Herzschrittmacher mit Alarmfunktion: Deutschlandweit erster Patient erhält rechtzeitige Warnung

Fortschritt in der Versorgung von Herzinsuffizienz-Patienten

Das Herzzentrum Göttingen des Bereichs Humanmedizin der Universität Göttingen hatte im Juni 2004 deutschlandweit dem ersten Patienten mit Herzinsuffizienz einen neuartigen Herzschrittmacher implantiert. Das neue Alarmsystem im ICD (Implantierbarer Cardioverter Defibrillator) soll Herzinsuffizienzpatienten rechtzeitig warnen und so langwierige Krankenhausaufenthalte verhindern.

Jetzt hat dieser Patient als erster in Deutschland von der besonderen Überwachungs- und Vorwarnfunktion dieses Geräts profitiert. Über eine einzigartige Diagnostikfunktion stellt das Gerät bedrohliche Flüssigkeitsansammlungen in den Lungen und damit eine beginnende Lungenstauung frühzeitig fest. „Der Patient wurde über ein Alarmsignal seines Implantats frühzeitig gewarnt, noch bevor er selbst die ersten Symptome der Flüssigkeitsansammlung in der Lunge spüren konnte. So konnte er sich rechtzeitig in klinische Behandlung begeben“, erläutert Frau Prof. Dr. Christina Unterberg-Buchwald, Oberärztin in der Abt. Kardiologie und Pneumologie – Herzzentrum des Bereichs Humanmedizin. Nach einer medikamentösen Behandlung zur Wasserausscheidung habe der Patient die Klinik bereits nach vier Tagen wieder verlassen können.

Flüssigkeitsansammlung in den Lungen stellt eine ernste Komplikation bei Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz dar und ist häufig die Ursache für wiederholte Krankenhausaufenthalte. Den meisten der stationären Aufnahmen von Herzinsuffizienz-Patienten liegt eben diese Komplikation zugrunde. „Eine Lungenstauung wird von den Patienten zunächst nicht wahrgenommen, ihr Risiko wird oft unterschätzt“, sagt Professorin Buchwald-Unterberg. So würden sie häufig erst bemerkt, wenn der Patient bereits in einem kritischen Zustand ist. Oft müssten diese Patienten notfallmäßig aufgenommen und auf der Intensivstation behandelt werden. Lange und teure Krankenhausaufenthalte seien die Folge. Mit hunderttausenden von stationären Behandlungen jedes Jahr stellten solche Fälle eine hohe Kostenbelastung für das Gesundheitswesen weltweit dar.

„Die Frühwarnung durch das Implantat bei einer lebensbedrohlichen Wasseransammlung in den Lungen setzt genau an den weiterführenden Behandlungspunkten an“, so Dr. Dieter Zenker, Oberarzt der Abt. Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie – Herzzentrum des Bereichs Humanmedizin. „Ambulant versorgende Ärzte können so langwierige Krankenhausaufenthalte ihrer Patienten vermeiden.“
Herzinsuffizienz ist die Volkskrankheit Nummer 1 in den wohlhabenden Ländern der Erde. Allein in Europa leiden etwa 14 Millionen Menschen mit verschiedenen Schweregraden unter diesem Krankheitsbild. Der Krankheitsverlauf entwickelt sich bei vielen Patienten dramatisch, langjährige Leidenszeiten mit Luftnot, Kurzatmigkeit, Müdigkeit und fehlender Leistungsfähigkeit führen über immer wiederkehrende Krankenhauseinweisungen zum Herztod. Die Herzinsuffizienz verursacht in Deutschland geschätzte Folgekosten von etwa sechs Milliarden Euro pro Jahr.

Der im Herzzentrum Göttingen implantierte Schrittmacher gehört zu einer neuen Generation von kombinierten Schrittmachersystemen. Er ist mit einem integrierten Drei-Kammer-Herzschrittmacher (CRT-D-System) der neuesten Generation (InSyns Sentry TM) der Firma Medtronic mit Sitz in Deutschland ausgestattet. In den letzten Jahren konnte vor allem eine spezielle Untergruppe von Herzinsuffizienzpatienten behandelt werden, deren Zustand medikamentös nicht weiter zu verbessern ist. Bei diesen so genannten „Kardialen Resynchronisationsgeräten“ (CRT-D-System) wird zusätzlich eine dritte Sonde in die Herzvenen gelegt und damit die linke Herzseite stimuliert. Neben dem lebenswichtigen Defibrillator-Schutz und der prognostisch wirksamen Resynchronisationstherapie enthält der InSync Sentry? damit auch einen wichtigen Diagnose-Parameter. Er ist das modernste derzeit erhältliche CRT-D-System. Er ist klein (40 ccm), hat eine lange Lebensdauer und kann die meisten schnellen lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen schmerzlos und ohne Schock beenden.

Weitere Informationen:

Bereich Humanmedizin – Georg-August-Universität Göttingen
Herzzentrum
Prof. Dr. Christina Unterberg-Buchwald
Dr. Peter Schott
Tel: 0551/39 – 9664

Georg-August-Universität Göttingen – Bereich Humanmedizin
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit – Stefan Weller
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