Pille für den Mann ohne Hormone

Medikament gegen Erbrankheit mit kontrazeptiven Eigenschaften

Ein Medikament, das für die Behandlung des seltenen Gendefekts, der Gaucher-Krankheit, eingesetzt wird, könnte sich auch als Verhütungsmittel für Männer eignen. Im Versuch mit männlichen Mäusen haben sich die kontrazeptiven Eigenschaften der als „NB-DNJ“ (N-Butyldeoxynojirimycin) bezeichneten Substanz bestätigt. Wissenschaftler des Glycobiology Institute der Oxford University vermuten, dass das Medikament, das die Spermien schwer schädigt, auch keine Nebenwirkungen besitzt. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin Proceedings der amerikanischen Akademie der Wissenschaften (PNAS) veröffentlicht.

Die Wissenschaftler um Aarnoud van der Spoel erklärten gegenüber BBC-Online, dass die kontrazeptiven Eigenschaften des Medikaments zufällig entdeckt wurden. Es wird vermutet, dass die Substanz die Bildung der so genannten Glykosphingolipide stört. Glykosphingolipide bestehen aus Zucker und Fett und spielen eine wesentliche Rolle in der Spermienbildung. Die Substanz bewirkt somit die Bildung missgebildeter Spermien.

Behandelte Mäuse hatten kaum bewegliche Spermien. Zusätzlich stieg bei den Tieren die Zahl defekter Akrosome, kappenartiger Strukturen, die die Spermienköpfe umgeben und die Spermien beim Eindringen in die schützende Eizellenhülle unterstützen. Laut Forschern hatte NB-DNJ keine Auswirkung auf die Fruchtbarkeit der Weibchen und den männlichen Testosteron-Spiegel. Wurde bei den Männchen das Medikament abgesetzt, entwickelten die Mäuse wieder funktionsfähige Spermien.

Bis die Substanz für Patienten zugänglich ist, sind noch intensive Forschungsarbeiten nötig. Im Test mit Gaucher-Patienten erwies sich das Medikament aber als sicher. Diese Tatsache, dass zur Verhütung nur ein Bruchteil der bei der Gaucher-Krankheit verwendetetn Dosis nötig ist, könnte den Prozess beschleunigen. „Bislang gibt es keinen Beweis, dass das Medikament bei gesunden Menschen wirkt“, erklärte van der Spoel. In Europa ist NB-DNJ zur Behandlung der Gaucher-Krankheit zugelassen. Die Gaucher-Krankheit wird durch einen vererbten Gendefekt ausgelöst. Das Gen sorgt bei Gesunden für die Herstellung eines Stoffwechselenzyms, welches die Verdauung und Verarbeitung eines bestimmtes Fettes gewährleistet. Wenn das Enzym fehlt sammelt sich das Fett in Leber, Milz und Knochenmark des Kranken an. Dadurch werden diese Organe an ihrer Arbeit gehindert. Die Folgen sind Schmerzen, Schwäche, Gelbsucht, Knochenschäden und Blutarmut bis hin zum Tod. Seit 1991 gibt es eine erfolgreiche Enzymersatztherapie. Diese kann die Krankheit stoppen und Schädigungsprozesse oft sogar umkehren.

Media Contact

Sandra Standhartinger pressetext.austria

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer