Kompetenznetz Schizophrenie – Forschung für eine bessere Versorgung schizophren erkrankter Patienten

Schizophrenie ist eine Erkrankung, die für die meisten Betroffenen und ihre Angehörigen mit großen Belastungen verbunden ist. Rund 800.000 Menschen in Deutschland erkranken mindestens einmal in ihrem Leben an einer schizophrenen Psychose. Die Unsicherheit im Umgang mit der Erkrankung ist groß. Im Durchschnitt vergehen bis zu fünf Jahre von den ersten noch unspezifischen Krankheitsanzeichen bis zum Behandlungsbeginn. Wie für somatische Krankheiten gilt auch bei psychischen Erkrankungen, dass ein frühzeitiger Behandlungsbeginn den Krankheitsverlauf in der Regel günstig beeinflusst. Der bundesweite Forschungsverbund „Kompetenznetz Schizophrenie“ setzt sich dafür ein die Forschung in der Früherkennung und Frühebehandlung und insbesondere in der Behandlung ersterkrankter Schizophrenie-Patienten zu intensivieren und den aktuellen Kenntnisstand gezielt für klinisch tätige Ärzte und Therapeuten, aber auch für die Betroffenen und ihre Angehörigen zugänglich zu machen.

Im Herbst 1999 nahm der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiierte Forschungsverbund „Kompetenznetz Schizophrenie“ mit Sitz in Düsseldorf seine Arbeit auf, um die wissenschaftlichen Voraussetzungen für eine optimale Prävention, Therapie und Schizophrenie der Schizophrenie in ihren verschiedenen Krankheitsstadien zu schaffen. Inzwischen liegen Forschungsergebnisse der Kölner Forschergruppen um Prof. Joachim Klosterkötter vor, wonach Personen mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko eine höhere schulische und berufliche Leistungsfähigkeit aufweisen, wenn sie bereits in einem vorpsychotischen Stadium psychologische und ggf. auch medikamentöse Unterstützung erhalten, als ohne therapeutische Begleitung. Gegenwärtig wird erforscht, inwieweit die Kenntnis über Frühsymptome einer Ersterkrankung auch auf die die Vermeidung von Rückfällen übertragen werden können. Für die Akut- und Langzeitbehandlung der ersterkrankten Patienten lassen die Ergebnisse der Forschergruppen um Prof. Hans-Jürgen Möller (LMU München) und Prof. Wolfgang Gaebel (HHU Düsseldorf) erkennen, dass bereits eine niedrige Dosierung eines Psychopharmakons und eine begleitende Psychotherapie zu positiven Behandlungsergebnissen führt. Die Ergebnisse aus den verschiedenen Forschungsprojekten des Kompetenznetzes fließen auch in die Weiterentwicklung der Behandlungsleitlinien für Schizophrenie ein, die von der Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde herausgegeben werden. Im Frühsommer steht die Veröffentlichung einer evidenzbasierten Leitlinien der Stufe 3 an, welche Indikator für eine Leitlinie auf hohem wissenschaftlichem Niveau ist.

Neue und bewährte Wege des Wissenstransfers

Mit dem Ziel die Akzeptanz von Leitlinien bei den klinisch tätigen Ärzten zu erhöhen, sind die Qualitätsmanagementprojekte des Kompetenznetzes angetreten, da nur etwa jeder zweite Arzt seine Behandlung an den Leitlinien orientiert. Um dieses Defizit zu beheben wurde unter Federführung des Düsseldorfer Zentrums eine Patientendokumentationssoftware mit integrierten Leitlinienmodulen für Schizophrenie entwickelt und in den Praxen niedergelassener Nervenärzte und Psychiater erprobt. Im nächsten Schritt wird es darum gehen diese Software für andere Krankheitsbilder weiterzuentwickeln und für die Versorgung zur Verfügung zu stellen.

Einen weiteren Weg des Wissenstransfers bestreitet das Kompetenznetz Schizophrenie über Fortbildungsangebote, die sich insbesondere an das klinisch tätige Personal in den Kranken- häusern und an die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten richten. Den Auftakt bildet hierzu eine zertifizierte Fortbildungsveranstaltung zum Thema „Schizophrenie erkennen und behandeln“, die am 22. April 2005 im Vorfeld der „dritten Informationsbörse Schizophrenie“, einer Öffentlichkeitsveranstaltung des Kompetenznetzes Schizophrenie, in Rostock stattfindet. Dank der Bewilligung einer dritten Förderphase durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, die offiziell am 1. Juli 2005 startet, wird es möglich sein die Fortbildungsaktivitäten des Netzes in den Bereichen Früherkennung und Frühintervention, Behandlung ersterkrankter Patienten, Umsetzung von Qualitätsmanagementkonzepten in Krankenhäusern und Arztpraxen auszubauen. Ein weiteres Ziel ist es, Vorurteile gegenüber schizophrenen Erkrankungen nicht nur in der allgemeinen Bevölkerung, sondern auch bei klinisch tätigen Berufsgruppen abzubauen. Auch hierfür werden zielgruppenspezifische Fortbildungs-module entwickelt. Darüber hinaus werden die Angebote für Betroffene und Angehörige wie beispielsweise die Telefon-Hotline für Fragen zur Schizophrenie, die jeden Mittwoch von 12.00 – 14.00 Uhr zum Ortstarif unter der Rufnummer 01801-724496 freigeschaltet ist, oder die Veranstaltungsreihe „Informationsbörse Schizophrenie“, die sich mit ihren Angeboten an ein breites psychiatrisch interessiertes Publikum wendet, fortgeführt.

Media Contact

Dr.-Ing. Karl-Heinz Kutz idw

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