Neuartige "Wachheitsmonitore" messen Narkosetiefe mittels akustischer Reize

Mitten während der Operation aufzuwachen, weil die Narkose nicht tief genug ist – eine Horrorvorstellung. Zum Glück kommen solche Zwischenfälle nur selten vor. Um sie ganz auszuschließen, erproben Anästhesisten Überwachungssysteme, die Reaktionen der Hirnstromkurven auf Geräusche aus einem Kopfhörer messen und auf diese Weise die Narkosetiefe exakt bestimmen.

Bisher mussten die Anästhesisten die Tiefe der Narkose im wesentlichen nach den klinischen Kriterien beurteilen, die schon zu Zeiten der Äthernarkose üblich waren. Den modernen Narkosemethoden ist dies natürlich nicht mehr angemessen – allerdings ist es trotzdem extrem selten zu Zwischenfällen gekommen, bei denen noch während der Operation die Narkosewirkung nachließ.

In letzter Zeit wurden Geräte entwickelt, mit denen die Narkosetiefe zuverlässiger bestimmt werden kann. Sie enthalten allesamt Computer, die die Hirnstromkurven des narkotisierten Patienten auswerten. Einige Systeme messen die Frequenzen, die in den Hirnstromkurven auftreten. Je tiefer die Narkose, desto mehr dominieren die tiefen Frequenzen, während die höheren verschwinden. Bei anderen Systemen trägt der narkotisierte Patient einen Kopfhörer, in dem ein fortlaufendes Klicken ertönt. Jeder Klick löst eine Reaktion im Gehirn aus, die sich in den Hirnstromkurven bemerkbar macht. Sie zu quantifizieren, ist nicht einfach, aber mit moderner Com-putertechnik ist es durchaus möglich. Wie die Reaktion ausfällt, hängt von der Narkosetiefe ab – die das Gerät auf diese Weise messen kann.

Von derartigen „Wachheitsmonitoren“ versprechen sich die Anästhesisten zweierlei: Zum einen soll Wachheit während der Narkose zuverlässig vermieden werden, zum andern soll die Narkose aber auch generell gleichmäßiger verlaufen. Der Verbrauch an Anästhetika lässt sich nämlich nicht im Voraus berechnen – er kann von Patient zu Patient, aber auch im Verlauf einer Operation erheblich schwanken. Um das Wachwerden zu verhindern, wird die Narkose deswegen bisweilen etwas tiefer gesteuert, als unbedingt notwendig. Insofern kann eine noch exaktere, noch individueller gesteuerte Narkose den Verbrauch an Anästhetika auch senken. Das spart nicht nur Kosten, sondern macht den Patienten am Ende der Narkose auch schneller wieder wach und fit.

Media Contact

Dr. Bernhard Wiedemann idw

Weitere Informationen:

http://www.dgai.de

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