Heinemann-Förderpreis: Hirntumore und Erbkrankheit erforschen

Günter Friedrich (l.) und Richard Csaki (2.v.r.) von der Dresdner Bank überreichen den beiden Preisträgern Nils Brune (2.v.l.) und Dennis Hoffmann ihre Schecks.

Genmedikament gegen Hirntumore
Hilfe gegen vererbte Nervenerkrankung
Sophia und Fritz Heinemann-Förderpreise an junge Mediziner

Mit je 7.500 Euro unterstützt die von der Dresdener Bank AG Bochum betreute Sophia und Fritz Heinemann Stiftung die Forschungsvorhaben zweier junger RUB-Mediziner: Dennis Hoffmann arbeitet an der Entwicklung eines neuen Genmedikaments gegen bösartige Hirntumore, Nils Brune erforscht Chorea Huntington, eine tödliche Erbkrankheit des Zentralnervensystems. Der ursprünglich mit 8.000 Euro dotierte Förderpreis wurde aufgrund der diesjährigen Wahl von zwei Preisträgern auf insgesamt 15.000 Euro erhöht. Überreicht wurde der Preis gestern vom Prodekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Jörg T. Epplen und dem Stiftungsvorstand der Dresdener Bank AG Bochum, vertreten durch Richard Csaki und Günter Friedrich.

Entartete Zellen bekämpfen, gesunde schonen

Die Lebenserwartung von Patienten mit bösartigen Hirntumoren ab dem Zeitpunkt der Diagnose beträgt nur noch einige Monate oder sogar nur ein paar Wochen. Lebensbedrohlichen Schaden richten solche Tumore fast immer durch ihr lokales Wachstum an. Eine erfolgreiche Behandlung müsste also nur an Ort und Stelle gegen sie wirken. Daher setzen die Mediziner für eine zukünftige Behandlung von Hirntumoren große Hoffnungen in die Gentherapie. Dennis Hoffmann will ein Medikament entwickeln, das nur die Hirntumorzellen zerstört und das umliegende Gewebe schont.

Tumorzellen aktivieren selbst ihre Widersacher

Dazu will er Überträgerzellen (Vektoren) herstellen, die u.a. zwei defekte virale Gene enthalten, welche für die Neubildung von vermehrungsfähigen („replikationskompetenten“) Viren unverzichtbar sind. Die Funktion jedes der beiden Gene wird getrennt von je einem sog. Promotor „eingeschaltet“. Da beide Promotoren vor allem in wuchernden Tumorzellen vorkommen, beschränkt sich die Wirkung des Medikaments auf den Tumor, gesunde Zellen schalten die Zerstörung nicht ein. Das Virusgenom soll außerdem – als „Ausschalter“ – ein Gen enthalten, das vom Virus befallene Tumorzellen für ein anderes Medikament empfindlich macht, so dass sich eine unkontrollierte Vermehrung damit stoppen lässt.

Mehrere Faktoren beeinflussen tödliche Erbkrankheit

Nils Brune wird Aspekte der Erbkrankheit Chorea Huntington (CH) erforschen. Diese Erkrankung des Zentralnervensystems geht mit unwillkürlichen Bewegungsstürmen, psychiatrischen Auffälligkeiten und intellektuellem Abbau einher. Sie kann schon im Kleinkindalter beginnen, meistens jedoch treten die ersten Symptome zwischen dem 40. und 45. Lebensjahr auf. Nach zwölf bis 20 Jahren sterben die Betroffenen. Seit 1993 ist bekannt, welcher genetische Defekt die Krankheit auslöst. Das Ausmaß dieses Gendefekts erklärt den Zeitpunkt der Erkrankung – jedoch nur in 60 Prozent aller Fälle. Es müssen also noch andere genetische Faktoren mitspielen.

Hoffnung auf Therapieansätze

Eine heiße Spur scheint der Energiestoffwechsel der Nervenzellen zu sein. Wie bei der Alzheimer Demenz sind in den von CH betroffenen Nervenzellen Eiweißkörperchen eingeschlossen, die den Energiestoffwechsel der Zelle stark einschränken. Erhöhte Konzentrationen körpereigener Botenstoffe des Zentralnervensystems, wie Glutamat und Homocystein, vermindern den Energiestoffwechsel von Zellen ebenfalls. Kommen Eiweißeinschlüsse und erhöhte Botenstoffwerte zusammen, sterben die Zellen ab. Grund für einen erhöhten Homocysteinspiegel sind wiederum genetische Veränderungen. Nils Brune vermutet einen Zusammenhang zwischen diesen Mutationen, dem Erkrankungsalter bei CH und speziell dem Beginn des intellektuellen Abbaus. Sollte sich seine Vermutung bestätigen, gäbe es erstmals Ansatzpunkte für eine ursächliche Therapie bei CH: Mit verschiedenen Vitaminen ließe sich der Beginn der Erkrankung möglicherweise um Jahre verschieben.

Stiftung fördert Humanmedizin

Die von der Dresdener Bank AG Bochum betreute Sophia und Fritz Heinemann Stiftung fördert Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet der Humanmedizin. Der Förderpreis soll als Anschubfinanzierung für junge Mediziner unter 30 Jahre dienen. Fritz Heinemann (1903-1975) war von 1952 bis 1969 Bochumer Oberbürgermeister.

Weitere Informationen

Dr. Thorsten Wiethege, Forschungsreferent FoRUM, Medizinische Fakultät der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/97656-13, Fax: 0234/97656-19, E-Mail: thorsten.wiethege@ruhr-uni-bochum.de
Richard Csaki, Dresdener Bank AG, Sophia und Fritz Heinemann Stiftung, Husemannplatz 6-7, Tel. 0234/9110-255, Fax 0234/9110-285

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Dr. Josef König idw

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