Optimierung der Bewältigung chronischer Krankheit
Start eines neuen pflegewissenschaftlichen Forschungsverbunds
Ein Fünftel der Versicherten ist chronisch krank. Diese 20 Prozent verursachen dem Sachverständigenrat zufolge 80 Prozent der Kosten im Gesundheitswesen. Zeit also, den seit langem kritisierten Defiziten der Versorgung chronisch Kranker entgegen zu treten. Wichtigste kostentreibende Defizite sind die unzureichende Bedarfs- und Bedürfnisgerechtigkeit der Versorgung chronisch Kranker, die Fixierung auf somatische Probleme der Erkrankten und die mangelnde Berücksichtigung ihrer lebensweltlichen, sozialen und psychischen Situation.
Die Optimierung der Bewältigung chronischer Krankheit hat sich jetzt der neue Pflegeforschungsverbund NRW an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld vorgenommen. Patienten- und Nutzerorientierung ist oberste Leitmaxime des Verbunds: sein Ziel ist es, wissenschaftliche Grundlagen für die Entwicklung neuer, patienten- und nutzerorientierter Pflegekonzepte beizutragen.
Mit der „Konzentration auf die Pflege wird eine wichtige Herausforderung aufgegriffen“, sagen die beiden Sprecher des Verbunds Prof. Dr. Doris Schaeffer von der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld und Prof. Dr. Andreas Kruse vom Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg: „Denn der Pflege kommt längst eine Schlüsselrolle bei der Versorgung chronisch Kranker zu, doch wird sie in ihrer Bedeutung und ihren Potenzialen noch viel zu wenig beachtet. Zugleich konfrontiert die ungebrochene Zunahme dieser Patientengruppe alle Gesundheitsprofessionen – so auch die Pflege – mit einer ganzen Reihe neuer Herausforderungen, die neue Antworten erfordern. Dazu einen Beitrag zu leisten, ist Ziel des Forschungsverbunds.“ Dem neuen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsverbund gehören fünf Universitäten an: Bielefeld, Dortmund, Düsseldorf, Heidelberg und Witten/Herdecke.
Der Pflegeforschungsverbund NRW ist einer von vier vom BMBF geförderten Forschungsverbünden. Zu den Standorten gehören außer der Universität Bielefeld noch die Universität Bremen, die Universität Halle-Wittenberg und die Fachhochschule Osnabrück. Das Bundesbildungsministerium fördert diese vier Pflegeforschungsverbünde in einer ersten, drei Jahre dauernden Phase mit 4,5 Mio Euro.
Von der Etablierung der Forschungsverbünde dürften nach Ansicht der beiden Sprecher auch wichtige Impulse für die Entwicklung der Pflegewissenschaft ausgehen. Ähnlich wie Public Health habe diese in Deutschland neue gesundheitswissenschaftliche Disziplin erst vor ungefähr zehn Jahren Einkehr in die deutsche Hochschullandschaft gehalten. Seither seien etwa 50 Pflegestudiengänge entstanden und damit beachtliche Erfolge auf dem Gebiet der Studiengangsentwicklung erreicht worden. „Der hohen Dynamik dieser Entwicklung ist geschuldet, dass der Ausbau von Pflegeforschung nicht mit gleicher Energie forciert werden konnte. Diese Aufgabe gezielt anzugehen, dürfte nun anstehen. Es bleibt zu hoffen, dass die Forschungsentwicklung durch die Förderung des Bundes die erforderliche Schubkraft erhält und mit ihr zur Lösung der zahlreichen im hiesigen Gesundheitswesen anstehenden Reformherausforderungen – etwa Bereich der Versorgung chronisch Kranker – beigetragen wird“, so die Sprecher des neuen Pflegeforschungsverbunds NRW.
Kontakt: Fakultät für Gesundheitswissenschaft der Universität Bielefeld, Prof. Dr. Doris Schaeffer, Telefon 0521/106 3895.
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