Stammzelltransplantation bei schwerer chronischer Darmentzündung


Neues Therapiekonzept im Freiburger Universitätsklinikum bestätigt

Die chronisch entzündliche Darmerkrankung Morbus Crohn ist eine Autoimmun-Krankheit, die bisher medikamentös und wenn nötig auch operativ behandelt wird. Eine dauerhafte Heilung ist nicht zu erreichen. Von der Erkrankung sind in Westeuropa etwa 50 von 100.000 Menschen betroffen. Professor Dr. Wolfgang Kreisel und Professor Dr. Jürgen Finke, Medizinische Klinik des Freiburger Universitätsklinikums, haben jetzt mit Hilfe einer Transplantation patienteneigener Knochenmark-Stammzellen ein vollständiges Verschwinden der Krankheitserscheinungen bei einem Patienten erreichen können, der schwer an Morbus Crohn erkrankt war.

Bei dieser Form der Stammzelltransplantation wird das bestehende Immunsystem des Patienten mit einer hochdosierten Chemotherapie zerstört und danach durch die Re-Transplantation eigener Knochenmark-Stammzellen in einen „jungfräulichen“ Zustand versetzt. Dieses Verfahren wird auch bei der Therapie bösartiger Lymphknotentumore oder der Leukämie mit Erfolg eingesetzt. So sollte die unkontrollierte Immunreaktion ausgeschaltet werden, welche die chronische Entzündung der Darmschleimhaut verursacht. Dies wurde durch die Beobachtung nahegelegt, dass bei Patienten mit solchen Darmerkrankungen, die beispielsweise aufgrund einer Leukämie mit einer Stammzelltransplantation behandelt wurden, anschließend auch eine Rückbildung ihrer Darmerkrankung zu verzeichnen war.

Dem betroffenen 36-jährigen Patienten war bisher durch keine Form der Therapie dauerhaft zu helfen gewesen. Er hatte durch vorangegangene Operationen bereits große Teile von Dünn- und Dickdarm verloren. Deshalb wurde nach Beratung mit der Ethik-Kommission des Freiburger Universitätsklinikums die Stammzelltransplantation eingesetzt. In den sechs Monaten nach der Transplantation waren bei diesem Patienten auch ohne medikamentöse Behandlung keine Anzeichen des Morbus Crohn mehr zu finden. Die Hoffnung ist, dass mit dieser Methode zumindest eine mehrere Jahre anhaltende gesunde Phase erreicht werden kann. Der vorliegende Fall beweist, dass das Konzept einer so genannten immunoablativen Therapie mit anschließender Stammzelltransplantation für Patienten mit Morbus Crohn, bei denen die herkömmliche Therapie keinen Effekt zeigt, ein erfolgversprechende Option darstellt.

Kontakt:
Universitätsklinikum Freiburg
Prof. Dr. Wolfgang Kreisel
Medizinische Klinik, Abt. Innere Medizin II
Hugstetter Str. 55
79106 Freiburg
Telefon: 0761 270 3615
Fax: 0761 270 3447 E-Mail: kreisel@med1.ukl.uni-freiburg.de

Media Contact

Rudolf-Werner Dreier idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer