Bei Bioprodukten ist Risiko für Gesundheit und Umwelt geringer

Neue Untersuchung zeigt: BSE und hormonell wirksame Stoffe gehören zu größten gesellschaftlichen Ernährungsrisiken

Unerwünschte Stoffe und Organismen, die in Nahrungsmittel gelangen, können der Grund für leichte Allergien, aber auch Auslöser für schwerwiegende Krankheiten wie Krebs oder Creutzfeld-Jakob sein. WissenschaftlerInnen des Forschungsprojektes „Ernährungswende“ haben diese Stoffe nun mithilfe einer neuen Vorgehensweise vergleichend bewertet und den Schaden für die Gesellschaft eingeschätzt. Ergebnis der Untersuchung: BSE und hormonell wirksame Stoffe gehören zu den größten Ernährungsrisiken für die Gesellschaft. Gentechnisch veränderte Lebensmittel, Pestizide, Bakterien und Viren sowie Medikamente folgen ihnen jedoch auf dem Fuße.

Die Untersuchung zeigt aber auch, dass das Risikopotenzial bei einer Ernährung aus rein ökologischem Anbau im Gegensatz zum konventionellen Anbau um etwa die Hälfte abnimmt. Die vorläufigen Ergebnisse haben die WissenschaftlerInnen jetzt in dem Diskussionspapier „Ernährungsrisiken – Identifikation von Handlungsschwerpunkten“ veröffentlicht.

„Beim Essen bedeuten weniger Risiken sicher mehr Lebensqualität“, sagt Dr. Ulrike Eberle vom Öko-Institut e.V. und Leiterin des Forschungsprojektes „Ernährungswende“. Sie verdeutlicht damit das Ziel der Forschungsarbeit: Es ist dringend erforderlich, Ernährungsrisiken weiter zu reduzieren. Doch nicht alle unerwünschten Stoffe sind gleichermaßen bedrohlich für Gesundheit und Umwelt. Um wirksame Strategien zu entwickeln, ist eine vergleichende systematische Bewertung der Risikopotenziale notwendig, die dabei das Vorsorgeprinzip zugrunde legt.

Dazu wählten die Wissenschaftler eine Vorgehensweise, die sich aus Risikoanalyse, Risikoabschätzung und Risikobewertung zusammensetzt. Unerwünschte Stoffe müssen dabei zunächst identifiziert und ihr möglicher Schaden charakterisiert werden. Danach kann die Wahrscheinlichkeit, ob und in welcher Höhe ein Schaden eintritt, abgeschätzt werden. Die vergleichende Bewertung der Risiken erfolgt in Bezug auf gesellschaftliche Kosten- und Nutzenaspekte. Das dabei entstehende Ranking ermöglicht es, die Bereiche festzustellen, in denen dringender Handlungsbedarf besteht.

Die Analyse der Nahrungsmittel auf unerwünschte Bestandteile ergab eine Liste mit 16 risikoreichen Stoff- und Organismengruppen. Dazu gehören unter anderem der BSE-Erreger und hormonell wirksame Stoffe sowie Pestizide, Schwermetalle, gentechnisch veränderte Organismen, Parasiten oder Medikamente. Die analysierten Stoffe können unterschiedlich schwere Erkrankungen hervorrufen, die von leichten Allergien über chronische Erkrankungen bis hin zu Missbildungen, Organschäden oder Krebs reichen. Ihren Weg in die Lebensmittel finden sie meist bereits in der Landwirtschaft oder bei der industriellen Weiterverarbeitung. Häufig gelangen die unerwünschten Stoffe aber auch bei der Zubereitung in privaten Haushalten oder in Großküchen und Restaurants in die Nahrungsmittel.

„Risiken können nicht vollständig beseitigt werden, wir müssen sie aber einschränken“, sagt Dr. Ulrike Eberle. Ihre Forderungen an die Politik: Bei der Ernährung muss immer das Vorsorgeprinzip gelten. Für unerwünschte Stoffe heißt das, dass bestimmte Stoffe in der Lebensmittelherstellung und -verpackung deshalb gänzlich verboten werden sollten. Bei anderen muss sichergestellt werden, dass sie nicht mehr im Lebensmittel aufzufinden sind. Zudem muss die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften streng kontrolliert werden. Außerdem ist es wesentlich, dass alle Bestandteile eines Lebensmittels auf der Verpackung angezeigt und dass die VerbraucherInnen über die Risikopotenziale durch unerwünschte Stoffe informiert werden, denn diese sind eng mit der Art der landwirtschaftlichen Produktion gekoppelt: Produkte aus ökologischem Landbau und ökologischer Lebensmittelverarbeitung bergen eindeutig weniger gesundheitliche Risiken.

„Ernährungswende“ ist ein Gemeinschaftsprojekt des Forschungsverbundes Ökoforum unter der Leitung des Öko-Instituts e.V., an dem das Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE), das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), das KATALYSE-Institut für angewandte Umweltforschung und das Österreichische Ökologie Institut für angewandte Umweltforschung beteiligt sind. Das Forschungsvorhaben wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Förderschwerpunkt „Sozial-ökologische Forschung“ gefördert. Das Projekt läuft über den Zeitraum 2002 bis 2005.

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