Es kommt sprichwörtlich "auf jeden Einzelnen" an


Nachuntersuchung der „Heidelberger Langzeitstudie zu Risikofaktoren und Diagnose chronischer Erkrankungen“ soll wichtige Erkenntnisse zum Verhältnis zwischen Persönlichkeit, Krebs und Herzkreislauferkrankungen liefern

Persönlichkeit, Krebs und Herzkreislauferkrankungen: Mit diesem Fragenkomplex beschäftigt sich die vor einem halben Jahr sehr erfolgreich angelaufene Studie namens HEIDE (von „Heidelberger Langzeitstudie zu Risikofaktoren und Diagnose chronischer Erkrankungen“). Es handelt sich um ein kooperatives Projekt zwischen dem Psychologischen Institut der Universität Heidelberg und der Abteilung Epidemiologie des Deutschen Zentrums für Alternsforschung (DZFA). Mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft werden in Heidelberg und einigen Gemeinden der Umgebung etwa 5000 Personen nachbefragt, die vor zehn Jahren hinsichtlich ihrer Persönlichkeit und ihres Gesundheits-/Krankheitsstatus untersucht wurden.

Die Fragestellung der neuen Studie geht dahin, ob die damals ermittelten Merkmale der Persönlichkeit, des Lebensstiles und familiärer sowie beruflicher Umfeldbedingungen, unter Berücksichtigung der damaligen Gesundheitssituation, einen Vorhersagewert für Gesundheit oder Krankheit zum jetzigen Zeitpunkt aufweisen.

Der Forschung in diesem Bereich kommt aus mehreren Gründen eine besondere Bedeutung zu: Zum einen handelt es sich bei Krebs- und Herzkreislauferkrankungen gleichsam um „Geiseln der Menschheit“, weil sie in den westlichen Ländern mit Abstand die häufigsten Todesursachen darstellen. Deshalb richten sich intensive Forschungsbemühungen sehr vieler Wissenschaftsdisziplinen auf die Ursachen, die Vermeidung und die Behandlung der besagten Krankheitsformen.

Zum anderen liegen inzwischen aus epidemiologischen Untersuchungen sowie aus Fall-, Verlaufs- und Interventionsstudien zahlreiche Hinweise darauf vor, dass psychologische Faktoren bei der Entstehung und dem Verlauf der beiden Erkrankungen eine wichtige Rolle spielen. Welche Faktoren dies im einzelnen sind, wie ihre relative Gewichtung zu bewerten ist und welche Krankheiten über Krebs- und Herzleiden hinausgehend unter ihrem Einfluss stehen, ist nun Gegenstand von HEIDE.

Auch dem Problem der Mehrfacherkrankungen kommt große Beachtung zu; erklären sich diese beispielsweise aus der Addition der für jede Einzelerkrankung maßgeblichen Faktoren oder liegt bei Mehrfacherkrankungen ein völlig anderes Muster vor? Dabei interessiert zusätzlich die Frage, ob und gegebenenfalls inwieweit sich vielleicht das Verursachungsgeflecht gegenüber früheren Zeitpunkten verändert hat, denn einiges spricht dafür, dass beispielsweise schädliche Ernährungsgewohnheiten und Bewegungsarmut, die durch psychologische Faktoren (mit-)vermittelt werden, in den vergangenen Jahren abgenommen haben.

Derzeit ist mit ihrem Einverständnis ungefähr die Hälfte der Gesamtstichprobe nachbefragt worden. Die Personen werden schriftlich und zum Teil auch mündlich kontaktiert und erhalten einen Fragebogen zugeschickt, den sie ausgefüllt an das Psychologische Institut zurücksenden. Dort werden – wie es die Bestimmungen des Datenschutzgesetzes erfordern – Name und Anschrift des Absenders von seinen wissenschaftlichen Untersuchungsdaten getrennt. Letztere werden, zusammen mit den Ergebnissen einer Mundspülung, die die Probanden ebenfalls freiwillig vorgenommen haben, im DZFA anonym ausgewertet.

Wohnsitzwechsel sind bei den Studienteilnehmern häufiger, als es die Forschergruppe erwartet hatte. Die Einwohnermeldeämter der betroffenen Gemeinden erweisen sich jedoch als ausgesprochen kooperativ, so dass die Forschergruppe zuversichtlich ist, alle Studienteilnehmer wieder kontaktieren zu können. Großen Wert wird bei der Untersuchung darauf gelegt, dass möglichst alle Probanden der ersten Erhebung an der Nachbefragung erneut teilnehmen. Um die Aussagekraft der Ergebnisse nicht zu beeinträchtigen, kommt es sprichwörtlich „auf jeden Einzelnen“ an. Die Beteiligung aller wird ermöglichen, die Resultate auch im Sinne von Beratung und Intervention zu nutzen.

Rückfragen bitte an:
Prof. Dr. rer. nat. Manfred Amelang
Psychologisches Institut der Universität Heidelberg
Tel. 06221 547329 oder -28, Fax 547325

Privat-Dozent Dr. med. Til Stürmer, DZFA

allgemeine Rückfragen von Journalisten auch an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317

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Dr. Michael Schwarz idw

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