Epilepsie-Medikament nimmt Lust auf Alkohol

Topiramat bringt Abstinenz für ein Monat

Forscher des University of Texas Health Science Centre haben in einem Epilepsie-Medikament einen Zusatznutzen entdeckt. Das von Johnson & Johnson entwickelte Medikament Topiramat reduziert auch die Lust auf Alkohol. Gemeinsam mit einer Standard-Therapie sank bei schweren Alkoholikern der Alkoholkonsum, berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Lancet.

An der Studie nahmen 150 Alkohol-Patienten teil. „Alle 150 Patienten waren während des klinischen Versuchs schwere Trinker. Männer tranken fünf alkoholische Getränke am Tag, Frauen vier“, erklärte Bankole Johnson, Leiter der Abteilung für Alkohol- und Drogensucht am Zentrum. Der Hälfte der Teilnehmer wurde über einen Zeitraum von drei Monaten das Epilepsie-Medikament verschrieben, der anderen ein Placebo. Topiramat-Patienten waren sechs Mal häufiger ein ganzes Monat abstinent als die Vergleichsgruppe, so die Autoren. Nach drei Monaten tranken Topiramat-Patienten um drei alkoholische Getränke weniger als die Placebo-Gruppe. Zusätzlich reduzierten sich auch die Tage mit sehr hohem Alkholkonsum um rund 28 Prozent. Tage der Abstinenz stiegen im Gegenzug um rund 26 Prozent.

Die Wirkung von Topiramat könnte darin liegen, dass es die Freisetzung der alkohol-induzierten Abgabe von Dopamin verhindert. Der Botenstoff Dopamin hat Einfluss auf das Suchtverhalten und die Entstehung von Psychosen. Der Nutzen in der Bekämpfung der Alkohol-Sucht werde nun weiter erforscht. Topiramat wurde erst kürzlich ein weiterer Zusatznutzen zuerkannt. Bei der US Food and Drug Administration (FDA) wurde ein Patent zum Einsatz des Medikaments gegen Migräne beantragt.

Im Fachmagazin Alcoholism: Clinical and Experimental Research lassen US-Forscher mit der gleichen Thematik aufhorchen. Forscher der University of Chicago wollen entdeckt haben, dass ein Nikotinblocker Alkohol den Reiz nimmt. Der Nikotinblocker Mecamylamin als Mittel gegen Rauch reduziert offenbar auch die Lust am Trinken. Bei Versuchen mit rund 30 Männern und Frauen reduzierte es deutlich das Bedürfnis nach Alkohol. Die Wirkung von Mecamylamin besteht darin, im Nervensystem Nikotin-Andockstellen, die wiederum die Wohlfühlzentren im Gehirn anregen, zu blockieren. Die Forscher erklären, dass Alkohol offenbar ebenfalls einen Teil seiner Wirkung über diese Andockstellen entfaltet, weshalb Mecamylamin stimulierenden Getränken den Reiz nimmt. Unklar ist, ob die Erkenntnisse Alkoholabhängigen helfen. Mecamylamin habe zahlreiche Nebenwirkungen und an der Studie nahmen nur Gelegenheitstrinker teil.

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Sandra Standhartinger pressetext.austria

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