Mit Familientherapie Drogenabhängigkeit von Jugendlichen verhindern

Drogenmissbrauch bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist ein drängendes gesellschaftliches Problem. Doch trotz steigenden Konsums sind frühzeitige Behandlungen junger Suchtkranker einschließlich ihrer Familien in Deutschland noch immer die Ausnahme. Ein vielversprechender Ansatz ist die Familientherapie. Dies berichteten Experten auf dem 5. Europäischen Kongress für Familientherapie und Systemische Praxis in Berlin am Beispiel des „Eppendorfer Modells“. Damit kann das „Abrutschen“ der Jugendlichen in eine schwere Drogenkarriere verhindert werden.


Der Sucht- und Drogenbericht der Bundesregierung liefert alarmierende Zahlen: Über ein Viertel der Jugendlichen hat Erfahrung mit illegalen Drogen, 15 Prozent sind Alkoholsucht gefährdet. Oft mündet der frühe Konsum in Abhängigkeit: Das Risiko eines beginnenden Drogenmissbrauchs ist im Alter von 14 bis 15 Jahren in Europa und Nordamerika am höchsten. Die Folge: 5,3 Prozent der 18- bis 24-Jährigen sind süchtig nach illegalen Drogen, außerdem sind 4,8 Prozent der jungen Männer alkoholabhängig.

Die Sucht eines Angehörigen erschüttert meist die gesamte Familie. Die familiäre Struktur, die Beziehungen und der Zusammenhalt drohen zu zerbrechen. Im Unterschied zu Europa ist daher in den USA die Familientherapie bereits der empfohlene Standard für die erfolgreiche Behandlung von Jugendlichen und Heranwachsenden.

Die erste europäische Studie, die an der Hamburger Uniklinik in Eppendorf durchgeführt wurde, macht Hoffnung, dass sich auch hierzulande die Therapie von jungen Suchtkranken verbessern wird. Mit einer Behandlung, die das soziale Umfeld mit einschließt, kann den Betroffenen effektiv geholfen werden. „Es hat sich gezeigt, dass die Familientherapie einen entscheidenden Beitrag leisten kann, familiäre Ressourcen so zu stärken, dass der Drogenmissbrauch der Jugendlichen bereits in einem sehr frühen Stadium abgewendet werden kann“, fasst Professor Dr. Rainer Thomasius aus der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, die Erfolge des „Eppendorfer Modells“ zusammen.

Die reguläre Beendigung der Therapie – die so genannte Haltequote – liegt bei Familientherapien mit jugendlichen Drogenpatienten bei 70 bis 90 Prozent. Das ist weit über dem internationalen Durchschnitt: Bei anderen Therapien mit jugendlichen Drogenpatienten beträgt die Haltequote zwischen 60 bis 65 Prozent. Auch die Ergebnisse zu längerfristigen Erfolgen sind vielversprechend: Nach zwei Jahren nähern sich die Werte der erreichten Familien denen von „unauffälligen“ Referenzfamilien.

Die Ergebnisse und ihre Einordnung in den internationalen Forschungszusammenhang wurden von Rainer Thomasius aktuell publiziert (R. Thomasius, Hrsg.: Familientherapeutische Frühbehandlung des Drogenmissbrauchs. Eine Studie zu Therapieeffekten und -prozessen, Hamburg, Kovac, 2004)

Der EFTA-Kongress wurde ausgerichtet von den beiden deutschen Verbänden für systemische Forschung, Therapie, Beratung und Supervision, der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie (DGSF) und der Systemischen Gesellschaft (SG).

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Bernhard Schorn idw

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