Selenmangel erhöht das Risiko für Prostata-, Darm- oder Lungenkrebs

Kein effektiver Krebsschutz im Körper ohne Selenoprotein P

Berlin (nh) – Zahlreiche Studien zeigen, dass ein Selenmangel das Risiko für Prostata-, Darm- oder Lungenkrebs erhöht. Wissenschaftler aus Berlin, Würzburg und Braunschweig haben jetzt ein Protein identifiziert, das den Transport des Selens aus der Nahrung in die Gewebe vermittelt. Nur mit Hilfe des so genannten Selenoprotein P kann eine ausreichende Menge Selen die Körperzellen erreichen und dort wirksam vor Krebs und anderen Krankheiten schützen. Das Selen-Transportprotein könnte als geeigneter Marker in der Krebsvorsorge dienen. Das Forschungsprojekt wurde von der Deutschen Krebshilfe mit rund 255.000 Euro gefördert.

Selen ist ein lebensnotwendiges Spurenelement, das mit der Nahrung aufgenommen wird. Es schützt den Körper vor Alterungsprozessen im Herz-Kreislauf-, Nerven- und Immunsystem. Außerdem beugen Selen-Verbindungen der Krebsentstehung vor. So werden hochreaktive Sauerstoffverbindungen durch selenhaltige Enzyme abgebaut und unschädlich gemacht. Wenn die körpereigenen Zellen diesen so genannten freien Radikalen schutzlos ausgeliefert sind, können die Zellen, die Proteine oder sogar das Erbgut der DNA geschädigt werden – Krebs kann entstehen. „Eine selenarme Ernährung erhöht daher das Risiko an Krebs zu erkranken“, sagt Dr. Lutz Schomburg, Projektleiter am Universitäts-Klinikum Charité der Humboldt-Universität zu Berlin. „Um an Ort und Stelle in den Zellen wirken zu können, muss das Selen im Körper an die verschiedenen Organe verteilt werden.“

Dem Team um Dr. Lutz Schomburg, Dr. Ulrich Schweizer und Professor Josef Köhrle vom Institut für Experimentelle Endokrinologie der Charité Berlin ist es jetzt zusammen mit ihren Kollegen an der Universität Würzburg und der Technischen Universität Braunschweig gelungen, ein zentrales Protein im Blut zu identifizieren, das die Selen-Aufnahme aus der Nahrung ermöglicht: Das so genannte Selenoprotein P. „Eine gestörte Produktion dieses Proteins führt zu einer verminderten Selen-Menge im Blut und im Gewebe“, erklären die Biochemiker. „Unsere Laborversuche zeigen, dass sich in Abwesenheit des Selenoprotein P zwar in der Leber hohe Selen-Spiegel anreichern, dafür aber in anderen Organen wie in den Nieren, den Hoden oder im Gehirn ein starker Selen-Mangel und nur eine verminderte Bildung selenhaltiger Enzyme auftritt.“ Dadurch kann der Körper wichtige Proteine zum Schutz vor gefährlichen Sauerstoffverbindungen nicht ausreichend bilden – die Gefahr an Krebs zu erkranken steigt. Damit konnten die Forscher bestätigen, dass geringe Selen-Spiegel im Blut einen Risikofaktor für die Krebsentstehung darstellen. „Eine niedrige Konzentration des Selenoprotein P könnte somit in Zukunft als Marker dienen, der auf ein erhöhtes Krebsrisiko hindeutet“, erklärt Dr. Schomburg.

„Nachdem es uns gelungen ist, das Transportprotein Selenoprotein P als Schlüsselprotein im Selen-Stoffwechsel zu identifizieren“, so der Wissenschaftler, „wollen wir nun eine Strategie entwickeln, mit der ein Mangel an bestimmten Selenoproteinen behoben werden kann.“

Die Arbeit ist in der Fachzeitschrift Biochemical Journal (2003 / 370, S. 397-402) veröffentlicht.

Media Contact

Dr. med. Eva M. Kalbheim idw

Weitere Informationen:

http://www.krebshilfe.de

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