LipidomicNet: EU fördert Forschung zum Verständnis von Fettstoffwechsel und assoziierten Erkrankungen

Im Rahmen des „LipidomicNet“ erforscht ein Konsortium aus 21 europäischen Forschergruppen mit 5 Industriepartnern die Wechselwirkungen zwischen Fetten (Lipiden) und Eiweißen (Proteinen), sowie die Dynamik der Ablagerung und der Freisetzung von Fetten in den Zellen.

Die Europäische Union fördert dieses Projekt mit einer Summe von 11,6 Millionen Euro. Dies ist die höchste Förderung europaweit auf diesem Forschungsgebiet für die größte diesbezügliche Forschergruppe, erläuterte die Vertreterin Dr. Christina Kyiakopoulou im Rahmen des Kick-Off-Meetings für das Projekt, zu welchem sich letzte Woche die Projektpartner aus Finnland, Schweden, England, Polen, Frankreich, Italien, Österreich und Ungarn in Regensburg trafen.

Die Koordination des Projekts liegt bei Prof. Gerd Schmitz, Leiter des Instituts für Klin. Chemie am Universitätsklinikum Regensburg.

„Das Projekt zielt darauf ab, die Forschung auf dem Gebiet der „Lipidomics“ zu forcieren, einem Themengebiet, das sich auf molekularbiologischer Ebene mit der Rolle der Struktur und Funktion von Lipiden im gesunden und kranken Organismus beschäftigt,“ so Schmitz. „Mit der Unterstützung durch diese EU-Mittel kann Europa im Rahmen dieses Forschungsprojektes seine Vorreiterrolle auf dem Gebiet der Analyse und Biochemie von Lipiden weiter ausbauen.“

Im Mittelpunkt des Interesses von „LipidomicNet“ stehen sogenannte „lipid droplets (LDs)“ („Fett-Tröpfchen“). Dies sind dynamische Zellbestandteile (Organelle) zur Speicherung und Freisetzung von Fett, die bezüglich ihrer Zusammensetzung, ihres Stoffwechsels und ihrer Regulierung von Interesse sind. Fett-Einlagerungen führen in zahlreichen Organen zur Umwandlung von Zellen und somit z.B. zu Fettleber oder Übergewicht – Merkmale von Erkrankungen, die aus einem Energie-Überschuss resultieren. Außerdem spielen lipid droplets eine wichtige Rolle bei Infektionen mit dem Hepatitis-C Virus, einer Hauptursache von Lebererkrankungen. Alles Krankheitsbilder, die in absehbarer Zeit eine wesentliche Gesundheitsbelastung darstellen werden.

Nutzung neuer technologischer Entwicklungen
Enorme Fortschritte im Bereich biomedizinischer Grundlagenforschung wurden in den letzten zehn Jahren hauptsächlich auf den Gebieten der Genomik (Genforschung) und Proteomik (Proteinforschung) erzielt. Nun verspricht die gegenwärtige Revolution in der Lipid-Analytik auch auf dem neuen Gebiet der Lipidomik („Fett-Forschung“) eine Änderung: Erstmals sind methodische Möglichkeiten vorhanden, mithilfe derer sich das gesamte Spektrum von Lipiden in einer Zelle, in Geweben oder im gesamten Organismus erfassen lässt. Methoden wie Massenspektrometrie im Nano-Maßstab und Hoch-Durchsatz-Technologien in Kombination mit molekularer Bildgebung und moderner Infomationstechnologie liefern neue Erkenntnisse. Erkenntnisse, die vermutlich unser Verständnis über die komplexen, miteinander verwobenen Netzwerke innerhalb lebender Zellen revolutionieren werden und unser Verständnis, wie Lipide zusammen mit Genen und Proteinen zelluläre Funktionen im gesunden und kranken Organismus bestimmen.

