Protein verantwortlich für HIV-assoziierte Demenz

Zehn bis 15 Prozent der HIV-Patienten entwickeln im Laufe ihrer Krankheit eine geistige Beeinträchtigung – die HIV-assoziierte Demenz (HAD). Forscher des University of Puerto Rico Medical Sciences Campus in San Juan und der University des Nebraska Medical Centers in Omaha haben nun ein Protein entdeckt, dass am Entstehen der Demenz beteiligt ist.

In der Studie wiesen HIV-Patientinnen mit Demenz ein ausgeprägtes Protein-Muster in ihrem Blut auf, im Gegensatz zu Patientinnen, die nicht unter HAD leiden. Die Ergebnisse der Studie könnten den Weg für ein neues Diagnoseverfahren bereiten. Die Studie wurde unterstützt vom National Institute of Neurological Disorders and Stroke (NINDS). Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin Neurology in der Ausgabe vom 24. Juni veröffentlicht.

„Es wird noch einige Zeit dauern, aber unsere Studie zeigt uns, dass wir vielleicht in der Lage sein werden, HIV-assoziierte Demenz mit einem Bluttest zu diagnostizieren“, sagte Studienleiterin Loyda Melendez vom University of Puerto Rico Medical Science Campus in San Juan. Die Wissenschaft weiß noch nicht genau, wie die HIV-Infektion zu HAD führt. Die Forscher stellten die Hypothese auf, dass der HIV-Erreger Immunzellen im Blut attackiert, die in das Gehirn führen. Bei einem gesunden Menschen versorgen diese Immunzellen, so genannte Monozyten, das Gehirn. Die Studie legt die Annahme nahe, dass die von dem HIV-Erreger beschädigten Zellen Substanzen freisetzen, die Gehirnzellen schädigen.

Untersucht wurden 31 spanische Frauen im Alter von 21 bis 45 Jahren: Neun der Probandinnen hatten HIV und relativ fortgeschrittene geistige Beeinträchtigungen, zwölf lebten mit HIV ohne Demenz und zehn HIV-negative Frauen ohne jedwede geistige Einschränkungen bildeten die dritte Gruppe. Innerhalb von drei Monaten wurden die Frauen umfassenden neurologischen Untersuchungen unterzogen. Darüber hinaus wurden Blutproben entnommen. Forscher des Nebraska Medical Centers verwendeten zur Auswertung der Untersuchungsergebnisse eine relativ neue Technik, die Proteomik, um die Muster in der Aktivität gewisser Proteingruppen zu entschlüsseln. Diese Proteingruppen geben jeder einzelnen Patientin einen molekularen „Fingerabdruck“. Die Auswertung ergab, dass von 177 der untersuchten Proteine 38 unterschiedliche Aktivitätsmuster bei den HAD-Patientinnen zeigten im Vergleich zu den Patientinnen ohne Demenz. Alle Patientinnen mit diesen ausgeprägten Proteinmustern waren HAD-positiv, aber nicht alle HAD-Patientinnen zeigten diese Muster.

Die Ergebnisse lassen hoffen, dass Mediziner einmal in der Lage sein werden, HAD mit einem einfachen Bluttest zu diagnostizieren. Ein solcher Bluttest wäre schneller, billiger und spezifischer als die derzeit verwendeten Magnet-Resonanz-Tomographien und die klinischen Untersuchungen. Blickt man noch weiter in die Zukunft, könnten Forscher spezifische Proteine in HIV-Patienten entdecken, die zur Demenz führen. Werden dann Wege gefunden, diese Proteine zu blockieren, könnte HAD vermieden werden. „Unsere Studien sind ermutigend, aber die Proteomik steckt noch in den Kinderschuhen. Wir haben den ersten Schritt einer langen Reise gemacht, um bessere Wege zu finden für die Diagnose der HAD und anderer Erkrankungen“, gibt sich Howard Gendelman vom Nebraska Medical Center hoffnungsvoll. Die Forscher planen, ihre Studie auf einen längeren Zeitraum auszuweiten und mit einer größeren Zahl – auch männlicher Probanden fortzusetzen. HAD äußert sich in Gedächtnisverlust und im Verlust der Denkfähigkeit. Bei einigen Patienten können auch Probleme mit der Motorik auftreten und/oder Änderungen in ihrem Verhalten und ihrer Persönlichkeit.

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Bettina Benesch pressetext.austria

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