Neue Therapie gegen die Bechterew-Krankheit – Mediziner des Berliner UKBF federführend beteiligt

Für die Bechterew, einer häufigen rheumatischen Erkrankung der Wirbelsäule, gibt es bislang keine Heilung. Lediglich die Symptome können durch Schmerzmittel, Krankengymnastik und entzündungshemmende Mittel gelindert werden.

Über einen neuen erfolgreichen Ansatz, den Ursachen der Entzündung medikamentös zu begegnen, haben jetzt Prof. Jürgen Braun und Prof. Jochen Sieper von der Abteilung für Rheumatologie des Universitätsklinikum Benjamin Franklin auf der Grundlage einer umfassenden klinischen Studie in der medizinischen Fachzeitschrift Lancet (2002, Band 359, S.1187) berichtet. Die Untersuchung wurde am Berliner UKBF und weiteren Kliniken des bundesweiten Kompetenznetzwerks Rheuma durchgeführt.

Die Therapie der Berliner Mediziner setzt beim dem Botenstoff des Immunsystems „Tumor-Nekrose-Faktor“(TFN)-alpha an, der bei der Auslösung chronisch-entzündlicher Erkrankungen eine wichtige Rolle spielt. Auch an den entzündeten Gelenken von Bechterew-Patienten wurde TNF-alpha vermehrt nachgewiesen. Gegen diesen Stoff setzten Braun und Sieper einen blockierenden Wirkstoff mit der Bezeichnung „Infliximab“ ein – mit bemerkenswerten Erfolgen.

Von den 35 Patienten, die im Rahmen der Studie mit dem TNF-alpha-Blocker Infliximab behandelt wurden, zeigten mehr als 80 Prozent eine klinische Besserung, und bei über 50 Prozent war eine Reduzierung der ursächlichen Entzündungen um die Hälfte festzustellen. Die Alltagsfunktion und die Lebensqualität besserten sich signifikant unter Einsatz des Medikaments, nicht aber unter dem Placebo, das einer Kontrollgruppe verabreicht wurde. Als Nebenwirkungen traten Störungen des Immunsystems auf, darunter ein Fall von Tuberkulose, ein Fall von allergischer Granulomatose der Lunge und ein Fall von vorübergehendem Abfall weißer Blutkörperchen (Leukopenie) auf.

Schon jetzt gilt die Studie als Meilenstein in der Behandlung von Bechterew-Patienten. Erstmalig ist damit eine Behandlung der Ursachen dieser rheumatologischen Erkrankung der Wirbelsäule gelungen, bei der das gängigste Mittel gegen Entzündungen, Kortison, schlecht oder gar nicht wirkte.

Die Besonderheit der Untersuchung besteht darin, dass es sich um die weltweit erste placebokontrollierte Studie mit TNF-alpha-Blockern zur Bechterew-Krankheit (ankylosierende Spondylitis) handelt, die außerdem nicht von Pharmafirmen, sondern von behandelnden Ärzten initiiert wurde.

Die Bechterew-Krankheit, von der in Deutschland fast ein Prozent der Bevölkerung betroffen ist, beginnt meistens schon im Alter von 20 bis 40 Jahren. Durch die Entzündung der Wirbelgelenke kommt es erst zu Rückenschmerzen, später zu einer Verknöcherung und Versteifung der Wirbelsäule. Auch andere Gelenke und innere Organe können von den schmerzhaften Entzündungen betroffen sein.

Zu dem Kompetenznetzwerk Rheuma, einem vom Bundesgesundheitsministerium geförderter Zusammenschluss von acht Einrichtungen der Rheumaforschung, gehören als Berliner Institutionen das Universitätsklinikum Benjamin Franklin, die Charité der Humboldt-Universität Berlin, der Campus Buch der Charité, das Deutsche Rheumaforschungszentrum und die Schlosspark-Klinik. Weiter sind Einrichtungen aus Hannover, München und Düsseldorf beteiligt.

Kontakt
Prof. Dr. Jochen Sieper
Leiter der Rheumatologie, Medizinische Klinik I
Universitätsklinikum Benjamin Franklin
Freie Universität Berlin
Hindenburgdamm 30
12200 Berlin
[T] 030-8445 4547
[F] 030-8445 4582
[M] hjsieper@zedat.fu-berlin.de

Prof. Dr. Jürgen Braun
Leitender Arzt Rheumazentrum Ruhrgebiet
St. Josefs-Krankenhaus
Landgrafenstr. 15
44652 Herne
[T] 02325-592 131
[F] 02325-592 136

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Katrin Pommer idw

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