Auch Säuglinge lassen sich optisch täuschen

Überraschende Ergebnisse über perspektivisches Denken bei Kleinkindern

Psychologen der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn haben festgestellt, dass sich schon fünf Monate alte Säuglinge durch komplexe Entfernungsinformationen in perspektivischen Zeichnungen aufs Glatteis führen lassen. Bisher haben Wissenschaftler angenommen, dass sich perspektivische Distanzinformationen erst im wesentlich späteren Alter entwickeln.

In zahlreichen Versuchen mit Kleinkindern, bei denen die Forscher zwei Gummifiguren auf einem Bild, auf dem ein Schachbrettmuster vorhanden war, befestigten, griffen die Kinder immer nach dem scheinbar näheren Objekt. Das Schachbrett war dabei so gezeichnet ist, dass es vom Betrachter wegzustreben scheint. In verschiedener Abfolge erschienen den Kindern immer andere Gummifiguren. „Wir untersuchen, ab wann Kleinkinder perspektivische Bildinformationen entschlüsseln können“, erklärt die Forscherin Laura Hemker, die im Team von Forschungsleiter Michael Kavsek arbeitet. Da die Kleinkinder nicht sagen können, was sie sehen, griffen die Wissenschaftler zu dieser Versuchsanordnung. „Wenn man Säuglingen zwei Spielzeuge anbietet, greifen sie in der Regel nach dem näheren“, so Hemker. Auf diese Art untersuchten die Forscher 20 siebenmonatige und 20 fünfmonatige Kinder vor dem Schachbretthintergrund.

Von den siebenmonatigen Probanden griffen 19 von 20 zu den scheinbar näheren Objekten, bei den fünfmonatigen Babys waren es immerhin 16 von 20. Für die Versuchsanordnung musste den Kindern allerdings ein Auge abgedeckt werden, da ansonsten der perspektivische Effekt entfällt. Durften sie nämlich mit beiden Augen sehen, hatte die Anordnung der Gummitiere keine Auswirkung auf das Greifverhalten.

Nach bisherigen Untersuchungen nahmen Forscher an, dass Säuglinge über diese Fähigkeit erst mit etwa sieben Monaten verfügen. „Und zwar quasi von einem Tag auf den anderen, fast als wenn man einen Schalter umlegt“, erklärt Kavsek. Die nunmehrigen Ergebnisse sprechen aber eher für einen kontinuierlichen Entwicklungsprozess. „Kleinkinder nehmen schon sehr früh Tiefensignale wahr. Je älter sie sind, desto weniger deutlich müssen die Signale sein und desto besser funktioniert es“, so der Psychologe.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.uni-bonn.de

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