Blutgefäßsystem und Lunge befassen und speziell die Entstehungs- und Regenerationsprozesse dieser Organe studieren. Stammzellen der Maus sollen eingesetzt werden, um herauszufinden, wie die regenerativen Eigenschaften dieser Gewebe und Organe beeinflusst und gesteuert werden. Transgene Mäuse werden helfen, die Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems sowie der Lunge im Tiermodell zu untersuchen und neue Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln.

Das Institut ist aus dem bisherigen Max-Planck-Institut für physiologische und klinische Forschung hervorgegangen. Dieses wurde 1929 als Herzforschungsinstitut der William G. Kerckhoff-Stiftung für wissenschaftliche Forschung und Fortbildung gegründet und 1951 der Max-Planck-Gesellschaft angeschlossen. Seit 1972 wurde es als Max-Planck-Institut für physiologische und klinische Forschung (W.G. Kerckhoff-Institut) fortgeführt und befasste sich sehr erfolgreich mit der Entwicklungsbiologie der Blutgefäße (Angiogenese) , dem Ausbau bestehender Kollateralkreisläufe oder Umgehungssysteme (Arteriogenese) sowie in früherer Zeit mit der Thermoregulation sowie neurophysiologischen Prozessen.

Das neue Haupthaus der Kerckhoff-Klinik

Im neuen Haupthaus der Kerckhoff-Klinik werden Patienten bereits seit dem 1. Juli 2005 behandelt. In nur knapp zweieinhalb Jahren wurde der Komplex, der zu den größten Krankenhaus-Erweiterungsbauten der letzten Jahre in Deutschland zählt, errichtet. Das neue Haupthaus steht auf dem Gelände der ehemaligen Rheumaklinik der Justus-Liebig-Universität Gießen und verbindet die Fachbereiche der Kerckhoff-Klinik Kardiologie, Kardiochirurgie und die Rheumatologie zu einer Einheit. Seine Baukosten betragen rund 37 Millionen Euro. Das neue Gebäude wurde von dem erfolgreichen Herz- und Rheumazentrum in Bad Nauheim überwiegend aus Eigenmitteln finanziert. Mit 4.090 Mio. Euro unterstützte das Land Hessen den Bau.

Das neue sechsstöckige Gebäude soll, so der kaufmännische Geschäftsführer Dr. Hans-Albert König, Keimzelle eines medizinischen Zentrums für die Fachbereiche Kardiologie, Herzchirurgie, Rheumatologie und Diabetologie werden. Die Erweiterung des Behandlungsspektrums um den Bereich Diabetologie wurde durch die Kooperation mit der Diabetes-Klinik der Pitzer-Gruppe, die im vierten Stock des neuen Gebäudes ihr Quartier bezogen hat, möglich. Unter dem Motto „Medizin unter einem Dach“ komme man, so König, dem Ziel einer engeren Verzahnung der einzelnen Disziplinen näher. Der Neubau bietet darüber hinaus die logistischen Voraussetzungen, um die Notfallversorgung von Herzinfarktpatienten weiter zu optimieren.

Im Erdgeschoss des neuen Haupthauses wurde eine neue Zufahrt für Rettungsfahrzeuge geschaffen, die eine schnelle Verbindung zu allen Notfallbereichen ermöglicht. In direkter Nähe des neuen interdisziplinären Intensiv- und Überwachungsbereichs entstand außerdem ein Linksherzkatheter-Messplatz. „Das neue Haupthaus ermöglicht uns“, so der ärztliche Direktor Professor Dr. Christian Hamm, „unsere Qualitätsstandards auszubauen, Gesundheitspolitik innovativ mitzugestalten und Betriebsprozesse effektiv zu gestalten.“

Media Contact

Dr. Bernd Wirsing Max-Planck-Gesellschaft

Weitere Informationen:

http://www.mpg.de

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