Patient zieht sich HIV-Infektion zweimal zu

Mann infiziert sich innerhalb von zwei Jahren mit zwei verschiedenen Virenstämmen

Schweizer Forscher haben einen seltenen Fall dokumentiert, bei dem sich ein Patient zwei Jahre nach einer HIV-Infektion erneut mit einem anderen Virenstamm infiziert hat. Bisher gingen Mediziner davon aus, dass das menschliche Immunsystem eine zweite Infektion abhält. Der 38-jährige Mann hat sich laut einem Bericht von NBC News die Zweitinfektion durch ungeschützten Geschlechtsverkehr zugezogen.

„Der Fall zeigt, dass wir noch sehr wenig darüber verstehen, wie das Immunsystem bei einer HIV-Infektion funktioniert“, erklärte Bernard Hirschel von der Universität Genf. Der jüngste Fall könnte sich auf die Entwicklung von Aids-Impfstoffen auswirken und unterstützt die Aufforderung zu geschütztem Geschlechtsverkehr auch zwischen HIV-infizierten Partnern.

Die Schweizer Mediziner konnten den Fall dokumentieren, da der Patient an einer Aids-Medikamentenstudie teilnahm, bei der eine Frühbehandlung gegen das Virus untersucht wurde. Der Mann wurde zwei Jahre lang erfolgreich behandelt, bis die Therapie gestoppt wurde und der Patient eine experimentelle Impfung erhielt. Die Impfung sollte das Immunsystem puschen. Einige Monate später und Wochen nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr stieg der Virengehalt im Blut und eine Infektion mit einem anderen Virenstamm wurde festgestellt. „Der Patient wird nun wieder mit den Aids-Medikamenten behandelt und reagiert auch gut darauf“, erklärte Hirschel.

Von einem ähnlichen Fall in Boston wurde auch von Bruce Walker vom Massachusetts General Hospital auf der Aids-Konferenz in Barcelona berichtet. Zwei Zweifach-Infektionen gab es auch in Thailand. „Es häufen sich die Beweise, dass eine HIV-1-Superinfektion lange nach der ursprünglichen Infektion auftreten kann“, ergänzte Walker. Der Beweis liegt nahe, dass ein einziger Impfstoff nicht gegen alle HIV-Stämme wirkt. Die Variationen des HI-Virus sind eindeutig größer als beim Grippevirus.