Frauen unfruchtbar durch Überschuss männlicher Hormone

Etwa eine Million Frauen in Deutschland leidet am so genannten Polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS): Ihr Körper produziert zu viel männliche Hormone. PCOS betrifft bis zu 15 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter – häufig einhergehend mit unerfülltem Kinderwunsch. Auf dem 49. Symposion der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) in Münster diskutieren Experten unter anderem Symptome, Diagnostik und Therapiemöglichkeiten des PCOS. Im Rahmen eines „Hormontages“ können Patienten und Interessierte ihre Fragen dazu direkt an die Experten richten.

PCOS macht sich durch unregelmäßigen Zyklus, vermehrte Körperbehaarung, Akne oder auch Haarausfall bemerkbar. Als Spätfolgen können Herz-Kreislauferkrankungen oder Gebärmutterkrebs auftreten. Das Risiko betroffener Frauen, zuckerkrank zu werden, ist bis zu siebenfach erhöht. „Da sich die Erkrankung über viele unterschiedliche Symptome äußert, müssen bei der medizinischen Behandlung Frauenärzte, Spezialisten für Innere Medizin, Endokrinologen, Hautärzte und Ernährungsberater eng zusammenarbeiten“, betont Tagungspräsident Professor Dr. med. Ludwig Kiesel im Vorfeld des Symposions in Münster. Nur so könnten individuelle Beschwerden, Folgeerkrankungen und die Lebensqualität der betroffenen Frauen verbessert werden, sagt der Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Universitätsklinikum Münster.

Therapien richten sich vor allem nach den jeweiligen Anzeichen des PCOS: Zyklusstörungen sind mit der Antibabypille behandelbar. Diese wirkt sich auch günstig auf Hautunreinheiten, Haarausfall oder vermehrte Behaarung vom männlichen Typ aus. Mitunter ist es sinnvoll, die Eierstöcke mit Laserstrahlen zu behandeln. Bei Kinderwunsch ist eine hormonelle Stimulation der Eierstöcke erfolgversprechend. Als Alternative zur „Hormonspritze“ kommen neuerdings insulinsenkende Medikamente zum Zuge. Dr. med. Andreas Schüring, Oberarzt der Frauenklinik am Universitätsklinikum Münster, wird Einsatzgebiete und Erfolgsaussichten dieser Therapien in der Praxis anlässlich des Hormontages vorstellen.

An PCOS erkrankte Frauen leiden fast immer auch psychisch unter der Krankheit: Durch das veränderte Äußere und häufig bestehende Unfruchtbarkeit fühlen sie sich unweiblich. „Der Besuch von Selbsthilfegruppen kann entscheidend zur Verbesserung der persönlichen Lebenssituation und des Wohlbefindens beitragen“, betont Dr. med. Susanne Hahn vom Universitätsklinikum Essen. Hier fänden die Patientinnen Unterstützung und könnten Informationen und Erfahrungen austauschen. Die Endokrinologin leitet auf dem Hormontag die Patientenveranstaltung zum PCOS.

Obwohl PCOS bereits seit dem 18. Jahrhundert bekannt ist, sind die Ursachen nach wie vor unklar. Da die Krankheit familiär gehäuft auftritt, diskutieren Experten auch genetische Ursachen: Kürzlich wies eine Arbeitsgruppe der Frauenklinik und des Instituts für Reproduktionsmedizin des Universitätsklinikums Münster nach, dass die Ausprägung des PCO-Syndroms durch eine genetische Veränderung des Empfängermoleküls für männliche Hormone beeinflusst wird.

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