Neuartiges Therapiekonzept gegen chronisches Rheuma

Rund 30 Millionen Menschen leiden weltweit so sehr unter Schmerzen, dass sie täglich synthetische nichtsteroidale Antirheumatika einnehmen und gehen damit ein vier- bis sechsfaches Risiko ein, in der Folge an Magen- und Darmproblemen zu erkranken. Eine gut verträgliche, wirkungsvolle Alternative steht seit kurzem zur Verfügung: Der wieder entdeckte, heute standardisierte, kassenzulässige Weidenrindenextrakt (Assalix®).

Menschen, die an Rheuma oder Arthrose leiden, sind ohne Medikamente gegen Schmerzen in den normalen Aktivitäten des Lebens eingeschränkt, können sich nur mühsam bewegen, oft kaum schlafen und ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück. „Zentral in der Therapie dieser Menschen ist die Bewegung“, sagt Dr. Simon Feldhaus von der Aeskulap-Klinik in Brunnen. „Und zwar die aktive wie die passive Bewegung mit Hilfe unter anderem von Physio-und Feldenkraistherapie. Das ist nur möglich, wenn die Betroffenen eine ausreichende Schmerzmedikation haben. Diese Medikamente müssen oft über Monate, Jahre oder manchmal bis ans Lebensende eingenommen werden; eine gute Verträglichkeit ist deshalb zwingend.“

Zunehmend erkennbare Risiken synthetisch hergestellter nichtsteroidaler Antirheumatika haben das Interesse an Altbewährtem, am Weidenrindenextrakt erneuert. Weidenrindenextrakte haben in der Medizin eine lange, abwechslungsreiche Geschichte: Hippokrates empfahl Weidenrinden-Abkochungen bei Wundschmerzen und Verletzungen und auch Hildegard von Bingen kam im 12. Jahrhundert nicht ohne Weidenrinde aus. Im 19. Jahrhundert befassten sich viele wissenschaftliche Studien mit dem aus der Weidenrinde gewonnen Wirkstoff Salicin und man wusste bereits, dass aus ihm im Körper Salicylsäure entsteht. Schliesslich gelang es den Wirkstoff synthetisch herzustellen, wobei seine direkte Verabreichung eine schlechte Magenverträglichkeit aufwies. Durch die Acetylierung wurde dieser Effekt verbessert. Die teure Rohstoffgewinnung entfiel bei der synthetischen Herstellung und die Medikamente standen plötzlich in grosser Menge zur Verfügung. So kam es, dass der Weidenrindenextrakt in die Vergessenheit versank.

1996 und 1997 untersuchte W. Schaffner von der Universität Basel die Wirkung von Weidenrindenextrakt bei der Behandlung rheumatischer Erkrankungen und rückte damit den Wirkstoff wieder in das Interesse der medizinischen Forschung. In verschiedenen Studien wurden seither Wirksamkeit und Verträglichkeit des Weidenrindenextraktes bei über 5.500 Patienten mit chronischen Rückenschmerzen und arthrosebedingten Knie- und Hüftbeschwerden nachgewiesen. Diese guten Resultate sind auch darauf zurück zu führen, dass der Weidenrindenextrakt nicht nur Salicin enthält, sondern noch viele andere Substanzen, unter anderem Flavonoide und Procyanidine, die eine antioxidative Schutzwirkung haben und als Radikalfänger wirken. Es ist das Vielstoffgemisch, das die entzündungshemmende Wirkung auf mehreren Ebenen erzeugt. Weidenrindenextrakt wirkt dort wo der Schmerz entsteht, indem es die Entzündung, welche über die Freisetzung von Substanzen, die zu Schmerzen führen, hemmt.

Gewinnung von Weidenrindenextrakt

Es gibt etwa 500 Species der Gattung Weidenbaum. Seine Rinde enthält 1,5 bis mehr als 11 Prozent Salicin. Besonders reich an Salicin und deshalb für die Herstellung des Medikaments geeignet, ist die Purpur- (Salix purpurea) und die Reifweide (Salix daphnoides). In Kulturen werden die Pflanzen an besonders ausgewählten Standorten gezüchtet, denn die Beschaffenheit von Boden und Klima haben ebenso eine Auswirkung auf die zu erntenden Wirkstoffe wie der Zeitpunkt der Ernte und das Vorgehen bei der Trocknung. Im ersten Jahr werden Stecklinge (einjährige Triebe) gesteckt und bereits im folgenden Jahr kann mit der Ernte begonnen werden. Da immer nur die einjährigen Triebe geerntet werden, kann dies jährlich wiederholt werden.

Durch diesen Anbau wird bereits eine homogene Qualität des Ausgangsmaterials erreicht. Die gleichmässige Zusammensetzung der Inhaltsstoffe gewährt die Qualitätseingangskontrolle vor der Verarbeitung.

Modernes Schmerzmanagement

Dr. Simon Feldhaus erläutert sein umfassendes Schmerzmanagement: „Hat der Patient sehr starke Schmerzen, verschreibe ich ihm zu Beginn eine Kombination von Weidenrindenextrakt und einem synthetisch hergestellten Schmerzmittel. Nach 2 bis 4 Wochen kann man das synthetische Medikament meist absetzen. Wichtig ist ausserdem, dass man versucht, am schmerzerzeugenden Prozess etwas zu verändern. Arthrosepatienten haben zum Beispiel entweder ursächlich oder als Folge der Erkrankung eine Fehlstatik. Hier helfen oft nach millimetergenauer Ausmessung hergestellte Schuheinlagen. Ist die Fehlstatik so gut als möglich korrigiert, kann sich der Patient besser bewegen. Rheumapatienten empfehle ich die mediterrane Ernährung mit möglichst wenig Fleisch, dafür mit viel Fisch wegen deren entzündungshemmenden Omega 3 Fetten. Als Ergänzung setzen wir die physikalische Medizin (Bäder) ein. Es gilt auch, den Menschen in seinem Umfeld zu betrachten und abzuklären, warum ein Schmerz plötzlich nicht mehr zu ertragen ist. Eventuell ist auch eine psychologische Betreuung hilfreich.“

Nicht jeder Schmerz bedarf gleich einer Abklärung oder einer Therapie. Hält der Schmerz jedoch länger als eine Woche an oder schränkt er die Betroffenen in Alltagssituationen ein, ist eine ärztliche Untersuchung angezeigt. Denn Schmerz, der ein durchaus sinnvolles Warnsignal des Körpers ist, hat dann jeglichen Sinn verloren. Auch ein Schmerz, der über Jahre gut zu ertragen war und plötzlich zugenommen hat, muss abgeklärt werden. Nicht zuletzt um neue Erkrankungen auszuschließen.

Media Contact

Dr. Marietta Zenner-Weber pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.biomed.ch

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