Myomentfernung durch Gefäßverschluss

Die Radiologie kann heute weit mehr, als durch verschiedene Verfahren Bilder unseres Körpers anzufertigen. Bei einer Reihe von Erkrankungen können die Radiologen durch kleine Eingriffe auch therapieren. Ein relativ neues, aber inzwischen etabliertes Verfahren ist dabei die Uterusmyom-Embolisation, die am Klinikum der Universität München in Großhadern durchgeführt wird. Uterusmyome sind die häufigsten gutartigen Tumore des weiblichen Genitaltraktes und werden bei bis zu 70% aller geschlechtsreifen Frauen festgestellt.

Was sind Uterusmyome?

Uterusmyome sind gutartige Tumoren des Uterus. Diese gutartigen Geschwülste entstehen aus der glatten Muskulatur der Gebärmutter und enthalten einen variablen Anteil an Bindegewebsfasern. Myome können in verschiedenen Arealen der Gebärmutter entstehen: unter der Schleimhaut, in der Gebärmutterwand oder unter der Außenschicht der Gebärmutter.

Wer bekommt Uterusmyome?

Warum manche Frauen Myome entwickeln und andere nicht, ist nicht vollständig geklärt. Ein Ursachenkomplex aus einer hormonellen Dysregulation und einer Vererbungskomponente wird als wahrscheinlich diskutiert, insbesondere da das Wachstum der Myome in der Menopause stagniert oder zum Teil sogar rückläufig ist.

Welche Beschwerden verursachen Uterusmyome?

Beschwerden durch Myome des Uterus können vereinfacht in vier Kategorien eingeteilt werden: Blutungsbeschwerden, Druckbeschwerden mit / ohne Unterbauchschmerzen, ungewollte Kinderlosigkeit (Infertilität) und Fehlgeburten. Blutungsbeschwerden bis hin zur Blutarmut (Anämie) sind die häufigste Indikation für eine Behandlung. Durch die z. T. beträchtliche Ausdehnung der Myomknoten und die dadurch entstehende Kompression benachbarter Organstrukturen werden unterschiedliche Symptome verursacht. Häufig berichten die Patientinnen über Verstopfung (Obstipation), vermehrtem Harndrang, Schmerzen bis hin zu Rückenschmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.

Wann sind Uterusmyome behandlungsbedürftig?

Myome sollten nur dann behandelt werden, wenn sie Beschwerden verursachen.

Welche Behandlungsoptionen gibt es?

Bei der Behandlung von Uterusmyomen gibt es neben der klassischen Operation die laparoskopische Myomenukleation oder abdominelle Myomektomie. Dabei wird nur das Myom aus der Gebärmutter ausgeschält, so dass die Gebärmutter im Regelfall erhalten werden kann. Das Gebärmutter-erhaltende Verfahren der perkutanen oder laparoskopischen Myolyse mittels Laser- oder elektrischer Koagulation werden nur selten angewandt und befinden sich erst in Erprobung. Oft werden Patientinnen mit Uterusmyomen medikamentös behandelt, um die Blutungsneigung zu verringern und das Myom zu verkleinern. Bei der Uterusmyomembolisation werden die das Myom versorgenden Gefäße verschlossen. Dies geschieht im Regelfall durch das Einschwemmen kleiner Kügelchen (Partikel), die die Myomgefäße verstopfen und so eine ausreichende Blutzufuhr zum Myom unterbinden. Dies bewirkt eine Schrumpfung des Myoms. Der Erfolg im Sinne einer Reduktion der Beschwerdesymptomatik tritt meist nach einigen Wochen ein. Da die Gebärmutter nicht wie bei der Hyterektomie vollständig entfernt wird, kann es in nicht therapierten Anteilen der Gebärmutter theoretisch zu einem Neuauftreten von Uterusmyomen kommen.

Wie wird eine Uterusmyomembolisation durchgeführt?

Nach ausführlicher Aufklärung am Vortag der Behandlung, interdisziplinärer Indikationsstellung zusammen mit Gynäkologen und Sichtung der Laborergebnisse und der Magnetresonanztomographie (MRT) wird die Therapie durchgeführt. Nach lokaler Betäubung der Haut im Bereich der Leiste wird ein Katheter in die Schlagader des Beckens eingebracht. Unter Röntgendurchleuchtung und Kontrastmittelinjektion (Angiographie) wird der Katheter in die Gebärmutterarterie (Arteria uterina) und schließlich in die das Myom versorgenden Gefäße eingeführt. Durch die Betäubung der Haut spürt die Patientin von dem Einbringen des Katheters in die Schlagader nichts. Einzig durch die Injektion von Kontrastmittel über den Katheter spüren die Patientinnen im entsprechenden Organbereich ein Wärmegefühl, das innerhalb weniger Sekunden wieder vergeht. Die Kontrastmittelgabe dient der Auffindung der Myomgefäße. Anschließend wird erst die eigentliche Embolisation durchgeführt. Unter Durchleuchtungkontrolle wird ein Gemisch aus Kontrastmittel und Partikeln definierter Größe in die Myomgefäße injiziert. Dies geschieht, bis sich immer weniger Myomgefäße darstellen, oder kein signifikanter Blutfluß im Myom mehr nachzuweisen ist. Die applizierten Partikel verbleiben im Myom und verschließen die Gefäße dauerhaft. Es gibt bisher keine Berichte über Unverträglichkeitsreaktionen. Nach Beendigung der Uterusmyom-Embolisation wird ein Druckverband an der Einstichstelle in der Leiste angelegt und es soll eine Bettruhe von ca. 4 bis 6 Stunden eingehalten werden.

