Hautkrebs: Impfung besser als Chemotherapie?

Erstmals wird in einer klinischen Studie die Wirksamkeit einer therapeutischen Impfung gegen Hautkrebs mit dem Effekt der Chemotherapie verglichen. Eingebunden sind insgesamt 240 Hautkrebs-Patienten, bei denen der Tumor bereits Tochtergeschwulste gebildet hat. Die Studie läuft in sechs Unikliniken, darunter auch die Hautklinik der Universität Würzburg.

Die Deutsche Krebshilfe unterstützt das vier Jahre dauernde Projekt mit über zwei Millionen Mark. Neben Würzburg sind Unikliniken in Erlangen, Mainz, Mannheim, Münster und Zürich an der Studie beteiligt.

Klinische Studien haben gezeigt, dass bei Patienten mit Schwarzem Hautkrebs (Melanom) eine Impfung wirksam sein kann. Dabei wird die körpereigene Immunabwehr mobilisiert, um die Geschwulst zu vernichten: Die Tumoren hören auf zu wachsen, verkleinern sich oder verschwinden bestenfalls sogar, so eine Mitteilung der Deutschen Krebshilfe. Doch bislang seien erst sehr wenige Krebspatienten geimpft worden. Außerdem fehle es an direkten Vergleichen zu anderen Behandlungsformen.

An der Studie können Melanom-Patienten teilnehmen, gegen deren Metastasen zuvor noch keine anderen Medikamente eingesetzt wurden. Die Hälfte wird mit einer standardisierten Chemotherapie behandelt, die anderen erhalten eine Impfung. Bei der Impfung werden besondere Immunzellen eingesetzt, die individuell auf die Krebspatienten abgestimmt sind.

Diese so genannten dendritischen Zellen spielen im Immunsystem eine herausragende Rolle: Sie nehmen Bruchstücke krankhaft veränderter Zellen auf und präsentieren sie den Abwehrzellen. Diese werden dadurch dazu angetrieben, entartete Zellen im Körper aufzuspüren und zu vernichten.

Die Wissenschaftler isolieren die dendritischen Zellen aus dem Blut der Melanom-Patienten und beladen sie dann mit Eiweiß-Bruchstücken, die nur in Hautkrebszellen vorkommen. So entsteht eine Art „Fahndungsfoto“ für die körpereigene Abwehr. Diesen individuellen Impfcocktail spritzen die Mediziner ihren Patienten unter die Haut.

In der Würzburger Universitätshautklinik wird die Grundlagenforschung über dendritische Zellen seit mehreren Jahren gefördert. In ersten Pilotstudien konnte die prinzipielle Wirksamkeit dieses Behandlungskonzeptes bewiesen werden: Die Impfung mit dendritischen Zellen, die zuvor mit Eiweiß-Bruchstücken beladen wurden, führte bei fast allen Patienten zum Auftreten der gewünschten spezifischen Killer-T-Zellen und in vielen Fällen zu einer Stabilisierung der Tumorerkrankung. Bei einigen Patienten verkleinerten sich die Metastasen oder verschwanden sogar – ein großer Behandlungserfolg bei einem Krebsleiden, das bislang als unheilbar gilt.

Weitere Informationen: Dr. Eckhart Kämpgen, Prof. Dr. Eva-BettinaBröcker, Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten, E-Mail: 
kaempgen-e.derma@mail.uni-wuerzburg.de

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Robert Emmerich idw

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