Kompetenznetz Degenerative Demenzen (KNDD) startet

50 Millionen Euro für das KNDD über 12 Jahre. 2 Mio Euro fließen in der ersten, dreijährigen Förderphase nach Göttingen. Prof. Dr. Jörg Schulz, Direktor der Abt. Neurodegeneration u. Neurorestaurationsforschung, ist Sprecher eines Forschungsverbundes

In Deutschland leiden rund eine Million Menschen an einer Demenz, jährlich treten 200.000 Neuerkrankungen auf. Bei jedem Einzelnen kommt das Vergessen schleichend, soziale und alltägliche Fähigkeiten werden zunehmend eingeschränkt, in Spätstadien besteht dauerhaft Pflegebedürftigkeit. Insgesamt breiten sich Krankheiten wie Alzheimer Demenz und Frontotemporale Demenzen stark aus. Experten schätzen, dass sich die Zahl der Demenz-Betroffenen bis zum Jahr 2030 verdoppeln wird. Bisherige Behandlungsmethoden können die fortschreitenden Krankheitsprozesse verzögern, nicht aber aufhalten oder gar rückgängig machen.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert das bundesweite Kompetenznetz Degenerative Demenzen (KNDD) mit einer geplanten Förderdauer von 12 Jahren. Insgesamt sind dafür Mittel von rund 50 Millionen Euro vorgesehen. Beteiligt sind 21 Universitäten, Max-Planck-Institute, das Helmholtz-Zentrum und Hertie-Zentrum an den Standorten Berlin, Bonn, Bremen, Darmstadt, Dortmund, Düsseldorf, Freiburg, Göttingen, Hamburg, Hannover, Homburg, Leipzig, Mainz, Mannheim, München und Tübingen.

Der Standort Göttingen bekommt für die erste dreijährige Förderperiode rund 2 Millionen Euro. Die Fördersumme des KNDD für Göttingen steigt in den drei darauf folgenden Phasen (drei mal drei Jahre) an, um einen Ausbau zu ermöglichen.

Diese Angaben und die Arbeit des KNDD wurden heute, am Freitag, 4. Juli 2008, zum Auftakt mit einem Pressegespräch des KNDD auf Schloß Wahn bei Köln vorgestellt.

Das KNDD besteht aus drei Forschungsverbünden. Die drei Verbünde decken die Bereiche Ätiopathogeneseforschung (Forschung zur Entstehung von Demenzen), experimentelle präklinische Therapieforschung (Therapieforschung mit Tiermodellen) und Epidemiologie/Versorgungsforschung (Forschung zur Früherkennung, zum Verlauf, zur Therapie und ihren Kosten) ab. Damit ist ein inhaltlich weit gespanntes Forschungsnetz entstanden, in dem Neurologen, Psychiater, Biochemiker, Chemiker, Biologen, Physiker, Ingenieure, Neuropathologen, Allgemeinmediziner, Psychologen und Biometriker interdisziplinär zusammenarbeiten. An der Universitätsmedizin Göttingen leitet Prof. Dr. J. B. Schulz, Direktor der Abteilung Neurodegeneration und Neurorestaurationsforschung, einen Verbund.

Verbund 1 (Sprecher: Prof. Dr. Jörg B. Schulz, Universitätsmedizin Göttingen): „Degenerative Demenzen – Suche nach Angriffspunkten und Brückenschlag zu klinischen Behandlungsstrategien“

Der Forschungsverbund 1 erforscht die Entstehung von Demenzen, genauer gesagt, die Proteinaggregation und Proteinablagerung bei der Alzheimer Demenz und bei Frontotemporalen Demenzen. Proteine sind in ihrer gesunden Form lebensnotwendig; sie gehören beim Menschen zu den Grundbausteinen aller Zellen. Unter bestimmten Bedingungen verändern krankheitsbezogene Proteine jedoch ihre Struktur und lagern sich zu schwer löslichen Aggregaten zusammen. Ziel des Forschungsverbundes ist es, krankheitsspezifische Behandlungsansätze zu finden, die der pathologischen Proteinaggregation und Proteinablagerung entgegentreten können. An diesem Ziel arbeiten in dem Verbund gemeinschaftlich vier Teilprojekte und fünf Zentraleinheiten.

Teilnehmer am Pressetermin des KNDD in Köln waren:
• Prof. Dr. Wolfgang Maier, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Sprecher des KNDD
• Prof. Dr. Jörg B. Schulz, Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität, Direktor der Abteilung Neurodegeneration und Neurorestaurationsforschung, stellv. Sprecher des KNDD
• Prof. Dr. Sascha Weggen, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Neuropathologie, stellv. Sprecher des KNDD

• Ministerialrat Volker Rieke, Unterabteilungsleiter Abteilung Lebenswissenschaften – Forschung für Gesundheit, Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

WEITERE INFORMATIONEN:
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Abteilung Neurodegeneration und Neurorestaurationsforschung
Direktor: Prof. Dr. Jörg B. Schulz
Telefon 0551 / 39-13540, Mail: jschulz4@gwdg.de
Waldweg 33, 37073 Göttingen
Geschäftsstelle des KNDD – Geschäftsführung
Stefanie Wolf
Telefon 05551 / 908 6917, Fax 05551 / 989667, Mail: wolf@med.uni-goettingen.de
Sedan-Str. 2, 37154 Northeim

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Stefan Weller Uni Göttingen

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