Nur bestimmte Phasen in der Kindheit sind entscheidend für späteres Übergewicht

Dabei konnte das Forscherteam nachweisen, dass nicht alle Phasen gleichermaßen zur Bildung der Fettmasse in der Adoleszenz beitragen. Vielmehr erwies sich das Alter bis 3 Monate und über 3 Jahre als ausschlaggebend. Des Weiteren konnten die Forscher feststellen, dass die Wachstumsgeschwindigkeit in den ersten Lebensmonaten später unterschiedliche Auswirkungen auf Jungen und Mädchen hat.

Zahlreiche Studien haben bereits auf einen Zusammenhang zwischen der frühzeitigen Gewichtszunahme (im Alter von 0 bis 5 Jahren) und späterer Fettleibigkeit hingewiesen. Jedoch waren die jeweilige Bedeutung der verschiedenen Altersphasen sowie die möglichen Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen bisher noch nicht genau untersucht worden. Für ihre Studie haben die Wissenschaftler des INSERM sich auf Daten gestützt, die im Rahmen einer in Nordfrankreich zwischen 1992 und 1997 durchgeführten Messkampagne bei Kindern gesammelt wurden. Anhand der gemessenen Körpergrößen und -gewichte sowie ergänzender Daten konnten sie ein mathematisches Modell für die Wachstumsgeschwindigkeit (Gewicht und Größe) der Kinder entwickeln. Die Ergebnisse zeigen, dass nicht alle Wachstumsphasen sich in der gleichen Weise auf die Bildung der Fettmasse zum Zeitpunkt der Adoleszenz auswirken.

Bei einer raschen Gewichtszunahme im Alter von bis zu 3 Monaten und ab 3 Jahren ist das Risiko für eine spätere Adipositas am größten. Somit steigt das Risiko für Übergewicht um 52 %, wenn die Gewichtszunahme im Alter von 3 Monaten bei 143 g/Monat liegt. Im Gegensatz dazu konnte kein Zusammenhang zwischen der Geschwindigkeit der Gewichtszunahme und der künftigen Fettmasse im Alter von 1 bis 2 Jahren hergestellt werden.

Darüber hinaus konnten Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen festgestellt werden. Die Wachstumsgeschwindigkeit drei Monate alter Jungen wirkt sich nicht nur auf die spätere Fettmasse, sondern auch auf die Muskelmasse aus. Bei Mädchen hingegen beeinflusst ein schnelles Wachstum überwiegend die Zunahme der Fettmasse. Somit ist das Adipositas- Risiko für Mädchen in diesem Alter höher, als das der Jungen.

Aus ihrer Arbeit schließen die Forscher, dass die frühe Kindheit zum einen aus Zeitabschnitten besteht, die eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Übergewichtsproblemen spielen können, und zum anderen aus Phasen, in denen der Energiebedarf für das Wachstum so groß ist, dass kein Risiko besteht, dass ein Übermaß an Energie in Form von Fett im Körper gelagert wird. Dies scheint insbesondere für die Altersklasse zwischen 1 und 2 Jahren der Fall zu sein: eine eingeschränkte Energiezufuhr könnte dann sogar negative Folgen haben.

Die Forscher wollen nun ihre Arbeit fortsetzen, um herauszufinden, welche Faktoren für eine zu schnelle Gewichtszunahme in den ersten Lebensmonaten und im Alter von über 3 Jahren verantwortlich sind. Kann man diese Faktoren beeinflussen, ohne andere Aspekte der Entwicklung zu gefährden? Welchen Einfluss könnte eine genetische Veranlagung haben? Nach Ansicht von Marine-Aline Charles sollten zunächst diese Fragen geklärt werden, bevor über eine effizientere frühere individuelle Vorbeugung nachgedacht wird.

Kontakt: Marie-Aline CharlesUnité Inserm 780
16 avenue Paul Vaillant Couturier
F- 94807 Villejuif
@ marie-aline.charles@inserm.fr
+33 1 45 59 51 05
http://www.inserm.fr
Quelle: Pressemitteilung des INSERM, 12.06.2008
Redakteurin: Claire Nicolas, claire.nicolas@diplomatie.gouv.fr
Wissenschaft-Frankreich (Nummer 144 vom 25.06.08)
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