Bandscheiben-Implantat erhält die Beweglichkeit
Neue Operationsmethode bei chronischen Rückenschmerzen, die durch Bandscheibendegeneration verursacht werden
Bei bestimmten Bandscheibenschäden kann mit dem Disc-Nucleus-Implantat die Beweglichkeit der Wirbelsäule aufrecht erhalten werden. Die ersten Implantate wurden vor sechs Jahren eingesetzt: mit gutem Erfolg, wie Kontrollen belegen.
„Ich bin sehr zufrieden mit den Ergebnissen“, sagt Professor Robert Schönmayr, Chefarzt der Abteilung Neurochirurgie an den Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken in Wiesbaden. Der Chirurg hatte 1996 weltweit den ersten Patienten mit dem Disc-Nucleus-Implantat versorgt. „Zehn Patienten im Alter von 23 bis 56 Jahren tragen nun seit sechs Jahren das Implantat. Nach Untersuchungen im offenen Kernspintomographen, bei denen die Patienten sich während der Aufnahme beugen und strecken können, ist die Beweglichkeit der Wirbelsäule gegeben“, so der Chirurg.
Bislang wurden in Deutschland etwa 100 Patienten operiert, weltweit 550. Das Implantat wurde von Charles Ray entwickelt, dem Gründer des Unternehmens Raymedica in Minneapolis im US-Staat Minnesota. Als Material wählte er dafür das Hydrogel Hypan aus, das auch für künstliche Linsen bei Katarakt-Operationen benutzt wird. „Die Linsen sind voll wassergesättigt, das Bandscheiben- Implantat dagegen nur teilweise. Es soll sich im Körper um 25 bis 30 Prozent ausdehnen, um das Volumen der ehemaligen Bandscheibe zu erreichen“, sagt Schönmayr. Um diese Ausdehnung begrenzen zu können, entwickelte Ray einen mechanischen Schutz aus geflochtenem Polyäthylen, der das Hydrogel umschließt.
„Das Material ist stabiler als Kevlar, das für schutzsichere Westen verwendet wird“, fügt Matthias Hornaus hinzu, Verkaufsmanager des Unternehmens in Deutschland. Mit anderen Polyäthylenen gibt es Probleme durch Abrieb wie etwa bei Hüftendoprothesen. Dieses ultrahochverdichtete Polyäthylen jedoch hat bei Vortests, bei denen es in Kälberserum eingebracht wurde, 50 Millionen Belastungszyklen durchlaufen. Bei spektrographischen Untersuchungen wurde kein Abrieb festgestellt. „Die Frage der Zukunft ist nicht, ob das Material versagen könnte, sondern was macht der lebende Knochen, der ja altert,“ meint Schönmayr.
Die Implantate sind nicht bei akutem Bandscheibenvorfall vorgesehen, sondern bei chronischen Rückenschmerzen, die durch Bandscheibendegeneration verursacht werden und bei denen konservative Behandlungsmethoden nicht wirken. Die kaputte Bandscheibe wird wieder aufgebaut, die normale Höhe wieder hergestellt. „Wenn Röntgenbilder geschickt werden, kann man meist schon beurteilen, ob ein Patient dafür in Frage kommt“, so Schönmayr.
Weitere Infos: Professor Robert Schönmayr, Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken, Tel.: 06 11 / 43 30 70,
E-Mail: Robert.Schönmayr@HSK-wiesbaden.de
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