Erstes "Institut für MS-Forschung" in Deutschland eröffnet

Gemeinnützige Hertie-Stiftung und Bereich Humanmedizin der Universität Göttingen kooperieren.

Das erste „Institut für Multiple-Sklerose-Forschung“ in der Bundesrepublik ist jetzt in Göttingen offiziell eröffnet worden. Göttingen hatte sich im Jahr 2001 im öffentlichen Wettbewerb „Molekulare Neuroimmunologie der Multiplen Sklerose“ der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung durchgesetzt und damit den Zuschlag für die Fördermittel der Stiftung in Höhe von bis zu 4,6 Millionen Euro erhalten, die zum Aufbau des Forschungsinstitutes durch den Bereich Humanmedizin verwendet werden. Der damit verbundene Stiftungslehrstuhl „Experimentelle Neuroimmunologie“ und die Arbeit der beteiligten Arbeitsgruppen werden von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung finanziert. Auf den Lehrstuhl ist Prof. Dr. Ralf Gold berufen worden. Das Forschungsinstitut hat seinen Sitz im Waldweg 33 in Göttingen. Die Räumlichkeiten dort wurden mit Unterstützung des Landes Niedersachsen aus- und umgebaut. Im Rahmen des Eröffnungssymposiums wurde auch der ehemalige Direktor der Abteilung Neurologie und Gründer der MS Informations- und Beratungsstelle der Universität Göttingen sowie Koordinator des MS-Forschungsprogrammes der DFG, Prof. Dr. Helmut Bauer, anlässlich seines 90. Geburtstages geehrt. Ein Foto und ein Lebenslauf von Prof. Bauer ist über die Pressestelle des Bereichs Humanmedizin erhältlich.

An dem neuen Institut sind sechs wissenschaftliche Einrichtungen aus Göttingen vertreten: Die Abteilung Neurologie mit ihrem Schwerpunkt Neuroimmunologie am Bereich Humanmedizin Göttingen, die Abteilung Neuropathologie am Bereich Humanmedizin Göttingen, das Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin, die Forschergruppe Neuroimmunologie des European Neuroscience Instituts (ENI), die Biomedizinische NMR Forschungs GmbH am Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie Göttingen und das Deutsche Primatenzentrum. Diese werden ergänzt durch Arbeitsgruppen des Instituts für Rekonstruktive Neurobiologie der Universität Bonn und der Neurologischen Klinik der Charité Berlin.

In einem international begutachteten Wettbewerb der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung zum Thema „Molekulare Neuroimmunologie“ wurde ein unter Leitung von Professor Dr. Mathias Bähr (Leiter der Abt. Neurologie – Bereich Humanmedizin) und Privatdozent Dr. Harald Neumann (Forschergruppe Neuroimmunologie des European Neuroscience Institute der Universität Göttingen) gestellter Antrag mit dem Titel „Molecular mechanisms and repair strategies of demyelination and axonal damage in Multiple Sclerosis“ zur Förderung ausgewählt. Das Institut will die neuroimmunologischen Mechanismen erforschen, die dem für die Multiple Sklerose so charakteristischen Untergang der Nervenfaserscheiden und Nervenfasern zugrunde liegen. Ziel des Instituts ist es darüber hinaus, Strategien zur Reparatur dieser Schäden zu entwickeln. Schwerpunkte der geplanten Forschung sind die Analyse der molekularen Mechanismen der Myelin- und axonalen Schädigung, zytotoxische Reaktionen zwischen Immunzellen und Neuronen sowie die Entwicklung neuer Strategien der Gen- und Zellersatztherapie in experimentellen Modellen.

Nach Beginn der Förderung im 2. Halbjahr 2002 wurden von den Antragstellern bereits neun Einzelprojekte und sechs aufwendige, interdisziplinäre experimentelle Fragestellungen erfolgreich bearbeitet. Besonderer Wert wurde auf die Verknüpfung molekularbiologischer, elektrophysiologischer, feingeweblicher und kernspintomographischer Methodik gelegt. Parallel zum Start der Förderung erfolgte der Ausbau und die Einrichtung einer kompletten Forschungsetage im Gebäude Waldweg 33. Im Januar 2004 konnte dort die Abteilung experimentelle Neuroimmunologie ihre wissenschaftliche Arbeit beginnen.

Die Multiple Sklerose ist eine der häufigsten Erkrankungen des Nervensystems, an der etwa 120.000 Menschen in Deutschland leiden. Obschon die Krankheit seit mehr als einhundert Jahren bekannt ist und erforscht wird, ist die eigentliche Ursache noch immer unklar und es fehlen sicher wirksame Maßnahmen zur Eindämmung und Heilung. In den letzten Jahren haben sich jedoch die Hinweise darauf verstärkt, dass die eigentliche Ursache der multiplen Sklerose in einer Störung des körpereigenen Immunsystems liegt. Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung will die wissenschaftlichen Erkenntnisse auf diesem Gebiet mit einem herausragenden, erfolgversprechenden und langfristigen Forschungsvorhaben gezielt vorantreiben.

Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung arbeitet in den Förderbereichen Neurowissenschaften, Europäische Integration und Erziehung zur Demokratie. Dem Willen des Stifters, Georg Karg, entsprechend wurde der medizinischen Forschung seit Gründung der Stiftung im Jahre 1974 eine hohe Priorität eingeräumt, wobei die Erforschung der Multiplen Sklerose im Vordergrund stand. Die Hertie-Stiftung ist heute die größte private Förderinstitution der Hirnforschung in Deutschland; allein in den letzten vier Jahren wurden die Neurowissenschaften mit durchschnittlich mehr als zehn Millionen Euro pro Jahr gefördert. Mit dem Hertie-Institut für klinische Hirnforschung in Tübingen hat die Stiftung im Jahr 2000 das größte Zentrum für Neurologie in Deutschland gegründet. Auf dem Gebiet der Multiplen Sklerose ist die Hertie-Stiftung – sowohl in der Forschung als auch der sozialmedizinischen Nachsorge – die aktivste deutsche Stiftung und hat bislang insgesamt mehr als 35 Millionen Euro an Fördermitteln aufgewendet.

Weitere Informationen:

Gemeinnützige Hertie-Stiftung
Information und Kommunikation
Claudia Finke
Grüneburgweg 105, 60323 Frankfurt
Tel.: 069/660 756 143, Fax: 306
e-mail: FinkeC@ghst.de

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Rita Wilp idw

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