Neues Sicherheitssystem für medizinische Spritzen soll tödliche Infektionen nahezu ausschließen

Mindestens 15 Milliarden Spritzen kommen weltweit jährlich zum Einsatz – egal ob in der Klinik, in der Ambulanz oder im Labor. Doch gerade in stressigen Situationen wird mit diesem gefährlichen Instrument nachlässig umgegangen. Nicht nur bei Laboranten, Pflegepersonal und Ärzten kann es zu Verletzungen kommen. Auch beim Reinigungspersonal ist das Verletzungsrisiko bei der Entsorgung von in Müllsäcken befindlichen Spritzen allgegenwärtig. Und gerade bei Verletzungen mit gebrauchten Spritzen ist die Infektionsgefahr besonders hoch. Infektionen wie Aids, Hepatitis A, B und C können sogar zu Erkrankungen mit Todesfolge führen. Nach Untersuchungen der Berufsgenossenschaft Gesundheitsdienst und Wohlfahrt sind Arbeitsunfälle mit vermutetem HIV-Kontakt zu 75 Prozent auf Kanülen- Stichverletzungen zurückzuführen.

Vor diesem Hintergrund entwickelten Kunststoffexperten der Technischen Universität Chemnitz, der Firma Fischer & Partner Mönchengladbach sowie der Firma KMT Treuen ein unterdessen patentiertes Schutzsystem, das nun einen sehr wirksamen Schutz vor Verletzungen durch gebrauchte Spritzen bietet. Erstmals wird die neue Lösung vom 13. bis zum 15. November 2003 auf der Internationalen Fachtagung TECHNOMER an der Chemnitzer Universität etwa 300 Gästen vorgestellt. Das Projekt wird seit Anfang 2003 bis Ende 2004 im Rahmen des Förderprogrammes „Innovationskompetenz mittelständischer Unternehmen“ (PRO INNO) vom Bundeswirtschaftsministerium und der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) gefördert.

Das Funktionsprinzip des Sicherheitssystems für Spritzen beruht darauf, dass nach der Injektion durch das Aufsetzen des Tupfers auf die Injektionsstelle zwei von der Spritze weg stehende, etwa zwei Zentimeter lange „Kunststoffarme“ erfasst werden. Beim Zurückziehen der Spritze wird der bewegliche, zylinderförmige Teil des Schutzsystems über die Nadelspitze geführt, wo es automatisch verrastet. Die Nadelspitze ist so geschützt. Versehentliche Verletzungen und damit einhergehende tödliche Infektionen werden drastisch reduziert bzw. nahezu ausgeschlossen. Durch dieses System wird auch automatisch eine bewusste oder unbewusste Mehrfachverwendung der Spritze verhindert. Die Anwendung der mit dem neuen Sicherungssystem ausgerüsteten Spritze ist denkbar einfach und bedarf keiner Schulung des medizinischen Personals.

In den kommenden Monaten widmen sich die Forschungspartner Fragen der Großserienfertigung des neuen Sicherheitssystems, führen umfangreiche Tests durch und beschäftigen sich mit Fragen der Markteinführung.

Weitere Informationen: TU Chemnitz, Professur für Kunststoffverarbeitungstechnik, Prof. Dr. Günter Mennig, Dipl.-Ing. Ines Kühnert, Dipl.-Ing. Rene Brunotte, Telefon (03 71) 5 31 – 24 34, – 80 72, E- Mail kunststofftechnik@mb.tu-chemnitz.de

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Mario Steinebach TU Chemnitz

Weitere Informationen:

http://www.tu-chemnitz.de

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