Lipide spielen eine zentrale Rolle bei der Regelung und Kontrolle zellulärer Prozesse, auch weil sie die Grundbausteine von Biomembranen darstellen, die wiederum Schauplatz für die überwiegende Mehrheit zellulärer Funktionen sind. Die rasante Entwicklung massenspektrometrischer Methoden ermöglicht ein völlig neues Verständnis der räumlichen und zeitlichen Zusammensetzung der Zellmembran einzelner Zellen sowie gesamter Gewebeverbände. Spezifische Störungen oder Veränderungen des gesamten Membran-Lipidprofiles können nun räumlich und zeitlich zuverlässig identifiziert und quantitativ analysiert werden. Mit einem integrierten „Lipidomics“-Ansatz, nämlich der Kombination von fortgeschrittenen Analysemethoden der Lipidomik mit solchen der Proteomik und Transkriptomik, sowie neuen bildgebenden Verfahren auf Basis der RNA-Interferenz-Methode, soll es möglich werden, das komplexe Netzwerk der Lipide, Gene und Proteine detailliert zu verstehen.

Optimale Datenverwertung durch internationale Vernetzung
Um die im Projekt erhaltenen Daten optimal auszuwerten, wird „LipidomicNet“ als detailliertes Wikipedia-Datenbank-Format mit speziellen Funktionen entwickelt und in die bereits existierende Wiki-Datenbank „Lipidomics Expertise Plattform (LEP)“ integriert. Durch eine großflächige Vernetzung wird so für eine maximale Verwertung der Daten gesorgt: LEP wurde bereits in einem vorbereitenden Projekt „SSA ELIfe“ (www.lipidomics-expertise.de) etabliert. ELIfe arbeitet mit der amerikanischen NIH Initiative „LIPID MAPS“ (www.lipidmaps.org) und dem japanischem Pendant „Lipidbank“ (www.lipidbank.jp) zusammen und ist zusätzlich mit dem Danubian Biobank Consortium (www.danubianbiobank.de) das sich mit klinischer Lipidomik beschäftigt, verbunden.
LipidomicNet setzt auf „private public partnership (PPP)“
Ein Konsortium von 21 europäischen Forschergruppen mit 5 Privatfirmen soll die effektive Umsetzung der Ergebnisse in neue Technologien und Produkte zum Nutzen des Gesundheitssystems sicher stellen. Als Industriepartner wurden fünf kleine und mittlere Unternehmen (KMUs), mit für LipicomicNet relevanten Kernkompetenzen gewählt: BIOBASE (www.biobase.de), ISB (www.systemsbiology.ru), ZORA Biosciences (www.zora.fi), Integromics (www.integromics.com) und Protagen (www.protagen.de).

LipidomicNet hat die dringend notwendige Forcierung der Forschung auf dem Gebiet der Lipidomik erkannt, um die besten Nachwuchsforscher für dieses sich neu entwickelnde Forschungsgebiet zu gewinnen. Nur dadurch können grundlegende europäische Interessen auf diesem wichtigen Gebiet im Wettbewerb mit den USA und Asien gewahrt werden. Die Förderung von LipidomicNet auf dem Gebiet der Lipidomik wird eindeutig Impulse liefern, die für die Bereiche Gesundheit, Ernährung und Therapie von Bedeutung sein werden

Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.lipidomics-expertise.de

Lipidomics / Lipidomik
Analog zu Genomik und Proteomik, der umfassenden Forschung in Bezug auf das menschl. Erbgut (Genom), bzw. Zelleiweiße (Proteom) versteht man unter „Lipidomics“ oder Lipidomik die umfassende Forschung an nicht-wasserlöslichen Metaboliten (z.B. Fetten / Lipiden).
EU-Rahmenprogramme:
Die „LipidomicNet“-Initiative wurde innerhalb des siebten EU-Rahmenprogramms ins Leben gerufen und wird mit 11 Mio. Euro gefördert. Das Siebte Rahmenprogramm für Forschung und technologische Entwicklung (RP7) ist das Hauptinstrument der Europäischen Union für die Forschungsfinanzierung in Europa. Während seiner siebenjährigen Laufzeit von 2007 bis 2013 steht dem RP7 ein Budget in Höhe von 53,2 Milliarden Euro zur Verfügung. Das ist die bislang höchste Bereitstellung von Finanzmitteln für derartige EU Programme.

http://www.forschungsrahmenprogramm.de/

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an
Prof. Dr. Gerd Schmitz,
Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin,
Universitätsklinikum Regensburg,
Tel.: 0941-944-6201

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Cordula Heinrich idw

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