Brustkrebsprävention: Jede vierte Frau zieht Brustamputation bei erhöhtem Risiko in Betracht

Jede vierte Frau in Deutschland erwägt im Falle eines erhöhten Brustkrebsrisikos, sich vorsorglich beide Brüste amputieren zu lassen. Das ist das Ergebnis einer internationalen Umfrage, die das Marktforschungsinstitut NOP World im April diesen Jahres durchführte. Mehr als 1500 gesunde Frauen weltweit wurden im Auftrag der Wohltätigkeitsorganisation Cancer Research UK befragt, ob sie sich vor einer Brustkrebserkrankung fürchten und welche Maßnahmen sie in Betracht ziehen würden, um ihr Brustkrebsrisiko zu senken. Eine Alternative zu diesem radikalen Schritt kann die medikamentöse Vorbeugung sein. Diese Möglichkeit wird derzeit im weltweiten IBIS-II-Programm untersucht.

Die Umfrage der Frauen im Alter ab 45 zeigt, dass Frauen mit erhöhtem Brustkrebsrisiko ein starkes Bedürfnis haben, ihr Risiko zu senken. Nahezu die Hälfte der Frauen hat Angst vor einer möglichen Brustkrebserkrankung. Bei den Frauen, die in Australien und England befragt wurden, war der Wunsch nach einer Risikosenkung besonders dringend: In diesen Ländern würde jede dritte Frau im Falle eines erhöhten Brustkrebsrisikos eine Amputation beider Brüste erwägen – und zwar vorsorglich, also ohne überhaupt an Brustkrebs erkrankt zu sein. Aber auch in Deutschland kommt dieser radikale Schritt für jede Vierte in Frage. „Diese wichtigen Umfrageergebnisse stellen weltweit eine große Herausforderung für die Verantwortlichen der Gesundheitssysteme dar. Die Tatsache, dass Frauen erwägen, ihr Brustkrebsrisiko mithilfe einer vorsorglichen Amputation beider Brüste zu senken, zeigt uns, wie wichtig es ist, diesen Frauen weniger radikale, aber effektive Alternativen anzubieten“, kommentiert Professor Dr. Wolfgang Eiermann, Direktor der Frauenklinik vom Roten Kreuz in München, die Daten der Umfrage. „Wir als Krebsexperten müssen nicht nur Brustkrebs-Patientinnen die wirksamsten Therapien anbieten, sondern wir müssen uns auch darum kümmern, Maßnahmen zu entdecken und zu erforschen, mit denen wir bei gesunden Frauen die Gefahr einer Brustkrebserkrankung abwenden können.“ Einen solchen Versuch stellt auch das IBIS-II-Programm dar.

Vorbeugung mit Brustkrebsmedikament Anastrozol

Im laufenden IBIS-II-Programm wird geprüft, wie wirksam eine Antihormontherapie mit dem etablierten Krebsmedikament Anastrozol das Brustkrebsrisiko reduzieren kann. Grundlage für das Programm sind die überaus positiven Ergebnisse der so genannten ATAC-(Arimidex, Tamoxifen Alone or in Combination)-Studie, die vor kurzem abgeschlossen und publiziert wurde. Diese Daten lassen vermuten, dass der Wirkstoff Anastrozol das Potenzial hat, bis zu 80 Prozent der hormonsensiblen Brusttumoren zu verhindern. Experten schätzen, dass jedes Jahr weltweit 1,2 Millionen Frauen die Diagnose Brustkrebs erhalten und über 400.000 Frauen an dem bösartigen Tumor sterben. Professor Dr. Manfred Kaufmann, Direktor der Universitätsfrauenklinik in Frankfurt am Main und Studienleiter der IBIS-II-Studie in Deutschland erklärt: „In der ATAC-Studie haben wir herausgefunden, dass Anastrozol sehr effektiv einen Brustkrebsrückfall – ein sogenanntes Rezidiv – verhindert. Sogar noch wirksamer schützt Anastrozol die andere, noch nicht betroffene Brust vor einem Krebsbefall! Diese Ergebnisse und sein gutes Verträglichkeitsprofil machen Anastrozol zu einem geeigneten Kandidaten für die Brustkrebsvorbeugung bei gesunden Frauen.“

Reduzierung des Risikos mit Tabletten für jede zweite Frau denkbar

Für fast jede zweite Umfrageteilnehmerin kam im Falle eines erhöhten Risikos eine tägliche Tabletteneinnahme zur Brustkrebs-Vorbeugung in Frage. Außerdem gab die Hälfte der Frauen an, Interesse an einer Studie zu haben, in dessen Rahmen ein solches Medikament untersucht wird. Das laufende IBIS-II-Programm bietet Frauen weltweit die Möglichkeit einer Studienteilnahme.“Das IBIS-II-Programm ist gerade für Frauen, die ein erhöhtes Brustkrebsrisiko haben, extrem wichtig“, erläutert Privatdozent Dr. Gunter von Minckwitz von der Universitätsfrauenklinik Frankfurt am Main. „Es ist von großer Bedeutung, dass Frauen an dieser Untersuchung teilnehmen – nicht nur zum eigenen Nutzen, sondern auch zum Nutzen ihrer Töchter, ihrer Familie und aller anderen Frauen auf der ganzen Welt. Viele Menschen nehmen bereits vorsorglich Medikamente ein, um eine Herzerkrankung oder einen Schlaganfall zu verhindern. Das IBIS-II-Programm untersucht, ob nicht auch die Gefahr einer Brustkrebserkrankung mithilfe einer medikamentösen Therapie erfolgreich abgewehrt werden kann.“

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