Neues Mini-Kunstherzsystem erfolgreich implantiert

Einsatz eines neuen miniaturisierten Herzunterstützungssystems „CorAide“ im Herz- und Diabeteszentrum NRW. Vorteil: das Kunstherzsystem paßt seine Pumparbeit der körperlichen Belastung des Patienten an

Am Dienstag, den 8. Februar 2005, setzte das Team um Prof. Dr. Dr. Reiner Körfer (Ärztlicher Direktor des Herz- und Diabeteszentrum NRW), Oberarzt Dr. Latif Arusoglu, Oberarzt Dr. Aly El Banayosy und Oberarzt PD Dr. Gero Tenderich (Foto) das elektromagnetisch gelagerte Linksherzunterstützungssystem „CorAide“ ein. In einer vierstündigen Operationen wurde dem 64-jährigen Patienten Werner Exner die kleine Pumpe an die linke Herzkammer und an die Hauptschlagader angeschlossen, um die Pumpleistung seines eigenen, geschwächten Herzens zu unterstützen.

„Der Patient hat die Operation gut überstanden, und wir sind mit dem Verlauf seit dem Eingriff sehr zufrieden. Herr Exner hat, verglichen mit seinem gesundheitlichen Zustand vor der Operation, eine deutliche Verbesserung erfahren. Es fällt ihm leichter, Luft zu holen und sein Gesamtzustand verbessert sich jeden Tag,“ äußerte sich Professor Körfer zufrieden über den Gesundheitszustand des Patienten, der heute erste Schritte in seinem Zimmer machte.

Die Zahl der Wartenden auf eine Herztransplantation ist groß – Spenderherzen sind knapp

CorAide kann Patienten helfen, die unter terminaler Herzinsuffizienz (nicht heilbarer Herzmuskelschwäche) leiden und auf eine Herztransplantation warten. Doch konnten im letzten Jahr nur 385 Herzen bundesweit verpflanzt werden (davon 81 Herztransplantationen im Herz- und Diabeteszentrum NRW), während der Bedarf an Spenderorganen doppelt so hoch ist. Alternativen rücken daher in den Blickpunkt: Miniaturisierte, leistungsstarke Pumpen, die zur Überbrückung bis zur Transplantation und zukünftig auch als Dauerlösung implantiert werden können. Mit diesem System können die Patienten nach Hause entlassen werden und Dinge des alltäglichen Lebens wieder alleine bewältigen.

Neuer Meilenstein in der Entwicklung der Herzunterstützungssysteme

Das Linksherzunterstützungssystem gehört zu der neuen Generation von magnetisch gelagerten Pumpen. Diese Systeme sind nahezu verschleißfrei und verbrauchen wenig Energie. Die Implantation ist vergleichsweise einfacher und weniger invasiv. Im Gegensatz zu den üblichen Kunstherzunterstützungssystemen hat das CorAide die Eigenschaft, sich an den Blutbedarf des Patienten anzupassen, d.h. die Funktionsweise entspricht der eines normalen Herzens. Bei steigender Aktivität, beispielsweise beim Gehen oder körperlicher Betätigung des Patienten, erhöht sich die Umdrehungszahl des Rotors. Das System wirft dann mehr Blut in den Körperkreislauf aus. Im Ruhezustand nimmt der Blutfluß entsprechend ab. Ein solches System bedeutet für den Patienten eine Verbesserung der Lebensqualität.

Das System CorAide der amerikanischen Firma Arrow International Inc. besteht aus einer kleinen implantierbaren Pumpe (Material: Titan), die durch Rotation den natürlichen Blutstrom unterstützt. Im Inneren der Pumpe beschleunigt der magnetisch gelagerte Rotor mit ca. 2300 – 3000 Umdrehungen pro Minute das Blut. Eine externe Steuereinheit kontrolliert die Systemleistung und regelt die Energieversorgung von wiederaufladbaren Batterien oder einem Batterieladegerät.

Bessere Überlebenschancen durch den Einsatz von Kunstherzsystemen

Studien des Herz- und Diabeteszentrums NRW zeigen, dass die Überbrückung zur Herztransplantation mittels Kunstherzsystemen die Ausgangssituation und Überlebenschance des Patienten vor und nach der Transplantation erhöhen, da die Durchblutung der Organe deutlich verbessert wird.

Bereits 1999 wurde von Prof. Dr. Reiner Körfer, Oberarzt Dr. Latif Arusoglu und Oberarzt Dr. Aly El-Banayosy weltweit das erste komplett implantierbare Kreislaufunterstützungssystem, das sogenannte LionHeart, der Firma Arrow International Inc. eingesetzt. 2004 folgte eine weitere Premiere mit der Implantation des zentrifugalen Linksherzunterstützungssystems DuraHeart der Firma Terumo. Seit 1987 werden im Herz- und Diabeteszentrum NRW Patienten mit Herzinsuffizienz im Endstadium mit den unterschiedlichsten VAD-Systemen (Ventrikular Assist Device) und Kunstherzen therapiert. Insgesamt rund 800 Systeme haben die Spezialisten bereits verpflanzt und verfügen damit weltweit über die größte Kompetenz und Routine.

Media Contact

Dr. Josef König idw

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