Tumor im Fadenkreuz

Der Schwerionenstrahl wird mit Hilfe von Magnetfeldern seitlich abgelenkt und die Eindringtiefe über die Energie der Ionen von Puls zu Puls eingestellt. Zur Intensitätsregelung verweilt der Strahl so lange auf jedem Punkt, bis die berechnete Solldosis erreicht ist. Dieses Verfahren erlaubt somit ein präzises dreidimensionales Abtasten des vom Arzt vorgegebenen Zielvolumens. Es stellt eine erhebliche Verbesserung im Vergleich zu herkömmlichen Bestrahlungsmethoden dar.

Gegen inoperable Krebsgeschwüre wird eine neue Waffe geschmiedet. Mit der Behandlungsmethode der so genannten Partikeltherapie können Ärzte bisher unheilbare Krebsarten schnell, präzise und schonend zu Leibe rücken. Siemens entwickelt auf Basis von Patenten der Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) standardisierte Anlagen für Spezialkliniken, wie das Siemens-Forschungsmagazin Pictures of the Future berichtet.

Bei der Methode „beschießt“ eine Ionenquelle den vorher exakt vermessenen Tumor mit Protonen oder Kohlenstoff-Ionen. Die winzigen Partikel werden dabei in einer Beschleunigeranlage auf halbe Lichtgeschwindigkeit gebracht und mit Magnetfeldern direkt in die Geschwulst gelenkt. Dort setzen sie ihre Energie frei und zerstören damit die bösartigen Zellen. Das umliegende gesunde Gewebe wird kaum in Mitleidenschaft gezogen, da die Zerstörungskraft der Ionen erst ab einer bestimmten Eindringtiefe einsetzt, um dann schnell wieder abzufallen. Außer Hautrötungen und leichten Schleimhautschwellungen treten kaum Nebenwirkungen auf. Gerade für Tumoren, die sehr dicht an sensiblen Organen wie Sehnerv oder Hirnstamm liegen und somit keine Operation zulassen, ist die neue Methode geeignet. Der Arzt kann mit einer drehbaren Strahlzuführung die winzigen Krebskiller präzise wie ein Skalpell in das kranke Gewebe steuern und benachbarte Organe umgehen. Nach GSI-Studien klettern so die Heilungschancen auf über 90 Prozent. Auch die Behandlungsdauer ist viel kürzer als bei herkömmlichen Bestrahlungen – maximal 30 Minuten Partikelbestrahlung über 20 Tage hinweg genügen, um einen deutlichen Tumorrückgang zu erzielen und ein erneutes Wachstum zu verhindern. Die Therapie ist so schonend, dass Patienten weiter zur Arbeit gehen können.

Die GSI baut derzeit eine Pilotanlage für das Uni-Klinikum Heidelberg. Ab 2006 soll es drei Bestrahlungsplätze für jährlich rund 1.000 Patienten geben. Siemens konstruiert Partikeltherapie-Anlagen für den klinischen Routinebetrieb. Die zukünftigen Bestrahlungseinrichtungen werden modular und standardisiert sein, was Planung, Zulassung und Betrieb vereinfacht.

Media Contact

Norbert Aschenbrenner Siemens Technikkommunikation

Weitere Informationen:

http://www.siemens.de/pof

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