Wenn beim Autofahren die Augen zufallen

RUB-Mediziner informieren über Fahrtauglichkeit und Narkolepsie

Ein Unfall oder ein Beinahe-Unfall ist oft der erste Anlass für eine Untersuchung von Patienten mit Narkolepsie: Sie leiden u. a. unter Tagesmüdigkeit, Einschlafattacken und plötzlichem Verlust der Muskelspannung. Beim Autofahren kann das gefährlich werden. Wie man die Narkolepsie von gewöhnlicher Müdigkeit unterscheidet und welche Möglichkeiten es gibt, seine Fahrtüchtigkeit – und seinen Führerschein – trotzdem zu behalten, erläutern Spezialisten der Neurologischen Klinik der RUB in den BG-Kliniken Bergmannsheil beim Seminar „Fahrtauglichkeit und Narkolepsie“ am 5. Februar 2005 (10 bis 15 Uhr, Hörsaal 3 des Bergmannsheil), das sie gemeinsam mit der Deutschen Narkolepsie-Gesellschaft anbieten. Interessierte, Patienten und Ärzte sind herzlich willkommen.

Rechtliche und finanzielle Probleme

Der Verdacht auf Narkolepsie kann für Autofahrer erhebliche rechtliche und finanzielle Probleme bedeuten: Patienten, bei denen die Krankheit schon in der Jugend beginnt, haben Probleme, überhaupt einen Führerschein zu beantragen. Kommt der Verdacht erst später durch einen Unfall auf, wird der Führerschein unter Umständen eingezogen, Versicherungen können Zahlungen einschränken. Der betroffene Fahrer muss seine Fahrtüchtigkeit durch ein fachärztliches Gutachten belegen. Zur sicheren Diagnose führen die Ärzte im Bergmannsheil neben üblichen neurologischen Untersuchungen u.a. computergestützte Reaktionstests, Langzeit-EEGs (Hirnstrommessungen) zur Bestimmung des Schlaf-Wach-Rhythmus, Testfahrten im Fahrsimulator und Schlaflaboruntersuchungen in Zusammenarbeit mit der Klinik für Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin durch. „Diese Untersuchungen sind wichtig, weil wir uns in einer Grauzone bewegen“, erklärt PD Dr. Sylvia Kotterba von der Neurologie des Bergmannsheil. „Müdigkeit nach der Nachtschicht ist normal. Wenn dadurch die Fahrtauglichkeit beeinträchtigt wird, liegt bereits eine Ordnungswidrigkeit vor. Erst die Tests zeigen sicher, ob es sich um eine krankheitsbedingte Müdigkeit handelt.“

Vorzeichen deuten, medikamentös helfen

Ist die Diagnose gesichert, muss das nicht das Ende des Autofahrens bedeuten: Die Symptome lassen sich zum einen mit Medikamenten lindern. Zum anderen ist der Umgang mit der Krankheit für die Fahrtauglichkeit entscheidend. In Seminaren können Patienten lernen, die Vorzeichen einer Einschlafattacke sicher zu deuten und entsprechend zu reagieren. Über diese Angebote können sie sich im Seminar informieren. Außerdem wollen die Spezialisten des Bergmannsheil niedergelassene Kollegen für das Thema sensibilisieren, denn die Dunkelziffer der Betroffenen wird sehr hoch eingeschätzt. Im Bergmannsheil werden jährlich 30 bis 40 Patienten mit gesicherter Narkolepsie behandelt. „Die Anzahl derer, die mit ungeklärter Tagesmüdigkeit in unsere Ambulanz kommen, ist mit drei bis vier pro Woche noch höher“, so PD Dr. Kotterba.

Weitere Informationen

Privatdozentin Dr. Sylvia Kotterba, Neurologische Klinik, BG-Kliniken Bergmannsheil, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, Bürkle-de-la-Camp-Platz 1, 44789 Bochum, Tel. 0234/302-0, E-Mail: sylvia.kotterba@rub.de

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Dr. Josef König idw

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