Diagnostische Möglichkeiten bei Alzheimer-Demenz

Konsensuskonferenz Bildgebung – Novartis unterstützt erste Demenznetzwerkveranstaltung

Im Rahmen der Früh- und Differenzialdiagnose der Alzheimer-Demenz sind bislang nur wenige reliable Biomarker etabliert. Eine führende Forschungsrichtung auf diesem Gebiet ist die Evaluierung bildgebender Verfahren, unter denen die Magnetresonanztomographie (MRT) in vielen Zentren schon Einzug in die klinische Praxis gefunden hat. Der „1. Workshop Bildgebung“ wurde von Priv-Dozent Dr. Harald Hampel von der Psychiatrischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität München initiiert und in Kollaboration mit Prof. Dr. Reinhard Heun von der Psychiatrischen Klinik der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn geleitet. Er fand in den Tagungsräumen der Firma Novartis statt und bot Experten der wichtigsten Zentren in Deutschland die Möglichkeit, über aktuelle Entwicklungen und weitere Perspektiven zu diskutieren.

Die MRT als eines der wichtigsten bildgebenden Verfahren bei Alzheimer-Demenz ermöglicht die Darstellung von Positivkriterien sowie des morphologischen Krankheitsverlaufs und dient dem Ausschluss anderer demenzieller Erkrankungen. Frühe Anzeichen der Alzheimer-Demenz sind die oft bilaterale Hippocampusatrophie und erweiterte Liquorräume, erst im weiteren Verlauf sind auch die neokortikale graue Substanz und das Corpus callosum betroffen, erklärte Dr. Stefan Teipel, LMU München.

Am besten untersucht ist die Hippocampusatrophie, die bereits bei leichten kognitiven Störungen nachweisbar sein kann und um 4-14 % pro Jahr zunimmt. Dr. Jens Pruessner, ebenfalls an der LMU München tätig, stellte darüber hinaus neuere Methoden zur Vermessung der Entorhinalkortexatrophie und der Bestimmung der kortikalen Dichte als weitere Verfahren in der Diagnose der AD vor. Die Arbeitsgruppe der LMU erforscht weiterhin die Corpus callosum-Atrophie als ein Maß für den regionalen neokortikalen Zelluntergang. Dank der leichten und reliablen Vermessung eignet sich die Methode gut zur Verlaufsbeobachtung bei mittleren und schweren Graden der Alzheimer-Demenz.

Neues Verfahren verkürzt Untersuchungszeit
Doch so wertvoll die MRT auch ist: Für den Patienten bedeutet sie aufgrund der langen Untersuchungszeit eine erhebliche Belastung. Wählt man deshalb statt konventioneller Sequenzen ein kürzeres Single-Shot-Verfahren, hat man bei nur geringer Ortsauflösung oft mit Artefakten zu kämpfen. Wie Dr. Olaf Dietrich, LMU München berichtete, lassen sich beide Probleme durch die parallele Bildgebung (Partially Parallel Acquisition, PPA) beheben. Bei dem derzeit sehr aktuellen Verfahren werden vier Empfangsspulen eingesetzt, von denen jede einen bestimmten Bildausschnitt liefert. Artefakte können im Zuge der anschließenden Rekonstruktion ausgeglichen werden. Vorteil der PPA ist die höhere räumlich/zeitliche Auflösung, allerdings auf Kosten eines schlechteren Signal-zu-Rausch-Verhältnisses. Bei Single-Shot-Sequenzen lässt sich durch die PPA entweder die Auflösung erhöhen oder, bei Verkürzung der Echozüge, das Rauschen reduzieren.

Durchblutung des Gehirns auch bei Alzheimer-Demenz vermindert
Dr. Marco Essig vom Krebsforschungszentrum in Heidelberg untersuchte mittels Perfusions-MRT den zerebralen Blutfluss bei 22 Patienten mit Alzheimer-Demenz und 16 Patienten mit vaskulärer Demenz. Während bei letzteren sowohl in der grauen als auch in der weißen Hirnsubstanz ein reduziertes Blutvolumen nachweisbar war, fand sich in der grauen Substanz der Alzheimer-Patienten sogar eine leichte Hyperperfusion im Vergleich mit 15 gesunden Probanden. In einer neueren Untersuchung wiesen Alzheimer-Patienten im frontalen und parietalen Kortex signifikant verminderte Blutvolumina auf. Mögliche Ursachen sind u.a. Amyloidablagerungen im Bereich der weißen Hirnsubstanz und eine bei vielen Patienten schon im Frühstadium auftretende Amyloid-Angiopathie. Warum aber die graue Substanz scheinbar weniger betroffen ist, ist nicht abschließend geklärt. Dr. Essig zufolge liefert die Perfusions-MRT ähnliche Ergebnisse wie deutlich aufwändigere nuklearmedizinische Methoden und lässt sich ohne großen Zeitaufwand in MRT-Protokolle integrieren.

Metabolische Auffälligkeiten im Verlauf der Alzheimer Demenz
Wichtige differenzialdiagnostische Informationen liefert auch die Protonen-Magnetresonanz-Spektroskopie (MRS), bei der die Konzentration bestimmter Metaboliten im Gehirn ermittelt wird. Dr. Frank Jessen von der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn berichtete von eigenen Querschnitts- und Verlaufsuntersuchungen bei Alzheimer-Demenz, die eine kontinuiertliche Abnahme der N-Acetylaspartat-Spiegel im medialen Temporallappen zeigten und die Wertigkeit der zerebralen MRS für die Verlaufs-und Therapieevaluation belegen. Wie Dr. Ulrich Pilatus und Dr. Sebastian Herminghaus von der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main anhand der Ergebnisse einer Studie berichteten, finden sich charakteristische Unterschiede zwischen Patienten mit vaskulärer und Alzheimer-Demenz. Die Konzentration von N-Acetylaspartat infolge der neuronalen Atrophie ist in beiden Fällen erniedrigt. Cholin und Kreatin dagegen waren bei Alzheimer-Patienten im Vergleich mit gesunden Kontrollen unverändert. Patienten mit vaskulärer Demenz wiesen erniedrigte Werte von Cholin im Marklager (-17%) sowie von Kreatin im Marklager (-11%) und Kortex (-13%) auf. Die bei vaskulärer Demenz unveränderten Werte von Glutamin/Glutamat waren bei den Alzheimer-Patienten um 14 % erhöht.

Die Bedeutung der Alzheimer-Demenz als diagnostische Herausforderung wurde im Rahmen dieses Workshops deutlich. Schon seit langem hat Novartis die Bedeutung dieser Krankheit erkannt, nicht zuletzt wurde hier eine wesentliche therapeutische Option für die Behandlung der Erkrankung entwickelt. Die Firma Novartis ist dankbar für die Gelegenheit, den mit der Erforschung der zentralnervösen Veränderungen dieser Erkrankung beschäftigten universitären Zentren ein unabhängiges Forums zum Erkenntnisaustausch zur Verfügung stellen zu können, und verbindet damit langfristig die Hoffnung, weitere Fortschritte in der Diagnose der Alzheimer-Demenz zu erzielen.

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