Augeninnendruck künftig berührungslos messen

Handliches Gerät für Arztpraxis und zu Hause

Augeninnendruck-Messungen sind unangenehm. Ein Mess-Stempel wird auf das betäubte Auge aufgesetzt, wobei das Vorgehen nicht selten zu Schmerzen der Hornhaut oder allergischen Reaktionen führt. Abhilfe soll ein neues berührungsloses Verfahren schaffen, das mit akustischen Signalen arbeitet. Entwickelt wird das handliche Gerät vom Bremer Institut für Betriebstechnik und angewandte Arbeitswissenschaft (BIBA) an der Universität Bremen.

Prof. Dr.-Ing. Gert Goch und sein Team erhalten für ihren Projektvorschlag nun Unterstützung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung: Mit rund 200.000 Euro Fördermitteln können sie die Idee in den kommenden eineinhalb Jahren in die Praxis umsetzen. Heute nimmt das Forscherteam den Preis auf der weltgrößten Medizinmesse MEDICA in Düsseldorf entgegen. Unter den 99 Teilnehmern am bundesweiten Innovationswettbewerb zur Förderung in der Medizintechnik wurden 11 prämiert.

„Besonders wichtig ist uns dabei, dass auch ältere Menschen mit dem Gerät problemlos zurecht kommen“, betont Goch. Der Grüne Star, der mit einem erhöhten Augeninnendruck einhergeht, ist eine leise schleichende Krankheit: Der Patient hat zunächst weder Beschwerden noch Schmerzen. Ein zu hoher Druck im Auge kann jedoch den Sehnerv irreversibel schädigen. Wird die Erkrankung nicht früh genug erkannt, fällt sie schließlich durch ein eingeschränktes Gesichtsfeld auf. Dieser „Tunnelblick“ verengt sich im Laufe der Jahre immer weiter – bis zur völligen Erblindung. In Deutschland sind etwa 500.000 Menschen vom Grünen Star betroffen. Eine Operation oder auch Medikamente können den Verlauf der Krankheit mildern oder sogar stoppen.

Unerlässlich für die optimale Behandlung des Grünen Stars ist das regelmäßige Überwachen des Augeninnendrucks. Dieser kann bisher jedoch nur in Augenarztpraxen exakt gemessen werden. Da der Druck aber im Tagesverlauf schwankt, könnte ein mobiles Messgerät, das vom Patienten zu Hause eingesetzt wird, die Therapie wesentlich verbessern. Eine Feindosierung der Medikamente würde so in Zukunft eine Über- oder Unterversorgung der Patienten verhindern.

Die BIBA-Wissenschaftler schlagen daher eine berührungslose Messmethode vor: „Unsere Kernidee besteht darin, die Augenoberfläche schonend durch optimierte akustische Signale zum Schwingen anzuregen. In Vorversuchen konnten wir belegen, dass mit zunehmendem Augeninnendruck die Amplitude der Augenoberflächen-Schwingung abnimmt und die Eigenfrequenz der Schwingung sich leicht erhöht. Gleichzeitig stellten wir fest, dass die Schwingungsdämpfung vergrößert wird.“ Mit Hilfe dieser Parameter, so ist sich das Team sicher, lässt sich ein zuverlässiges Messgerät konstruieren, das handlich und leicht zu bedienen ist.

„Diese neuartige Methode ermöglicht Patienten und Ärzten eine bessere Therapie und Verlaufskontrolle“, sagt Prof. Dr. med. Dr.h.c. Franz Grehn, Direktor der Universitäts-Augenklinik Würzburg. Gemeinsam mit ihm und den Industriepartnern Acri.Tec und Dr-Jordan-Design wird die Arbeitsgruppe von Prof. Goch in den kommenden 18 Monaten ein voll funktionstüchtiges Labormuster aufbauen und in der Klinik testen. Abschließend steht ein Konzept für einen handlichen und kompakten Prototypen auf dem Arbeitsplan.

Ansprechpartner:
Prof. Dr.-Ing. Gert Goch, Telefon: 0421 218-25 15, E-Mail: gg@biba.uni-bremen.de
Dipl.-Ing. Michael Sorg, Telefon: 0421 218-55 77, E-Mail: sor@biba.uni-bremen.de
Dipl.-Ing. Axel von Freyberg, 0421 218-55 17, E-Mail: frb@biba.uni-bremen.de

Media Contact

Sabine Nollmann idw

Weitere Informationen:

http://www.biba.uni-bremen.de

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