Neue Hoffnung im Kampf gegen Krebs

Witten/Herdecker Immunologen entdecken die krebshemmende Wirkung von Beta-2-Blockern

„Nur in fünf Prozent aller Fälle tötet der eigentliche Haupttumor den Krebspatienten“, erklärt der Immunologe Prof. Dr. Dr. Kurt Zänker von der Universität Witten/Herdecke (UWH). In allen übrigen Fällen sind die von ihm ausgehenden Metastasen die eigentliche Todesursache: Wenn sich der Krebs aus dem Haupttumor herauslöst und zu wandern beginnt, kommt oft noch jede ärztliche Hilfe zu spät.
Doch warum wandern Krebszellen und wie kann man sie daran hindern? Fragen, die die Naturwissenschaftler der UWH schon seit Jahren beschäftigen. Nun scheint der Arbeitsgruppe von Dr. Frank Entschladen zumindest ein kleiner Durchbruch gelungen zu sein. Entschladen und sein dreiköpfiges Team untersuchten, wie und warum Zellen im menschlichen Körper wandern. Genauer: Wie erhalten Tumorzellen das Signal, aus dem Haupttumor auszubrechen? Und wie kann man dieses Signal blockieren, ohne gleichzeitig auch die Immunzellen an ihrer lebenserhaltenden Bewegung zu hindern?

Das Problem bisheriger Therapeutika: Sie konnten zwar ebenfalls das Auslösesignal für die Metastasenbildung dämpfen, dämpfen aber damit gleichzeitig auch die lebenserhaltenden Immunzellen – die Polizei des Körpers. Im Wettrennen zwischen Immunzellen und Krebszellen verloren deshalb bisher meist die Immunzellen – der Patient starb.

Bei der Suche nach einem Präparat, dass die Signale zur Krebszellenverbreitung dämpft, ohne zugleich das Immunsystem anzugreifen, machten die Forscher der UWH eine überraschende Entdeckung: Beta-Blocker, bisher weniger als Krebstherapeutikum, denn als Mittel zur Behandlung von Herz-/ Kreislauferkrankungen bekannt, können offenbar ebenfalls verhindern, dass Krebszellen auf Wanderschaft gehen – und stärken sogar noch das Immunsystem, weil sie beim Patienten die hemmende Wirkung von Stresshormonen aufheben. Das ist zumindest dann der Fall, wenn man statt des handelsüblichen Beta-1-Blocker, den vermutlich schon in Schubladen der Pharmaindustrie ruhenden Beta-2-Blocker einsetzt. Denn dieser hat im Gegensatz zur Variante 1 keine Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System. In welchem Ausmaß sich das Ausbrechen der Krebszellen dadurch dauerhaft bremsen lässt, müssen jedoch in den nächsten Jahren noch Tierversuche zeigen.
Die deutsche Krebshilfe fördert die Forschungen im Grenzbereich zwischen Schulmedizin und komplementären Ansätzen mit bisher 250000 Mark.

Kontakt: Dr. Frank Entschladen, Tel.: 02302/669-187, Fax: 669-158
E-Mail: frankent@uni-wh.de

Literatur: Masur et al. (2001)
Cancer Research 61,
2866-2869.

Media Contact

Christiane Bensch

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer