Potenzieller AIDS-Impfstoff in Bonn gestestet

Ende diesen Monats läuft in vier Zentren in Deutschland und Belgien eine Studie an, in der ein potenzieller Impfstoff gegen die AIDS-Erkrankung getestet wird. An der Universität Bonn werden 13 gesunde Freiwillige an der deutschlandweit ersten Studie dieser Art teilnehmen. Ziel ist es, die optimale Dosis zu finden, die die gewünschte Immunantwort hervorruft. In Tierversuchen hat sich der Impfstoff-Kandidat schon als vielversprechend erwiesen; die behandelten Versuchstiere entwickelten nach der Injektion Antikörper gegen das HI-Virus.

Bei dem Impfstoff-Kandidaten handelt es sich um eine Variante des völlig harmlosen Adeno-assoziierten Virus, tgAAC09 genannt. Wissenschaftler der US-amerikanischen Targeted Genetics Corporation und des Columbus Children’s Research Institute haben es gentechnisch verändert: Es enthält nun eine synthetisch hergestellte Kopie von einem Teil des HIV-Erbguts und kann daher HIV-Proteine produzieren. Dennoch ist das Virus völlig harmlos: „tgAAC09 kann sich weder im Körper vermehren noch eine HIV-Infektion hervorrufen“, erklärt Dr. Nazifa Qurishi, die den Bonner Teil der Studie leitet.

Die Forscher hoffen aber, dass der Impfstoff die menschliche Immunabwehr zur Produktion von Antikörpern gegen HIV anregt und dadurch in Alarmbereitschaft versetzt. „Entdecken“ diese Antikörper dann bei ihrer Patrouille durch den Körper ein HI-Virus, setzen sie die hoch effiziente natürliche Krankheitsabwehr in Gang und können so im Idealfall verhindern, dass der Betroffene sich infiziert und AIDS bekommt. In Tierversuchen konnte man nach tgAAC09-Injektion bereits die Produktion von Antikörpern nachweisen.

Mit einer Dosiseskalations-Studie wollen die Mediziner nun zunächst einmal herausfinden, ob der Impfstoff auch beim Menschen zu einer Immunantwort führt und ob allergische Reaktionen zu befürchten sind. Dazu erhalten einige Probanden eine Injektion mit tgAAC09, während einer Vergleichsgruppe ein Placebopräparat verabreicht wird. Anhand von Blutproben bestimmen die Forscher dann die Immunantwort. Darüber hinaus wollen sie prüfen, inwieweit unterschiedliche Dosen sich auf die Sicherheit der Impfung und die Stärke der Immunreaktion auswirken.

Die Kommission Somatische Gentherapie der Bundesärztekammer hat ihre Zustimmung zur deutschlandweit ersten HIV-Impstoff-Studie an Menschen gegeben. Die Freiwilligen sind zuvor ausführlich über den Versuch und mögliche Risiken informiert worden. Sie stehen während der gesamten Studiendauer unter sorgfältiger Beobachtung und können die Studie jederzeit ohne Angabe von Gründen abbrechen. In 13 Monaten sollen die Impfstofftests abgeschlossen sein; bei Erfolg versprechenden Ergebnissen werden dann weitere Testreihen mit erheblich mehr Kandidaten folgen. Bis zur Zulassung werden daher voraussichtlich noch einige Jahre vergehen.

tgAAC09 richtet sich ausschließlich gegen HIV vom Subtyp C; diese Variante ist weltweit für die meisten Ansteckungen verantwortlich und dominiert in vielen Entwicklungsländern. Die International AIDS Vaccine Initiative (IAVI), die sich für die Forschung und Entwicklung von Impfstoffen gegen AIDS einsetzt, unterstützt das Projekt. In Deutschland ist neben Bonn noch das Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf an der Studie beteiligt.

Ansprechpartnerin:

Dr. Nazifa Qurishi
Zentrum für Innere Medizin der Universität Bonn
Telefon: 0228/287-6558
E-Mail: nazifa.qurishi@ukb.uni-bonn.de

Media Contact

Frank Luerweg idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-bonn.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer