"Genchips" zur Krebsdiagnostik noch keine Routineanwendung

Der große methodische Aufwand und fehlende Standardisierungen lassen den Einsatz von „Genchips“ im klinischen Alltag und in der Krebsdiagnostik bisher nicht sinnvoll erscheinen. „Diese Methoden sind sehr wichtig in der Wissenschaft, für den Routineeinsatz ist es aber noch zu früh“, sagt Professor Dr. med. Diethelm Wallwiener, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Senologie. Die „Genchip-Analyse“ steht für molekularbiologische Untersuchungsmethoden mit denen gleichzeitig tausende Genmoleküle aus Gewebeproben – zum Beispiel Zellen aus einer Krebsgeschwulst – untersucht werden können.

Die Chips enthalten mehrere tausend festgelegte Genfragmente, die die entsprechende Erbinformation aus dem Patientengewebe bindet. Das so erstellte „molekulare Profil“ zeigt, welche Gene zum Zeitpunkt der Probeentnahme aktiv sind. In der Krebsforschung wird so versucht, Tumore genauer zu charakterisieren: Welche Gene sind an der Entstehung und am Wachstum beteiligt? Welches Profil ist typisch für aggressive Formen? Sind bei dem Tumor Tochtergeschwulste – so genannte Metastasen – zu erwarten? Wird ein bestimmtes Medikament wirksam sein?

Mit den Ergebnissen, so das Ziel, ließe sich für jede Patientin ein maßgeschneiderter Therapieplan zusammenstellen. „Davon ist man bislang für die klinische Routine noch entfernt“, sagte Dr. med. Raffael Kurek von der Universitäts-Frauenklinik Tübingen. Tests in verschiedenen Labors wiesen bisher nur geringe Übereinstimmungen miteinander auf. Der Gynäkologe erklärt diese Unterschiede mit dem großen methodischen Aufwand bei der Anwendung und den komplizierten computergestützten Auswerteverfahren. Auch dürften nur wenige Minuten von der Gewebeentnahme bei der Operation bis zur Aufbewahrung des Gewebes in flüssigem Stickstoff isolierten Gene auf den „Chips vergehen. Alle Schritte, insbesondere von der Aufarbeitung der Proben bis zum Aufbringen auf die „Chips“ müssen unter immer gleichen Bedingungen erfolgen. Nur dann könne man wiederholbare Ergebnisse erzielen. Auch für die Herstellung der „Chips“ und die bioinformatischen Auswerteverfahren müssten noch bessere Standards geschaffen werden. Nach Meinung der Deutschen Gesellschaft für Senolologie und des Tübinger Genetikers Professor Dr. med. Olaf Ries werden die „Genchips“ die Diagnostik und Therapie des Brustkrebs in wenigen Jahren wirkungsvoll verbessern.

Media Contact

Silke Jakobi idw

Weitere Informationen:

http://www.senologie.org

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