Neue Leitlinien zur Hepatitistherapie

Modernisierte Leitlinien der amerikanischen Gesundheitsinstitute zur Hepatitisbehandlung unter Mitwirkung der DGS

Bis vor Kurzem haben die meisten internationalen Fachgesellschaften und Gesundheitsorganisationen empfohlen, Drogenkranke, die zusätzlich an einer Leberentzündung vom Typ C erkrankt sind, erst nach einer Abstinenzphase von sechs beziehungsweise zwölf Monaten zu behandeln. Die Deutsche Gesellschaft für Suchtmedizin (DGS) hingegen hat als erste deutsche Fachgesellschaft neue Leitlinien empfohlen. Wissenschaftler der DGS hatten nämlich Arbeiten veröffentlicht, aus denen hervorgeht, dass Drogenabhängige mit einer Hepatitis C genauso erfolgreich therapiert werden können wie nicht-abhängige Patienten (siehe auch DGS-Pressedienst: „Ende des therapeutischen Nihilismus“ vom 17.8. 2002). Nun haben die National Institutes of Health (NIH) der USA einen neuen Konsensus publiziert, dem zu Folge aktive Drogengebraucher nicht länger von der Hepatitis C- Behandlung ausgeschlossen werden. Unter anderem DGS-Vorstandsmitglied Dr. Markus Backmund (München) hat zu diesem Fortschritt im Sinne der medizinischen Schadensbegrenzung (harm reduction) in Zusammenarbeit mit Prof. Brian Edlin (UCSF, San Francisco) beigetragen.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt die Hepatitis neben AIDS zu den zehn weltweit am weitesten verbreiteten Infektionskrankheiten. Die Hepatitis C ist die häufigste Infektionskrankheit, an der intravenöse Drogengebraucher erkranken. Bis zu 95 Prozent der Drogenabhängigen sind mit dem Erreger der Hepatitis C, dem HC-Virus, infiziert. Für die Behandlung der chronischen Hepatitis C waren 1997 sowohl in den USA als auch noch 1999 in Europa (EASL) die genannten Empfehlungen ausgesprochen worden. Suchtmediziner waren bei der Formulierung der Forderung nach Abstinenz nicht gefragt worden. Grund genug für den Vorstand der DGS, sich für eine Optimierung der Behandlung Suchtkranker einzusetzen.

Die neuen NIH-Empfehlungen werden nun dem wissenschaftlichen Erkenntnisstand gerecht. Jetzt …

  • wird empfohlen, dass aktive Drogengebraucher nicht von der Hepatitis C-Behandlung ausgeschlossen werden und die Therapie individuell von Fall zu Fall überlegt werden soll;
  • wird konstatiert, dass aktive Drogengebraucher erfolgreich behandelt werden können und dass Methadonbehandlung keine Kontraindikation für die HCV-Behandlung ist;
  • wird empfohlen, dass Infektionsmediziner, Leberspezialisten und Suchtfachleute eng zusammenarbeiten;
  • wird festgelegt, dass alle Patienten, die eine Drogen- oder Alkoholtherapie wünschen und benötigen, diese auch erhalten sollen.

Der Vorstand der DGS hofft nun auch auf die Anpassung der europäischen Empfehlungen.

Die Deutsche Gesellschaft für Suchtmedizin widmet den diesjährigen Kongress vom 8.-10. November 2002 in Berlin dem Thema „Leitlinien“ – selbstverständlich werden auch die Leitlinien für die Therapie der Hepatitis C aus suchtmedizinischer Sicht diskutiert werden
(siehe unsere Presseeinladung zum o.a. Kongress unter www.mwm-vermittlung.de/aktuelles.html).

Literaturhinweise:

° Backmund, M., Meyer, K., von Zielonka, M., Eichenlaub, D.: Treatment of Hepatitis C Infection in Injection Drug Users. Hepatology 2001; 34:188-193

° Sonderhefte der Zeitschrift „Suchttherapie“ über „Virushepatitiden bei Drogenabhängigen“, herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin, erschienen im Thieme-Verlag Stuttgart, siehe DGS-Pressedienst vom 17. August 2002 unter. www.mwm-vermittlung.de/aktuelles.html

Inhaltliche Auskünfte:
Dr. Markus Backmund Krankenhaus München-Schwabing, Abt. Suchtmedizin, Klinik 3
Kölner Platz 1, 80804 München
Tel.: 089/30 68 33-66, Fax: -34
Markus.Backmund@kms.mhn.de

Pressekontakt / Anmeldung Medienvertreter zum DGS-Kongress:
MWM-Vermittlung
Kirchweg 3 B, 14129 Berlin
Tel.: (030) 803 96 86, Fax: 803 96 87
E-Mail: mwm@mwm-Vermittlung.de

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Dipl.Pol. Justin Westhoff idw

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