Hormonersatztherapie für Männer – Vom Anti-Aging zum Good-Aging

Männer altern langsamer als Frauen – zumindest hormonell gesehen. Der Hormonhaushalt von Frauen verändert sich im Klimakterium stark. Bei alternden Männern dagegen nimmt die Produktion des männlichen Geschlechtshormons Testosteron nur allmählich ab. Dies als „Wechseljahre des Mannes“ zu bezeichnen, ist nach Ansicht von Endokrinologen irreführend. Auf dem 49. Symposion der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) in Münster diskutieren Experten unter anderem das Für und Wider einer Testosterontherapie. Im Rahmen eines „Hormontages“ haben Betroffene und Interessierte die Möglichkeit, mit Experten darüber zu sprechen.

„Nicht alle Männer profitieren von einer Testosteronsubstitution – nur diejenigen, bei denen ein Mangel an diesem Hormon vorliegt. Auch bei diesen sind sorgfältige Untersuchungen vor und während der Hormongabe nötig“, betont Dr. med. Michael Zitzmann vom Institut für Reproduktionsmedizin der Universität Münster. Dennoch „behandeln“ so genannte Anti-Aging-Experten selbst gesunde Männer unkontrolliert mit Hormonpflastern oder Gelen. Am „Hormontag“ der DGE leitet Dr. Zitzmann die Patientenveranstaltung „Testosteron-Ersatztherapie – Wirkung auf Geist und Körper“. „Der Begriff Anti-Aging unterstellt, dass etwas gegen das Altern unternommen werden kann“, kritisiert Dr. Zitzmann im Vorfeld. Das Altern aber sei ein zeitlicher Prozess, dem auch mit teuren Tricks nicht beizukommen sei. Seriöse Medizin könne nur darauf zielen, die Lebensqualität alternder Menschen zu verbessern – Zitzmann bezeichnet dies lieber als „Good-Aging“.

Obwohl bei Männern der Testosterongehalt im Blut bereits ab dem 20. Lebensjahr abnimmt, entwickelt sich im hohen Alter nicht unbedingt ein Mangel. Eine Testosterontherapie ziehen Endokrinologen erst in Betracht, wenn der Hormonspiegel einen bestimmten Wert unterschreitet. Mitunter klagen Betroffene über Beschwerden wie Antriebsmangel, Erschöpfung oder Blutarmut. Hitzewallungen und ein Verlust der Libido weisen sehr stark auf einen Testosteronmangel hin. „Auffallend ist aber, dass oft gar kein Zusammenhang zwischen dem Testosteronspiegel und den vermeintlichen Symptomen eines Testosteronmangels besteht“, erklärt Dr. Zitzmann. Auch Erektionsstörungen gehen nicht immer auf einen niedrigen Testosteronspiegel zurück. Eine häufigere Ursache dafür sind Veränderungen der Blutgefäße: hier spielen Übergewicht, hohe Blutfettwerte und Rauchen eine negative Rolle.

Eine unbedachte Hormonsubstitution bei Männern sei nicht ratsam, so Dr. Zitzmann. Allerdings belegen bislang keine Untersuchungen, dass Testosteron etwa das Risiko für Prostatatumoren oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen in die Höhe treibt. Im Gegenteil, Testosteron scheine schützende Effekte auf das Gefäßsystem auszuüben. Es fehlten jedoch noch groß angelegte Studien zu dem Thema: Die Testosterongabe gehöre derzeit ausschließlich in Expertenhände.

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idw

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