Welche Komplikationen und Nebenwirkungen gibt es?

Häufig kommt es nach dem Eingriff zu einem Beschwerdebild, das als „Postembolisations-Syndrom“ bezeichnet wird. Minuten bis Stunden nach der Prozedur kann es zu mehr oder minder stark ausgeprägten Unterleibsschmerzen kommen. Zusätzlich werden Übelkeit, Erbrechen und Fieber beobachtet. Diese Beschwerden lassen sich jedoch medikamentös gut beherrschen. Dieses Syndrom kann in seltenen Fällen bis zu einer Woche nach der Therapie anhalten. Insgesamt handelt es sich bei der Embolisationsbehandlung von Uterusmyomen um eine sehr sichere und technisch unkomplizierte Therapieoption. Zu den Komplikationen und Nebenwirkungen der Therapie zählen die der Katheterangiographie. So können in seltenen Fällen Gefäßverletzungen, Blutungen oder behandlungsbedürftige allergische Reaktionen auf das Kontrastmittel auftreten. Studien mit großen Patientenzahlen haben gezeigt, dass das Komplikationsrisiko für diese Prozedur bei ca. 10% liegt, wobei die meisten Komplikationen weder einer weiteren medizinischen Behandlung bedürfen, noch den Krankenhausaufenthalt verlängern. Schwere Komplikationen treten mit einer Häufigkeit von ca. 1% auf. Im Vergleich zu den chirurgischen Verfahren der Hysterektomie oder Myomektomie bietet die Uterusmyomembolisation insgesamt jedoch ein deutlich geringeres Komplikationsrisiko.

Wie hoch ist die Strahlenexposition bei der Uterusmyom – Embolisation?

Die Strahlenexposition bei der Embolisationsbehandlungen von Uterusmyomen ist von besonderer Bedeutung, insbesondere weil sich die verhältnismäßig strahlensensiblen Geschlechtsorgane direkt im Untersuchungsfeld befinden. Die Strahlenexposition ist in hohem Maße von der Erfahrung des interventionellen Radiologen abhängig. Durch moderne technische Verfahren, z. B. gepulste Durchleuchtung, kann die Strahlenexposition der Patientinnen deutlich reduziert werden.

Ist eine Schwangerschaft nach einer Uterusmyom-Embolisation möglich?

Hier gibt es kein klares „Ja“ oder „Nein“. Auf jeden Fall sollten zuvor andere organerhaltende Eingriffe geprüft werden. Derzeit gilt bei symptomatischen Patientinnen mit Kinderwunsch die gebärmuttererhaltende chirurgische Entfernung der Myomknoten als Methode der Wahl.

Wie ist der Behandlungserfolg der Uterusmyom-Embolisation?

Die Kriterien für eine erfolgreiche Embolisationsbehandlung von Uterusmyomen sind das Schrumpfen des Myoms, Besserung der Beschwerden und die Patientenzufriedenheit. Insbesondere während der ersten 6 Monate nach Durchführung der Therapie ist ein Schrumpfen der Myome festzustellen. So schrumpfen die Myome um bis zu 83%, der gesamte Uterus durch die Therapie um bis zu 58%. Dementsprechend lässt sich bei den meisten Patientinnen auch ein deutlicher Rückgang der Beschwerden beobachten. Bei drei Viertel der Patientinnen werden Obstipation, vermehrter Harndrang, Rückenschmerzen und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr deutlich gebessert. Aber auch die Blutungsbeschwerden verbessern sich nach der Therapie. Die Literatur und auch unsere eigenen Erfahrungen bestätigen, dass 90% der Patienten mit dem Ergebnis der Behandlung zufrieden sind und über eine deutliche Zunahme der Lebensqualität berichten.

Weitere Informationen:
Institut für klinische Radiologie (Direktor: Prof. Dr. Dr. h.c. Maximilian Reiser)
Klinikum der Universität München – Standort Großhadern
Dr.med Tobias Jakobs
– Sekretariat Röntgen B –
Marchioninistraße 15
81377 München
Tel.: +49 (089) 7095-3620
Fax: +49 (089) 7095-8832

Media Contact

S. Nicole Bongard idw

Weitere Informationen:

http://www.klinikum.uni-muenchen.de

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