Opiatbehandlung ohne Nebenwirkungen

Forscher schalten lebensgefährliche Atemdepression aus

Deutschen Forschern ist es gelungen, die Nebenwirkung von Opiaten, die in der Medizin als Schmerzmittel bei Narkosen oder in der Therapie chronischer Schmerzpatienten eingesetzt werden, zu minimieren. Im Tierversuch konnten die gefährlichen Nebenwirkungen zumindest ausgeschaltet werden, berichten die Forscher der Universität von Göttingen in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science. Die Forscher sind überzeugt, dass sich dieses Verfahren auch auf den Menschen übertragen lässt.

Die Forschergruppe um Diethelm W. Richter vom Zentrum Physiologie und Pathophysiologie an der Universität Göttingen konnte am Tiermodell nachweisen, dass die lebensgefährliche Nebenwirkung des Atemstillstandes bei der Behandlung mit Opiaten ausgeschaltet werden kann. „Damit könnte eine neue Therapiemöglichkeit zur Verfügung stehen. Anästhesisten könnten die Patienten nach einer Narkose mit Opiaten kontrolliert und schnell wieder atmen lassen,“ so Richter. Einen Vorteil würde die Therapieform auch für chronische Schmerzpatienten bringen. „Mit der Kombinationstherapie könnten diese Patienten vor einer Atemhemmung oder einem tödlichen Atemstillstand geschützt werden“, erklärt der Experte.

Opiate wirken hemmend auf Nervenzellen, die die Information über Schmerz an das Zentralnervensystem weiterleiten. Daher haben sie schmerzlindernde Wirkung, die durch spezifische Rezeptoren in der Außenmembran zustande kommen, an die Opiate binden. Dabei wird der Botenstoff cAMP verringert. „Die Weiterleitung der Schmerzinformation und somit die Empfindung von Schmerz ist damit gedämpft beziehungsweise unterdrückt“, führt Richter aus. „Leider lösen die Opiate aber auch eine Hemmung der Nervenzellen des Atemzentrums aus“.

Das Forscherteam hat nachgewiesen, dass die Nervenzellen des Atemzentrums neben Opiatrezeptoren auch spezifische Rezeptoren wie den Typ 5-HT4a für das Neurohormon Serotonin ausbilden. Dieser Rezeptor erhöht den cAMP-Spiegel in den Zellen. Die Nervenzellen werden nach einer vorausgegangenen Opiatdepression wieder aktiviert. Wenn Ratten eine Droge, die den Rezeptor 5-HT4 aktiviert, verabreicht bekamen, wurde die Spontanatmung wieder angeregt und erreichte fast das Ausgangsniveau, das Schmerzempfinden blieb aber trotzdem herabgesetzt. „Das kann dadurch erklärt werden, dass die Nervenzellen der spinalen Schmerzbahnen im Gegensatz zu den respiratorischen Nervenzellen keine 5-HT4 Rezeptoren ausbilden“, so Professor Richter.

„Für sich genommen, zeigen diese Befunde, dass der Stoffwechsel von Nervenzellen über verschiedene Rezeptoren verändert und die Wirkung einzelner Drogen über eine Stimulation anderer Rezeptoren wieder aufgehoben werden kann“, führt der Mediziner aus. Als sensationelles Ergebnis bezeichnete der Forscher aber die Entdeckung, dass die sensiblen Nervenzellen der Schmerzbahn den 5-HT4a Rezeptor nicht besitzen. Der Wissenschaftler geht davon aus, dass eine Mischtherapie mit Opiaten und 5-HT4a stimulierenden Drogen den Schmerz effektiv unterdrücken kann, ohne eine Atemdepression auszulösen.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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