Neue Wege zur Verhinderung der Arterienverengung
Forscher der Saar-Uni und der Charité in Berlin untersuchen neues Verfahren zur Behandlung von Verengungen der Herzkranzarterien
Forscher der Klinik für Innere Medizin III am Universitätsklinikum des Saarlandes haben in einer For-schungskooperation mit der Berliner Charité (Experimentelle Radiologie) ein neues Verfahren zur Be-handlung verengter oder verschlossener Arterien entwickelt.
Gefäßverengungen (Stenosen) der Herzkranzgefäße sind Ursache der Volkskrankheit Nummer 1, der koronaren Herzkrankheit. Typische Symptome sind die Angina pectoris, die Herzschwäche oder der Herz-infarkt. Aber auch im Gefäßsystem außerhalb des Herzens sind Verengungen und Verschlüsse verant-wortlich für gefährliche Erkrankungen; das „Raucherbein“ ist hier das bekannteste Krankheitsbild.
Neben der medikamentösen Behandlung und der Bypass-Operation stellt die Erweiterung von Gefäßver-engungen mit Katheterverfahren heutzutage die Standard-Behandlung dar. Der Einsatz von Stents (flexible Geflechte aus Edelstahl) seit den 90iger Jahren führte zu einer deutlichen Erweiterung der Möglichkeiten und verbesserten Ergebnissen in der interventionellen Kardiologie. Das Problem der Wiederverengung (Restenose), welches in den Herzkranzarterien bei bis zu 50% aller Patienten auftritt, konnte durch die Einführung medikamenten-beschichteter Stents reduziert aber nicht vollständig gelöst werden.
Unter Leitung von Dr. Bruno Scheller aus Homburg/Saar und Prof. Ulrich Speck von der Berliner Charité wurde ein spezielles Verfahren entwickelt, um einen Ballonkatheter mit dem aus der Onkologie bekannten Medikament Paclitaxel zu beschichten oder das Medikament im Röntgen-Kontrastmittel zu verabreichen. Ein Ballonkatheter ist zur Erweiterung verengter Arterien ohnehin erforderlich. Im Rahmen der Erweiterung des Gefäßes wird der auf der Ballon-Oberfläche befindliche Wirkstoff in die Gefäßwand abgegeben. In umfangreichen vorklinischen Untersuchungen konnten die Wissenschaftler zeigen, dass dieser mit Paclita-xel beschichtete Ballonkatheter zu einer ausgeprägten Hemmung der unerwünschten Restenosebildung (Wiederverengung) führt. Erste Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe der international renommier-ten Fachzeitschrift Circulation von den Arbeitsgruppen veröffentlicht (Circulation 2004; 110: 810-814).
Derzeit wird das neuartige Verfahren in mehreren klinischen Studien am Menschen auf seine Wirksamkeit untersucht. Auf Initiative der Inneren Medizin III wird in Homburg, Berlin, Freiburg und Mannheim die Me-thode in Herzkranzarterien getestet. In Tübingen, Berlin, Bad Krozingen und Greifswald wird der be-schichtete Ballon an verengten Beinarterien geprüft.
Das Forschungsvorhaben wird durch öffentliche Mittel und durch Unternehmen aus der Medizintechnik und Pharmaindustrie gefördert. Die bisherigen Forschungsergebnisse haben in nationalen und internationalen Patentanmeldungen Eingang gefunden.
Ansprechpartner: Herr Professor Dr. Michael Böhm oder Herr Dr. Bruno Scheller
Klinik für Innere Medizin III
Kardiologie / Angiologie / internistische Intensivmedizin
Universitätsklinikum des Saarlandes
66421 Homburg / Saar
Tel.: 06841/162 3372
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