Erster Herzstimulator mit von außen aufladbarem Akku implantiert
Bei schwerer chronischer Herzschwäche hilft kein normaler Schrittmacher mehr. Größere Geräte mit mehr Leistung wurden entwickelt, um Patienten wieder ein normales Leben zu ermöglichen. Das funktioniert zwar gut, die Sache hat aber einen Haken: Aufgrund des großen Energiebedarfs hält die Batterie nur ein Dreivierteljahr. Die nahe liegende Lösung: Wieder aufladbare Akkus, die per Induktion durch die Haut hindurch aufgeladen werden können. Das weltweit erste solche Gerät haben die Ärzte der RUB-Klinik für Kardiologie in den BG-Kliniken Bergmannsheil am 24. März 2004 im Rahmen einer internationalen Studie implantiert.
Batterien machen nach neun Monaten schlapp
Die neuen, starken Herzschrittmacher leisten ganze Arbeit: Sieben Stunden täglich unterstützen sie jeden Herzschlag mit einem Stromstoß von sieben Volt, der 24 Millisekunden dauert. Zum Vergleich: Ein normaler Schrittmacher gibt eine halbe Millisekunde lang zwei Volt ab. Klar, dass die Energiereserven der neuen Geräte schnell erschöpft sind: „Nach ca. neun Monaten fühlen sich die Patienten schlapp“, berichtet Oberarzt Dr. Thomas Lawo von der Kardiologie im Bergmannsheil. Für einen Batteriewechsel ist allerdings ein erneuter operativer Eingriff nötig, den man den Patienten natürlich lieber ersparen würde.
Drahtlos aufladen per Induktion
Der Hersteller ersann also ein Akkusystem, das von außen aufgeladen werden kann. Dazu zieht der Patient etwa alle zwei Wochen eine Jacke an, die mit der Ladestation versehen ist. Das Ladegerät befindet sich in einer Tasche über der Brust, wo es nahe am implantierten Schrittmacher zu liegen kommt. Steckt der Stecker in der Dose, baut sich ein starkes Magnetfeld auf, über das sich der Akku berührungslos wieder mit Energie versorgt. Zwei Stunden dauert der Ladevorgang, der Patient ist währenddessen – in der Nähe der Steckdose – frei beweglich.
Studienteilnehmer gesucht
Die chronische Herzschwäche trifft Patienten jeden Alters, die z. B. an Herzklappenschäden, Durchblutungsstörungen nach Infarkten, Herzmuskelentzündung oder angeborener Herzmuskelschwäche leiden. 75 Betroffene haben im Rahmen der europaweiten Studie inzwischen einen der leistungsstarken Schrittmacher – noch ohne Akku – implantiert bekommen, dreizehn davon im Bergmannsheil. Die kommenden Patienten werden mit wieder aufladbaren Geräten versorgt. Für die Studie suchen die Bochumer Mediziner noch Teilnehmer.
Weitere Informationen
Dr. Thomas Lawo, Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannsheil Bochum, Klinikum der Ruhr-Universität, Abteilung für Kardiologie und Angiologie (Direktor: Prof. Dr. Andreas Mügge), Bürkle-de-la-Camp-Platz 1, 44789 Bochum, Tel. 0234/302-6070, E-Mail: thomas.lawo@rub.de
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