Impfstoff schützt vor krebsauslösenden Viren

Gebärmutterhalskrebs – Mediziner sprechen von einem Zervixkarzinom – ist bei Frauen weltweit die zweithäufigste Krebserkrankung, die pro Jahr etwa 230.000 Todesopfer fordert. Es besteht jedoch berechtigter Anlass zur Hoffnung, in Zukunft viele Erkrankungsfälle verhindern zu können. Denn Gebärmutterhalskrebs wird überwiegend durch so genannte Humane Papillomaviren (HPV) ausgelöst, gegen die Forscher von GlaxoSmithKline einen Impfstoff entwickeln. Dieser befindet sich zurzeit noch in der Erprobung. Mit der Zulassung wird aber bereits in wenigen Jahren gerechnet. Wie effektiv dieser Impfstoff HPV-Infektionen verhindert und welche Perspektiven sich hieraus ergeben, wurde auf der 22. Internationalen Papillomavirus-Konferenz in Vancouver, Kanada deutlich.

Die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs ist derzeit die jährliche Früherkennung im Rahmen der regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen. Dabei wird auch ein Zervixabstrich durchgeführt und u.a. darauf untersucht, ob die Zellen auffällige Veränderungen aufweisen. Denn mit den Humanen Papillomaviren infizierte Zellen durchlaufen über mehrere Jahre erst verschiedene Vorstufen, bevor es zur gefährlichen Krebserkrankung kommt. Bei rechtzeitiger Diagnose können die Vorstufen behandelt werden, um so die Krebsentstehung zu verhindern. Laut einer in fünf Ländern durchgeführten Befragung von Mutter-Tochter-Paaren ist dies aber vielen Frauen nicht bewusst. Mit dem Begriff „Zervixkarzinom“ wussten Frauen in Europa wesentlich weniger anzufangen als in Kanada. „Als sie schließlich mit den Fakten über das Zervixkarzinom und den Zusammenhang mit HPV konfrontiert wurden, waren sie schockiert“, berichtete Dr. Delphine Duchâteau, TNS Healthcare Specialist Qualitative Unit, London, Großbritannien, auf einem von der Firma GlaxoSmithKline unterstützten Symposium. Einige Frauen gerieten regelrecht in Panik und wollten sofort einen Gynäkologen aufsuchen. Panik, so Duchâteau, solle keinesfalls erzeugt werden. Die Studie zeige jedoch, wie wichtig eine breitere Aufklärung der Bevölkerung vor der Einführung einer prophylaktischen Impfung sei.

Auch erwachsene Frauen würden von der Impfung profitieren Insgesamt gibt es mehr als 100 verschiedene HPV-Typen, von denen knapp 30 zu Infektionen im Genitalbereich führen können. Diese werden fast ausschließlich durch Geschlechtsverkehr übertragen, wobei sich viele junge Mädchen bzw. Frauen bereits beim „ersten Mal“ infizieren. Nach Zulassung des Impfstoffes werden sich die Impfbemühungen deshalb voraussichtlich auf die Altersgruppe der 10- bis 13-Jährigen konzentrieren, d. h. vor beginn der sexuellen Aktivität. Wie Prof. Tom Wright, Columbia University, New York City, USA, betonte, dürfen aber auch erwachsene Frauen nicht außer Acht gelassen werden. Denn viele von ihnen haben im Laufe des Lebens mehrere Sexualpartner und können sich auch im Alter von 40, 50 oder 60 Jahren erstmalig oder erneut mit dem Virus infizieren. Prof. Wright verwies auch darauf, dass sich durch einen effektiven Impfstoff sehr wahrscheinlich nicht nur das Auftreten des Gebärmutterhalskrebses reduzieren lässt (ein solcher Effekt wäre erst etwa 20 Jahre nach Einführung der Impfstoffe erkennbar), sondern dadurch dass bei den Vorsorgeuntersuchungen wesentlich seltener auffällige Befunde gefunden werden, wären die Frauen wesentlich seltener beunruhigt und verunsichert. Weitere Untersuchungen oder Eingriffe zur Behandlung von Krebsvorstufen wären ebenfalls nicht mehr so häufig notwendig. Ein Impfstoff wird die Vorsorgeuntersuchungen allerdings nicht ersetzen.

HPV-Infektionen häufiger als andere sexuell übertragbare Erkrankungen In einer Studie an Studentinnen der Universität Seattle wurde bei 28 % der Frauen im Alter zwischen 18 und 20 Jahren eine HPV-Infektion festgestellt. Der Nachweis von Humanen Papillomaviren weist nicht zwangsläufig auf ein erhöhtes Krebsrisiko hin, da viele Virustypen keine bösartigen Veränderungen verursachen. Gefährlich sind jedoch beispielsweise die HPV-Typen 16 und 18, die weltweit für etwa 70 % aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich sind. „Ein Impfstoff gegen diese beiden Typen wäre deshalb ein großer Fortschritt, um den Gesundheitszustand der Frauen zu erhalten“, erklärte Dr. Laura A. Koutsky, University of Washington, Seattle, USA, auf einer „Public Education“-Sitzung. Dies gilt besonders für Entwicklungsländer, in denen rund 3 % aller Frauen im Laufe ihres Lebens an Gebärmutterhalskrebs erkranken. Denn regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind dort aufgrund der schlechteren medizinischen Versorgung nicht möglich. Mit etwa 2.000 Todesfällen pro Jahr fordert diese Krebsart aber auch in Deutschland immer noch mehr Todesopfer als in den meisten anderen europäischen Ländern.

Impfstoff schützt auch vor anderen gefährlichen Virustypen Ein Impfstoff gegen die beiden gefährlichen HPV-Typen 16 und 18 ist in der Entwicklung bereits weit fortgeschritten. Wie Dr. Gary Dubin, GlaxoSmithKline Biologicals, USA, im Rahmen des wissenschaftlichen Programms berichtete, wurde er in einer Studie erprobt, deren Ergebnisse im letzten Jahr in der Fachzeitschrift Lancet publiziert wurden. Teilgenommen hatten 1.113 Frauen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren, bei denen akute Infektionen mit den Viren durch die dreimalige Impfung zu 90 % verhindert werden konnten. Noch wichtiger aber war, dass es bei keiner der Frauen zu einer dauerhaften („persistierenden“) Infektion kam. Denn nur wenn sich der Erreger über einen längeren Zeitraum einnistet, kann es zum Krebs kommen. Der Impfstoff schützt aber möglicherweise noch vor weiteren Humanen Papillomaviren, die mit den Typen 16 und 18 verwandt sind und ebenfall für Zervixkarzinome verantwortlich sind – so das Ergebnis einer weiteren Auswertung der Studiendaten.

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