Aktuelle Studie aus Rostock: Stammzellen helfen bei der Reparatur des Herzens

Eine Therapie mit ausgewählten Stammzellen kann im Rahmen einer Bypass-Operation die Funktion Infarkt-geschädigter Bereiche des Herzmuskels verbessern. Das ist das Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie an der Universität Rostock. Diese Therapieerfolge bedeuten Hoffnung für Patienten mit Herzinfarkten sowie einen weiteren wichtigen Schritt für die Regenerative Medizin, sagte Projektleiter Prof. Dr. Gustav Steinhoff.


„Der Traum vom ’nachwachsenden Herzen’ oder von der Reparatur beschädigter Organe mit körpereigenem Material rückt ein Stück näher an die Realität“, sagte Prof. Dr. Gustav Steinhoff, Universität Rostock, auf einer Pressekonferenz zum Thema Stammzellen-Therapie im Rahmen der 34. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie in Hamburg.

Im Rahmen der ersten und deutschlandweit größten klinische Studie zur Stammzellen-Therapie bei chronischer Herzschwäche wird gegenwärtig in Rostock an insgesamt hundert Patienten getestet, ob sich körpereigene Stammzellen an der Reparatur beschädigter Herzen beteiligen können. Prof. Steinhoff: „40 Oparationen erfolgten bereits, und die Ergebnisse sind viel versprechend. In Nachuntersuchungen nach drei Jahren bestätigte sich, dass die Leistung beschädigter Herzen nachhaltig verbessert werden konnte. Diese Therapieerfolge bedeuten Hoffnung für Patienten mit Herzinfarkten sowie einen weiteren wichtigen Schritt für die Regenerative Medizin.“

Abgestorbenes Herzgewebe kann sich zumindest teilweise erholen

Wurde lange Zeit davon ausgegangen, dass durch einen Herzinfarkt geschädigtes Gewebe irreparabel verloren sei, gelang Prof. Steinhoff und seinem Team mit ihrer Studie der Nachweis, dass „sich abgestorbenes Herzgewebe zumindest teilweise erholen kann.“ Die Anstrengungen der Forschergruppe konzentrieren sich auf Patienten mit länger zurück liegendem Infarkt, für die als Behandlung eine Bypass-Operation in Frage kommt. Bei insgesamt 50 Patienten wird die Bypass-Operation zusammen mit der Stammzellen-Injektion durchgeführt werden, während 50 weitere – nach dem Zufallsprinzip ausgewählten – Patienten mit vergleichbaren Ausgangsbedingungen die Bypass-Operation ohne Zelltherapie erhalten.

Seit Ende der 90er Jahre liegen Hinweise darauf vor, dass durch adulte Stammzellen aus dem Blut oder Knochenmark die Neubildung von Blutgefäßen im durch den Infarkt geschädigten Herzmuskelgewebe angeregt werden kann. Teams in Frankfurt, Düsseldorf und Hannover begannen mit der Injektion von unselektierten Knochenmarkzellen in das Herzkranzgefäß während der Frühphase nach akutem Herzinfarkt. Die Rostocker Forschergruppe hingegen konzentriert sich auf die Transplantation spezifischerer Zellen direkt in den geschädigten Bereich des Herzmuskels bei Patienten mit länger zurück liegendem Infarkt. Am Tag vor der Bypass-Operation wird bei ihnen Knochenmark aus dem Beckenknochen gewonnen, dann werden Stammzellen mit dem Oberflächenantigen CD133 im Labor isoliert. CD113 wurde auf sehr frühen Stammzellen mit hoher Wandlungsfähigkeit nachgewiesen, und es gibt zahlreiche experimentelle Hinweise auf eine Schlüsselrolle solcher Zellen etwa auf die Neubildung von Blutgefäßen.

Keine auf die Stammzellen-Injektion zurückzuführenden Komplikationen beobachtet

Zwischen 2001 und 2003, so berichtet das angesehen Wissenschafts-Journal „The Lancet“, wurde in Rostock bei zunächst 15 Patienten im Rahmen einer Sicherheits- und Verträglichkeitsuntersuchung mit diesem Verfahren behandelt, wobei keine auf die Stammzellen-Injektion zurückzuführenden Komplikationen beobachtet wurden, sich aber erste Hinweise auf eine bessere Herzdurchblutung und Pumpleistung des Herzens ergaben. Bei der daran anknüpfenden Phase-II Studie soll nun speziell die Effektivität der Stammzellentherapie bei Infarktpatienten untersucht werden.

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